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Thausing, Moritz
Dürer: Geschichte seines Lebens und seiner Kunst — Leipzig, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0170
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I co VIII. Der Wetlftreit mit Wolgemut und die frühen Kvtpferfliche.

eigenthümlichen, antiquarifch-artiftifchen Einflüffe Italiens auf Nürn-
berg fchon im XV. Jahrhunderte zu vermitteln, fo weift uns alles auf
den Stadtphyücus und Hiftoriographen Doctor Hartmann Schedel,
geb. zu Nürnberg 1440, geft. dafelbft 1514. Nachdem er in Leipzig
Magifter der freien Künfte geworden war, hatte er im Jahre 1463 die
Univerfität Padua bezogen, um Medicin zu ftudieren. Sein Aufenthalt
dafelbft fällt gerade in die Jahre, da Andrea Mantegna mit Hilfe ge-
lehrter Freunde von der Univerfität feine antiquarifch-realiftifche Re-
naiffance ausbildete und mit ihr Triumphe feierte, bis zu deffen Be-
rufung an den Hof der Gonzagen nach Mantua im December 1466 ').
Wie Schedel felbft berichtet, wohnte er im Jahre 1465 zu Padua der
feierlichen Zergliederung eines menfchlichen Leichnams bei, und am
17. April 1466 wurde er dafelbft als Licentiat und Doctor in utraque
medicina creiert. Daneben aber hat er fich mit gröfstem Eifer der
Alterthumsftudien befliffen. Angeregt durch ein Bruchftück aus dem
griechifchen Reifetagebuche des gelehrten Antiquars Cyriacus von
Ancona (geb. 1361), aus dem er Notizen, Infchriften und Zeichnungen
copierte, verfafste er felbft ein grofses Sammelwerk über die Merk-
würdigkeiten Italiens, befonders Roms und Paduas mit befonderer
Berückfichtigung der Infchriften, »damit die Nachkommen Denkmäler
erhalten, welche ihr Gemüth ergötzen und fie zu mehrerer Vervoll-
kommnung anreizen können«. Auch als practifcher Arzt und als
Stadtphyücus in Nördlingen, Amberg und Nürnberg fetzte er diefe
Studien fort und arbeitete an einer ähnlichen Sammlung von Alter-
thümern und Epigraphen aus Deutfchland. Noch im Jahre 1512
brachte ihm Wilibald Pirkheimer von Trier Notizen und Abfchriften,
auch eine Abbildung des römifchen Monumentes zu Igel2).

Schedel hat fich felbft als Zeichner verfucht. Die Proben aber,
welche uns davon in feinen Handfchriften überliefert find, geben von
feiner Kunftfertigkeit keinen hohen Begriff. Sie zeigen die Hand eines
ungeübten Dilettanten, der fich zwar ein, in feinen jungen Jahren beliebtes
Stückchen eingeprägt hat, in jedem anderen aber fich nicht zurecht
findet. In harter fpiefsiger Holzfchnittmanier zeichnet er mit der
Feder Gewandfiguren, in denen man ohne die beigefchriebenen Namen
alles eher als mythologifche Geftalten erkennen würde. Ihre Be-
deutung haftet nur an dem allgemeinften Begriffe, an dem äufserlichften
Merkmale, alles andere mufs eine kräftige Phantafie dazu thun. Gleich-
wohl wäre es ein Irrthum, wollten wir Schedels Vorftellungen von

1) Crowe u. Cavalcal'elle, Gefch. d. ital. i 2) Will, Nürnberger Gelehrtenlexicon.

Malerei, deutfch v. M. Jordan V. 406; I Otto Jahn, Aus der Alterthumswiffenfchaft
385 etc. ; 348 ff.
 
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