Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schiedenen Gebäude und offenen Plätze so zu gruppieren, daß sie zusam-
menwirken. Wir bedürfen auch der Schönheit — der Schönheit der Linie,
der Form, der Farbe, der Verhältnisse, der Masse, der allgemeinen Korm
position. Der geistige Mensch lechzt nach Schönheit.« Und weiter: »Selten
haben unsere örtlichen Straßennetze irgendwo einen Kopfpunkt. Gewöhn-
lich gleichen unsere Pläne einförmigen Bratrosten ohne Abwechslung oder

Betonung-. Läßt man die Phantasie mit den Möglichkeiten eines sol-

chen Planes spielen, so entrollt sich allmählich die Vision des Großstadt*
planes der Zukunft; eine Stadt aus vielen miteinander verwebten Ortschaften,
jede in sich ganz und genügend für die gewöhnlichen Dinge des täglichen
Lebens, aber hinauslangend nach den außergewöhnlichen. So wiirde eine
Anzahl von Orten ihre höheren Schulen, ihre Zentralbiichereien, Theater
und großen Hörsaal, ihre Konzertsäle, ihre Waffenkammern und grö*
ßeren Spielplätze in einer Gruppenmitte vereinigen. Große Gemeim
schaftsgruppen fiir die ganze Stadt würden Universitäten, Kunstsamm*
lungen, Anstalten für Kranke und Bedürftige und schließlich, als Gipfeh
punkt der ganzen Stadt, die Gruppe für Verwaltung, Gesetzgebung und

Gerichtsbarkeit umfassen.-Eine Gemeindemitte in diesem Sinne

würde sehr viel dazu beitragen, das Wachstum der Empfindungen für das
Gemeinwohl zu beschleunigen. Sobald der Mensch erst das Empfinden
der Gemeinde als solcher erlangt hat, ist er viel besser imstande, den wah=-
ren Inhalt und die Bedeutung der verschiedenen Wechselbeziehungen
zwischen den Nachbargemeinden zu schätzen, und so aufwärts, bis vieb
leicht eines Tages, wie in einer Vision, sich das ganze große Panorama vor
ihm entrollt und er in all ihrer Herrlichkeit und Schönheit ,Die Stadt‘ emp*
findet.«

Diese Worte liegen völlig in der Richtung dessen, was auch wir suchen.
Auffallend ist daran die Tendenz zur Verkörperung des Bürgerstolzes, die
dem auf seinen jungen mächtig aufgeblühten Staat stolzen Amerikaner be«
sonders nahe liegt. Das neue Munizipalgebäude in New York zeigt ein Bei*
spiel für die Verwirklichung dieses Gedankens (Abb. 60). Es kommt ge-
waltig aus dem Stadtbilde heraus, um sich neben den Wolkenkratzern zu
behaupten. Doch wenn man sich das StadtbildNew Yorksansieht (Abb. 61),
so steht es darin nicht gewaltiger, als das herrliche Rathaus in Augsburg
(Abb. 59), das sich schließlich doch wieder der eigentlichen Stadtkrone,
der Ullrichskirche (Abb. 8) unterordnet. Jene hohe Einschätzung des Bür«
gerstolzes in den alten Städten, die Howe oben aussprach, scheint also doch

84
 
Annotationen