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Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Übers.]
Dürers Briefe, Tagebücher und Reime — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 3: Wien, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.28721#0180
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i 56

Massvoller Rede beAeisse dich,
Fahr' nicht die Leut' an freventlich.
Sag' nichts bloss dem Bedünken nach,
Sprich auch nicht unbesonnen, jach,
Dass niemand dadurch beleidigt werde.
BeAeisse dich einer sanften Geberde,
Sag' deine Meinung g'rad und schlicht,
Bleib' bei der Wahrheit, lüge nicht,
Und zeige nimmer dich aus List
Anders, als dir um's Herze ist;
Betrügst sonst nur dich selbst und Gott,
Und vor den Menschen wirst du zum Spott.
Verurtheile niemanden schnell
In seinem Thun, nicht unterstell'
Ihm Rachegedanken, Zorn und Hohn,
Und denk', ich thu' leicht morgen schon
Ein schlimm'res Werk, als jenes ist;
Damit verjagst des Teufels List.
Dem Zorne leihe nie dein Ohr,
Du hätt'st dich denn besonnen zuvor,
Ob du mit Recht auch zürnen gesollt;
Das ist dir nützlicher als Gold.
Verantwort' nicht gleich alle Sachen,
Willst du dir Herzensruhe machen,
Leide, gedulde dich kurze Zeit,
Bis etwa And're für dich bereit
Zur Antwort, oder es sich kläre,
Damit gewinnst du grosse Et^e,
Mehr, als wenn du dir Mühe machtest,
Es feindlich auszukämpfen trachtest.
D'rum, wenn die Leute sich entzweien,
Häng' dich an keine der Parteien;
 
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