Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0111
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Die Ensenhamens.

91

mals kann wahre Liebe durch Geld erkauft werden»*, ebensowenig sollst
du Liebe suchen bei einer Frau, in gun knoiloin potitae roi eoneessionem
oognoveris*»». Auch Thomasin wendet sich scharf gegen gekaufte Minne
(1221 ff.). Er verweist dem Manne, daß er bitte uinb ein kleine äino,
und der Frau, daß sie es schnell gewähre (1392ff.). Und wenn Andreas
sogar der Schönheit der Gestalt nur bedingten Wert zugesteht und meint,
sie allein verbürge keine Dauer, wenn nicht die oder der Geliebte nwriun
sit prokitate lauäanäum, so gilt von Thomasin das Entsprechende.
Auch er fordert vor allem üükseüeit. Thomasins Betrachtung über lw-
rvnnMn minus (1201 ff.) könnte wie unmittelbar durch Ovid (Awores
III, 4), so auch durch Andreas (I 6, S. 15) angeregt sein. An Ovid
(Lrs II, 261—294) knüpfen beide an, da sie die kleinen Geschenke auf-
zählen, die den Liebenden zu gestatten sind»». Geiz und Verschwendung
tadeln beide in gleicher Weise.
Der Auszug aus der Frauenzucht ist zu kurz, als daß sich Möglich-
keiten eines eingehenden Vergleiches mit dem Werk des Andreas er-
gäben. Nur auf weniges mag hingedeutet werden. Thomasin rät von
der Liebe zu einem nnMimMn ab, außer er sei biäerbe uncle Mot
(1589ff.). Denselben Gegenstand behandelt das lange Gespräch zwischen
dem Bürger (plobeius) und der adeligen Dame (I 6, 13, S. 36ff.) in
dem lateinischen Traktat. Die Warnung vor der Liebe zu einem Toren
(1607ff.) oder einem Bösewicht (1625ff.) erscheint in dieser Form nicht
bei dem Franzosen, wohl aber betont er immer wieder die morum
Mvlntns und warnt davor, jemanden als Geliebten zu dulden, den zu
heiraten die Scham verbieten würdet
Hat Thomasin das Werk des Andreas gekannt? Im allgemeinen
treffen wir erst etwa von der Mitte des 13. Jahrhunderts an auf An-
spielungen bei französischen Dichtern»», der älteste Beleg ist wohl die
Erwähnung in einem von Albertanns von Brescia 1238 geschriebenen
Traktat»».'
Sollte es schon dem jungen Thomasin zugänglich gewesen sein, so
müßte es bald nach 1200 nach Italien gelangt sein, d. h. 10 Jahre
bevor nach Trojels Annahme»»» der Archetypus der Handschriften kl
Andreas (Anm. 488) I 9: Vs amorv per pvvuninm »egnisito (S. 224—232).
(Anm. 488) l 10: Vs kaeili rsi eonesWicms pstitas (S. 232—238); dazu
auch die 14. Regel: ebd. II 8 (S. 310).
Thomasin 1338ff.; Andreas II 21 (S. 293f.).
Andreas (Anm. 488) I 6 v Nr. 8; II 8 Nr. 11 (S. 100; bzw. 810).
Andreas (Anm. 488) Einl. p. 13.
"" ebd. p. 6; Baethgen (Anm. 488) 48.
»°o MdreaK (Anm. 488), Einl. p. 42.
 
Annotationen