Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Typik der Sarkophagbilder.

75

Der Säulensarkopliag von Salona ist der einzige christliche mit auf dem Deckel
gelagerten Figuren der Verstorbenen; nur sind sie bloß abbozziert und dazu stark
verstümmelt. Das ist also ein Nachlebsel der Sarkophage in Klinenform. Diese
Idee klingt in anderer Weise nach in dem großen Sarkophag in der Vorhalle von San
Lorenzo zu Rom, an dessen Ecken Bettpfosten dargestellt sind; der zugehörige Deckel
ist leider verloren gegangen [Abb. 46].1)
Die Grabschrift, früher am Kasten angebracht, rückte im zweiten Jahrhundert
an den Deckel hinauf und ward hier auf eine viereckig gerahmte Tafel gesetzt oder
auf einen Rundschild. Die eine wie den anderen halten meist Eroten oder Sieges-
göttinnen. Dieser Typus entwickelt sich so sehr zu einem gern gesehenen Zierstück,
daß er auch ohne Inschrift verwendet wird, wenigstens ohne eingegrabene; und das
ist, wenigstens bei den christlichen Sarkophagen, der häufigere Fall. Die Eroten —
gegenüber den Niken weit in der Überzahl — werden in mannigfach bewegten Stel-
lungen gegeben, auf die wir hier nicht eingehen, wie ebensowenig auf die sonstigen
Darstellungen an den Deckelfriesen. Es genüge zu sagen, daß häufig Büsten der Ver-
storbenen hier Platz finden, sodann auch idyllische Szenen, besonders aber Meerwesen,
Delphine, Seerosse usf., endlich dann auch spezifisch christliche Figuren und Szenen
[Abb. 28. 43].2 3)

Typik der Sarkophagbilder.
Der Gedankenkreis, aus welchem die Bildhauer der Sarkophage, im Zusammen-
wirken mit den Auftraggebern, die Schmuckmotive zu entnehmen hatten, war ihnen
gegeben, es ist der sepulkrale. Der Kreis der Gedanken, die das Grab umspinnen, zer-
fällt in Unterkreise, je nachdem sie sich auf das Leben beziehen, oder auf den Tod,
wobei dann wiederum Krankheit und Sterben zu unterscheiden ist von dem, was mit
und nach dem Sterben wird. Die heidnischantiken Sepulkralreliefs beziehen sich auf
alle diese Unterkreise. Auf das Leben, insofern sie die Verstorbenen im Bilde ver-
ewigen, sei es für sich allein oder mit bezeichnenden Attributen und Szenen, die ihr
Dasein und Wirken im Leben schildern; in solchen Darstellungen der Verstorbenen
fand denn auch, was gerade die Kreise der Höchstgebildeten befriedigte, das Nachleben
im Andenken, seinen oft so gemütvollen Ausdruck. Auf den Tod selbst beziehen sich
einige Grabreliefs, indem sie, selten genug, die Krankheit und das Sterben realistisch
darstellen, eher die Totenklage, häufiger aber, indem sie den Tod unter den Begriff des
Tragischen stellen, die Verstorbenen im Typus tragischer Heroen vor Augen bringen.
Endlich beziehen sie sich auf das, was mit und nach dem Sterben eintritt, auch dies
nicht in realistischer Ausmalung der Verwesung, sondern in Andeutungen einer jen-
seitigen Seligkeit, gemäß den phantastischen Vorstellungen, wie sie in frühen und späten
Tagen des Altertums gewisse Kreise hegten. Diese Vorstellungen vergegenwärtigte ein
eigener Abschnitt unseres ersten Bandes.8)
*) Salona: Jelic, Röm. Quartalschrift 1891 zu Taf. 3—4. — San Lorenzo G 306.
2) Grabschrift: Altmann, Architektur 96. — Christliche Tabula von Eroten gehalten, am
Deckel, z. B. Perugia, G 321, 4.
3) Christi. Antike I 38 Die Jenseitsgedanken des Altertums.
 
Annotationen