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Plastik.

und geschultem Stilgefühl, beruht Furtwänglers Gemmenwerk. Darin sind einige christ-
liche Stücke abgebildet, aber des Näheren ist dort nicht auf die Materie eingegangen.
Unter diesen Umständen müssen wir uns begnügen, die Hoffnung auszusprechen, daß
ein gemmenkundiger Archäologe sich dem Gegenstand widmen und die altchristlichen
Gemmen auf Echtheit, Ursprungszeit und Typik im Zusammenhang untersuchen werde.1)

Plastik.
Das Wort Plastik wird konventionell meist im weiteren Sinne gebraucht (so auch
von uns oben S. 33. 35) für alle Art erhabener Arbeit, in Relief und Rundwerk. Im
engeren und technischen Sinn bezeichnet es die Arbeit in bildsamen Stoffen, wie Ton
oder Wachs, dann aber auch die in Metall, weil auch dies ein bildsamer, duktiler Stoff
ist; das Metall läßt sich hämmern und treiben, ziehen, schmelzen und in Formen
gießen. Dabei erlaubt es aber auch den Angriff mit scharfen Instrumenten, Gravieren,
Ziselieren, Schneiden, Meißeln.
Metall.
Lange Zeit galt das große Sitzbild des Petrus in der Peterskirche als antik und
zwar als ein Werk aus dem fünften Jahrhundert. Zuerst bestritt Didron den antiken
Ursprung, ihm folgte neuerdings Wickhoff; beide setzten die Figur in das dreizehnte
Jahrhundert. Während Kraus und Kaufmann zustimmten, suchen Grisar und Wittig
die Statue der christlichen Antike zu erhalten. Das Urteil wird erschwert durch den
Mangel an spätantikem Vergleichsmaterial; Neues bringt Petersen, der Grisar zu-
stimmt. — Eine berliner Kleinbronze, Bärtiger in Poderes und Himation, der in
der Linken ein Kreuzmonogramm hält (in der Größe des in den Bildwerken von Petrus
und von Simon von Kyrene getragenen Kreuzes) und linkshin blickend die Rechte
sprechend hebt, wird auf Petrus gedeutet, unter Widerspruch V. Schultze’s. Die Statuette
wird in das Ende des vierten Jahrhunderts gesetzt, Nik. Müller hält sie für den Rest
einer Bronzelampe. Der Typus der Figur, nur mit schlichtem Kreuz, kehrt in einem
Relief aus Sinope wieder.
Den Henkel einer Bronzekanne, in Gestalt des Paulus, auf einem Weinblatt
stehend, den Kopf vor einer Muschel, aus dem sechsten Jahrhundert, gibt Garrucci
467, 1 gleich neben der Petrusstatuette; auch in der ungenügenden graphischen Wieder-
gabe fällt der Stilunterschied auf. Bronzelampen, auf die wir nicht eingehen, findet
man bei Garrucci auf den Tafeln 468—472?)

*) Gemmen: Max Bauer, Edelsteinkunde, mit 20 Tafeln, 1896. Blümner, Terminologie und
Technologie III 227. Furtwängler, Antike Gemmen, Gesch. d. Steinschneidekunst im Altertum
1900 HI 360. 363 Taf. 50, 55. 67, 1—7. — de Rossi, Spicileg. Solesm. IV 577. Kraus, RE II 786.
Garrucci VI Taf. 477—479. Kaufmann, Handb, 592. Leclercq, Manuel II 361.
s) Großbronze: Didron, Ann. archäol. 1863, 29. Wickhoff, Zeitschr. für bild. Kunst 1890,
 
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