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Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Übers.]
Dürers Briefe, Tagebücher und Reime — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 3: Wien, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.28721#0258
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23^
119, 23. Martin Luthers Aufhebung nach seiner Rückkehr vom Reichstage
zu Worms, geschah bekanntlich nicht durch seine Feinde, sondern
zum Schutze des Geächteten auf Befehl seines Landesfürsten und
Gönners, des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen, und
zwar am 4. Mai i52i im Thüringer Walde zwischen Schloss Alten-
stein und Waltershausen. Da Luther damals insgeheim auf die
Wartburg gebracht und dort als Ritter Georg bis zum 1. März
des folgenden Jahres verborgen gehalten wurde, konnten die Dürer
beunruhigenden Gerüchte lange Nahrung finden.
121, 7. der seit 140 Jahren gelebt hat. Hier kann Dürer nur den eng-
lischen Reformator John Wicliffe meinen, der im Jahre i38y zu
Oxford starb, und auf den Luther namentlich in seiner i52o
erschienenen ,,Babylonischen Gefängniss" öfter hinweist.
121, 26. Apocalypse, d. i. im 21. Capitel der Offenbarung Johannis.
121, 33. Opinionen, d. i. fromme Meinungen der Kirche, im Gegensätze zu
den gebotenen Glaubenssätzen. Vergl. Luther, Babyl. Gef.: ,,Denn
was ohne Schrift oder ohne bewährte Offenbarung gesagt wird, mag
wohl als eine Opinion angenommen werden, ist aber nicht noth,
dass es geglaubt werde."
122, io. Erasmus von Rotterdam. Heutzutage wissen wir freilich, wie sehr
Dürer mit dieser seiner Apostrophe an den Unrechten kam. Damals
aber hatte der vorsichtige Gelehrte, der weltberühmte Schriftsteller
vollauf zu thun, ähnliche Zumuthungen einer Betheiligung am theo-
logischen Kampfe abzuwehren, und zwar nach beiden Seiten hin.
Ueber sein Verhältniss zur Reformation handelt ausführlich: F. O.
Stichart, Erasmus von Rotterdam. Seine Stellung zu der Kirche und
zu den kirchlichen Bewegungen seiner Zeit. Leipzig. 1870.
123, 7. HyocaJyp^U. Die Lösung des fünften Siegels, Capitel 6, Vers q—n.
123, 19. vier kleine St. Christophe auf grauem Papier aufgehöht;
diese Zeichnungen hatten ohne Zweifel den Zweck, von Patenier
als beliebte Staffagen in seinen Landschaften verwendet zu werden.
Zugleich ist zu bemerken, dass auch die beiden kleinen Kupferstiche
von Dürer, welche St. Christoph auf verschiedene Weise darstellen,
die Jahreszahl i52i tragen. Bartsch No. 5t und 52. Vermuthlich ver-
danken sie den Studien für Patenier ihre erste Entstehung.
123, 3i. Meister Gerhard, der llluminist. Gerhard Horeb out von
Gent, ein berühmter Miniaturmaler. Er arbeitete mehrere Jahre in
Gent, namentlich für den kunstsinnigen Abt von St. Bavo, Lievin
Hugenos und war t5i6—i52t mit der Illuminierung von Livres
d'heures für die Erzherzogin Margarethe beschäftigt. Aus seiner
Werkstatt sind auch die Miniaturen des berühmten Codex Grimani
zumeist hervorgegangen, denn er ist wo! sicher der ,,Girardo de
Gua nt" des Morelli'schen Anonymus, welcher gerade im J. i52i
dasBreviarium des Cardinais Domenico G. sah. Eine andere Frage
 
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