Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Übers.]: Dürers Briefe, Tagebücher und Reime (Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Wien, 1872)

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dass er nicht verzweifle, mit der Zeit auch etwas Besseres auf-
finden zu können.
Wenn das geschieht, dann unterliegt es keinem Zweifel,
dass diese Kunst mit der Zeit wieder, wie vor Alters, ihre Voll-
kommenheit erlangen könne. Denn es ist offenbar, dass die 5
deutschen Maler mit ihrer Hand und im Gebrauch der Farben
nicht wenig geschickt sind, wiewohl es ihnen bisher an der
Kunst der Messung, Perspective und anderem dergleichen ge-
mangelt hat. Darum ist zu hoffen, wenn sie diese auch erlernen
und also Geschicklichkeit und Kenntniss mit einander über- io
kommen, dass sie dann mit der Zeit keiner anderen Nation den
Preis vor ihnen lassen werden.
Aber ohne Proportion kann nie eine Figur vollkommen
sein, wenn sie auch so Reissig, wie das nur immer möglich ist,
gemacht würde; wiewohl es auch nicht Noth thut alle, und zu- i5
mal ganz kleine Figuren nach dem Mass zu machen, denn das
würde zu viel Mühe verursachen. Wenn man aber in dem Mass
recht Bescheid weiss und dasselbe in der Uebung hat, kann
man nachträglich desto leichter auch ohne das Mass eine jeg-
liche Figur machen. 20
Damit nun auch dieser mein Unterricht desto besser ver-
standen werden möge, habe ich zuvor ein Buch von der Mes-
sung, nämlich Linien, Ebenen, Körper u. a. betreffend, ver-
öffentlicht, ohne deren Kenntniss diese meine Lehre nicht gründ-
lich verstanden werden kann. Darum thut es einem Jeden Noth, 25
der sich in dieser Kunst versuchen will, dass er zuvor in der
Messung wohl unterrichtet sei und wisse, wie von jeglichem
Dinge ein Grundriss und Aufriss* zu machen sei; wie denn diess
die kunstgeübten Steinmetzen in täglichem Gebrauche haben.
Denn ohne das würde man meinen Unterricht nicht vollkommen 3o
verstehen können.
Es soll sich auch niemand abschrecken lassen, wenn er
nicht sogleich alles versteht, denn was ganz leicht ist, kann