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sah er wohl in der Kathedrale die Madonna mit St. Donatian, St.
Georg und den Stiftern, das grösste Gemälde Jan van Eyck's mit
fast % lebensgrossen Figuren. Es befindet sich jetzt in der Samm-
lung der Akademie zu Brügge. W. H. James Weale, Catalogue
No. i. Eine alte Copie darnach ist im Museum zu Antwerpen
No. 11. Es lag nahe, bei ,,dem Ding des Johannes" zu Brügge
an die berühmten Gemälde des Hans Memling im Hospital von
St. Johann zu denken. Obwohl nun Dürer gern die Namen latini-
siert, bleibt hier eine solche Deutung bedenklich, da Dürer Mem-
lingen von Jan van Eyck doch irgendwie unterschieden und ihn
wohl sicher mit seinem deutschen Namen Hans bezeichnet haben
würde, der für Memling überall gebräuchlich war. Auch in den
französischen Inventaren Margarethens von i5i6 bei L. Dela-
borde bezieht sich Johannes stets nur auf Van Eyck, dagegen
lautet Memling's Vorname regelmässig Hans, und selbst Vasari
sucht denselben durch ,,Ausse" oder ,,Havesse" wiederzugeben. So
sehr es also auch auffallen mag, dass Dürer Memling's nirgends
gedenkt, lässt sich doch diese Stelle ohne Gewaltsamkeit nicht auf
ihn deuten.
115, 26. Maler-Kapelle, d. i. die Kapelle der vereinigten Maler-, Sattler-
und Glasergilde, geweiht den Heil. Lukas und Aloysius, in der Nord-
sandstrasse. Deren Bau ward am ig. April i/].5o begonnen. Von Ge-
mälden enthielt dieselbe 176g nur noch das von Jan van Eyck
gemalte Bildniss seiner Frau, gegenwärtig im Museum der Akademie
von Brügge. W. H. J. Weale, Catalogue von 1861. No. 2. Pin-
chart a. a. O.
115, 33. Mostaert liest Verächter wohl mit Grund statt des unverständ-
lichen ,,Must heran" bei Campe.
116, 12. Dekan oder Dechant, d. i. deken, doyen hiess der Aelteste, der Ob-
mann einer Gilde in Brabant.
116, iS. des Johannes Tafel, d. i. der berühmte und sogenannte Genter
Altar, das Hauptwerk der Brüder Van Eyck. Der ältere Hubert
van Eyck, wie meist angenommen wird, i366 zu Maaseyck bei
Maastricht geboren, war schon vor 1412 in Brügge ansässig.
Um 1420 aber übersiedelte er eigens nach Gent, um dem Bürger-
meister von Gent, Jodocus Vyts, Herrn von Pamele und dessen
Frau Elisabeth, aus der Familie Burlut das grossartige Altar-
werk für ihre Begräbniskapelle in der Kathedrale auszuführen. Es
besteht aus zwei Reihen, gebildet von zwölf Tafeln, die sich nur
zur Hälfte noch in der, jetzt St. Bavo genannten Kirche, zur anderen
Hälfte aber im königl. Museum zu Berlin befinden. Der Gegen-
stand der Darstellung ist die Lehre von der Erbsünde und Versöh-
nung und das Mittelstück bildet die Anbetung des Lammes. Hubert
starb über der Arbeit am 16. Sept. 1426 und ward in der Familien-
gruft der Vyts bestattet. Sein, etwa um ein Menschenalter jüngerer
sah er wohl in der Kathedrale die Madonna mit St. Donatian, St.
Georg und den Stiftern, das grösste Gemälde Jan van Eyck's mit
fast % lebensgrossen Figuren. Es befindet sich jetzt in der Samm-
lung der Akademie zu Brügge. W. H. James Weale, Catalogue
No. i. Eine alte Copie darnach ist im Museum zu Antwerpen
No. 11. Es lag nahe, bei ,,dem Ding des Johannes" zu Brügge
an die berühmten Gemälde des Hans Memling im Hospital von
St. Johann zu denken. Obwohl nun Dürer gern die Namen latini-
siert, bleibt hier eine solche Deutung bedenklich, da Dürer Mem-
lingen von Jan van Eyck doch irgendwie unterschieden und ihn
wohl sicher mit seinem deutschen Namen Hans bezeichnet haben
würde, der für Memling überall gebräuchlich war. Auch in den
französischen Inventaren Margarethens von i5i6 bei L. Dela-
borde bezieht sich Johannes stets nur auf Van Eyck, dagegen
lautet Memling's Vorname regelmässig Hans, und selbst Vasari
sucht denselben durch ,,Ausse" oder ,,Havesse" wiederzugeben. So
sehr es also auch auffallen mag, dass Dürer Memling's nirgends
gedenkt, lässt sich doch diese Stelle ohne Gewaltsamkeit nicht auf
ihn deuten.
115, 26. Maler-Kapelle, d. i. die Kapelle der vereinigten Maler-, Sattler-
und Glasergilde, geweiht den Heil. Lukas und Aloysius, in der Nord-
sandstrasse. Deren Bau ward am ig. April i/].5o begonnen. Von Ge-
mälden enthielt dieselbe 176g nur noch das von Jan van Eyck
gemalte Bildniss seiner Frau, gegenwärtig im Museum der Akademie
von Brügge. W. H. J. Weale, Catalogue von 1861. No. 2. Pin-
chart a. a. O.
115, 33. Mostaert liest Verächter wohl mit Grund statt des unverständ-
lichen ,,Must heran" bei Campe.
116, 12. Dekan oder Dechant, d. i. deken, doyen hiess der Aelteste, der Ob-
mann einer Gilde in Brabant.
116, iS. des Johannes Tafel, d. i. der berühmte und sogenannte Genter
Altar, das Hauptwerk der Brüder Van Eyck. Der ältere Hubert
van Eyck, wie meist angenommen wird, i366 zu Maaseyck bei
Maastricht geboren, war schon vor 1412 in Brügge ansässig.
Um 1420 aber übersiedelte er eigens nach Gent, um dem Bürger-
meister von Gent, Jodocus Vyts, Herrn von Pamele und dessen
Frau Elisabeth, aus der Familie Burlut das grossartige Altar-
werk für ihre Begräbniskapelle in der Kathedrale auszuführen. Es
besteht aus zwei Reihen, gebildet von zwölf Tafeln, die sich nur
zur Hälfte noch in der, jetzt St. Bavo genannten Kirche, zur anderen
Hälfte aber im königl. Museum zu Berlin befinden. Der Gegen-
stand der Darstellung ist die Lehre von der Erbsünde und Versöh-
nung und das Mittelstück bildet die Anbetung des Lammes. Hubert
starb über der Arbeit am 16. Sept. 1426 und ward in der Familien-
gruft der Vyts bestattet. Sein, etwa um ein Menschenalter jüngerer