Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0103
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Die Ensenhamens.

83

einwilligen darf. Soll der Mann sie nicht kaufen, so soll sie sich nicht
kaufen lassen. Soll er in züchtigem Dienste ihre Minne verdienen, so
sie nach tugent und mit sinne lohnen. Er soll nichts Ungebührliches
fordern, sie sich dem boesevribt weigern. Eines entspricht dem andern,
der Ritterlehre die Frauenzucht.
1657—1676 greift der Dichter noch einmal auf die Ritterlehre
zurück. Der Liebhaber soll nicht den Ehemann der Geliebten schelten,
damit entehrt er auch sie und stellt sich selbst dem Toren gleich.
1677ff. faßt die Auszüge aus beiden Werken zusammen:
lek tert war tu^ont vrouwon takte,
und wio em edel ritsr mökte
tuen dar er würde Zenaems.
Er hat gekürzt; denn sonst könnte er es nicht in den Rahmen des neuen
Werkes einfügen (1685 ff.). Er hat aber auch erweitert; denn die
mntorje, der Gegenstand, dem er sich jetzt zuwenden muß, ist ein anderer.
Eine Tugendlehre will er schreiben, keine Anstandslehre, keinen Ensen-
hamen. Ensenhamens aber waren jene ersten beiden Werke, die er in
provenzalisch dichtender Umwelt an einem oberitalischen Hofe ver-
faßt hat.
Im Bereiche der deutschen Literatur gibt es eine entsprechende
Gattung nicht. Nur hie und da findet sich einmal ein Anklang an diese
oder jene Stelle. Die älteste hier zu nennende Dichtung ist das von
DocenE dann von Meyer-Benfey^ veröffentlichte Büchlein, über
das zuletzt Ehrismann^ gehandelt hat. Es zerfällt in zwei Teile,
von denen der erste Teil^ sich dieselbe Aufgabe setzt wie Thomasins
Minnelehre für Frauen: beide wollen lehren,
. .. wie ein vrouwo soldo
diu siek Zorn bownren wolde
erkenn die vslseden minnserv (Thornasin 1657 ff.).
Der falsche Minner ist für das kleine Gedicht der äs2 minne sint niet
deiwlieü^, ferner der da rvanet ckiu rvip minnvu «Inen starken
der da glaubt, wegen seiner Schönheit oder seiner Kühnheit geliebt zu
werden oder wegen des schönen Haupthaares, wegen mankrakt oder
Miscellaneen zur Geschichte der teutscheu Literatur 11 (München 1807),
305- 307.
E Mittelhochdeutsche Übungsstücke. Halle 1809, 30—32. (2. Ausl. Halle 1921).
Phaset, ZDA. 64 (1927) 301 ff.
Docen 306,1—28; Meyer-Benfey 30, 1—31, 17.
Docen 306,9; Meyer-Benfey 30, 5.
Docen 306,13; Meyer-Benfey 30, 8.


 
Annotationen