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Technische Winke: Beiblatt zum "Kunst-Herold": Technische Winke — Nr. 1-4.1908

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No. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.70347#0010
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10

technische winke.

No. 4

„Artifex“
Ein neuer Radier g u ni m i.
Zum Reinigen der Tonpapiere bedienen sich die Künstler
.meistens noch des uralten primitiven Mittels, des weichen, ge-
kneteten Brotes, das seinen Zweck in den meisten Fällen
immer noch besser erfüllte wie die besten im Handel befind-
lichen Radiergummisorten. Die Firma Aktien-Gesellschaft
Melzer & Co. in München hat sich seit langer Zeit schon
damit beschäftigt, ein Radiermittel ausfindig zu machen, das
speziell für Zeichnungen auf Tonbogen geeignet ist.
Der neu in den Handel gebrachte Radiergummi „Artifex“
besitzt nun all die Eigenschaften in hervorragendem Masse,
die von den Künstlern schon seit vielen Jahren von einem
Radiermittel für den genannten Spezialzweck verlangt wurden.
Der neue Gummi ist in seiner Wirkung unübertroffen, er
reinigt schnell, ohne das Papier auch nur im geringsten anzu-
greifen, schmiert nicht, färbt auch nicht ab und bleibt dabei
dauernd weich und geschmeidig.
Wir können der Künstlerschaft diesen neuen Radiergummi,
der für den Preis von 30 Pf. für das Stück von allen ein-
schlägigen Geschäften zu beziehen ist, bestens empfehlen.

Pinselwäsche.
Der Artikel in No. 4 des „Kunst-Herold“ über die Behand-
lung von Pinselstielen, um das Lockerwerden der Blechhülsen
zu verhüten, veranlasst mich, mein Verfahren, die ölfarben-
Pinsel zu waschen, zu beschreiben. Ich benütze dazu d'as
Petroleum. Die Pinsel werden zunächst durch Ausdrücken
in Papier von dem grössten Teil der Farbe befreit. Darauf
werden sie in Petroleum ausgespült. Ich bediene mich zweier
glatter Wassergläser,und spüle in dem ersten vor und in dem
zweiten mit deinem Petroleum nach. Die so benutzte Flüssig-
keit wird in ein drittes Gefäss gegossen. Bis zum nächsten
Tage setzt sich diese so weit ab, dass das nunmehr etwas
gefärbte Petroleum klar abgegossen werden und wieder in
den Wassergläsern verwendet werden kann. — Unter Er-
neuerung des Petroleums für, die Reinwäsche ist der Ver-
brauch nicht bedeutend. Zwei bis drei Liter im Winter-
semester.
Bei dieser Methode ist das Lockerwerden der Hülsen aus-
geschlossen und die Pinsel werden wesentlich geschont. Sie
werden jedenfalls viel länger erhalten, als bei der Wäsche
mit grüner Seife. A. Retzlaff.
Mussini-Oeliarben.
Allen schaffenden Künstlern dürfte eine Broschüre*) von
Interesse sein, welche sich mit den alten Meistern der nieder-
ländischen Schule beschäftigt. Es wird uns darin die Technik
der Van Eyck, Memling, Rubens vorgeführt und auf Grund
von unwiderleglichen Tatsachen und mit Hilfe eingehenden
Quellenstudiums der Nachweis geführt, mit welchen Mitteln
jene Meister ihre unvergleichlichen Werke gemalt haben.
Bekanntlich werden im Hause H. Schmincke & Co. neben
den altbewährten Horadam’s Patent-Aquarellfarben auch
Künstler-Oelfarben angefertigt. Speziell die Mussini-Oelfarben,
welche der italienische Meister Mussini vor langen Jahren
nach dem System der alten Niederländer sfehuf, haben der
Firma einen Weltruf errungen. In Lieferung 6 werden u. a.
die Vorzüge der Mussini-Oelfarben in einer graphischen Dar-
stellung erläutert, welche die ausübenden Künstler in hohem
Masse inters’sieren dürfte.
Lieferung iß wird auf Verlangen kostenfrei von der Firma
versandt..
*) H. Schmincke & Co. Maltechnische Mitteilungen,
6. Lieferung.

„PeUkaii“-Kitiistler-Ölfarben, Keine Rezepte alter Meister
sind bei der Herstellung dieser Farben zur Anwendung ge-
komnin, obgleich man gewöhnt ist, mit einer gewissen Ver-
ehrung auf die Leistungen unserer Altvordern in der Malerei
zurückzublicken und sich über die prächtigen Wirkungen freut,
welche die Jahrhunderte alten Bilden noch heute zeigen. Diese
glänzenden Zeugen einer vergangenen Epoche haben in uns
die Ansicht gestärkt, dass unsere alten- Meister mit einem
ganz vorzüglichen Farbenmaterial schafften, von dem die
Rezepte nicht zu uns gelangt sind. Ich wage zu behaupten-
unser jetziges Farbenmaterial überragt das der Alten bei
weitem. Es sind keine technischen Kenntnisse verloren ge-
gangen, sie sind stets fortgebildet worden und Chemie und
Technik haben eine Verfeinerung des Materials möglich ge-
macht, welche' früher ausgeschlossen war. Um wieviel reicher
wurde die moderne Palette durch die Fortschritte der Chemie!
Nur wenige Farben äusser den Erdfarben standen den alten
Meistern zur Verfügung; sie besassen nicht die erst durch die
Wissenschaft der Neuzeit entdeckten Metallfarben, das glän-
zende und beständige Cadiumgelb, das dem modernen Maler
unentbehrliche Vert emeraude, das Pariserblau und das Gam-
bia uoxyd.
Mit den „Pelikan“-Künstler-Oelfarben, welche ich hiermit
der Künstlerschaft biete, wird eine neuzeitliche Farbe ge-
liefert, bei der alle Fortschritte von Chemie und 1 echnik
zweckdienliche Verwendung finden. Die „Pelikan“-Ki'mstler-
Oelfarben bestehen aus feinsten Pigmenten, gebunden durch
ein nach besonderem Verfahren gereinigtes Gel, ohne jeden
Zusatz von Wachs oder anderen die Dauerhaftigkeit der
Oelfarben schädigenden und die Leuchtkraft beeinträchtigen-
den Stoffen. Die- Forderung der Künstlerschaft nach reinen
Farben ist in den „Pelikan“-Künstler-Oelfarben erfüllt; die
Bestandteile jedes Tones sind in einer Skala verzeichnet.
„Pelikan“-Künstler-Oelfarben erhärten auf der Malfläche bald
und werden völlig trocken.
Cadmium, Zinnober, Neapelgelb und Chromoxydgrün
würden bei langer Aufbewahrung in der Tube infolge Eigen-
art der Rohmaterialien das Gel abscheiden und erhalten des-
halb einen kleinen Zusatz von „Pelikan“-Tempera-Emulsion.
Wird dieser nicht gewünscht, so können die Farben auch als
reine Oelfarben geliefert werden; ausgeschiedenes Gel wird
dann auf der Palette dem Farbstoffe wieder beigemischt.
Als Malmittel dient reines Leinöl, das man nach Bedarf
mit Terpentin-Essenz verdünnen kann.
Sind die „Pelikan“-Künsitler-Oelfarben auch nicht nach
den Vorschriften alter Meister hergestellt, so habe ich doch
eines von ihnen beibehalten: das ist die sorgfältige Auswahl
der Töne und die Beschränkung auf nur 30 Farben von
grosser Lichtbeständigkeit, die auch eine Dauerhaftigkeit der
mit ihnen hergestellten Gemälde verbürgen. In dem bisher
üblichen . übergrossen . Sortiment ist auch zum grossen Teil
die Ursache der Klagen über das moderne Farbenmaterial
gegenüber dem der Alten begründet.
Dank schulde den Herren Künstlern, die mir in liebens-
würdiger Weise bei der Auswahl der Töne behilflich waren.
Wenn sich zwei Künstler auf einen Ton vereinigten, so ist
er in das Sortiment aufgenommen worden.
„Pelikan“-Oelfarbeii zeigen die Palette der Praxis; sind
sic in solider Weise aufgetragen, also dann erst übereinander
gelegt, wenn die Unterschichten gründlich ausgetrocknet sind,
so kann man sicher sein, dass man dauerhafte Werke von
hervorragender und unverwüstlicher Leuchtkraft erhält.
Günther Wagner,
Hannover und Wien. -
 
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