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Thausing, Moritz
Dürer: Geschichte seines Lebens und seiner Kunst — Leipzig, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0240
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Der Plan von Venedig. ~*9

für immer verlaffen zu haben. Dafs er im Jahre 1506 nicht dort war,
wiffen wir aus Dürers zweitem Venetianifchen Briefe an Pirkheimer,
in dem es heilst: »Auch laffe ich Euch wiffen, dafs viel beffere Maler
hier find, als da draufsen i) Meifter Jakob ift; aber Anton Kolb Schwüre
einen Eid, es lebte kein befferer Maler auf Erden, als Jakob. Die
Anderen fpotten feiner und fagen: wäre er gut, fo bliebe er hier«.
Bemerkenswert!! an diefer Briefftelle ift zunächft das nähere Intereile
welches Dürer nicht nur an Barbari an den Tag legt, fondern auch
bei Pirkheimern vorausfetzt; fodann aber auch ein gewiffer Antago-
nismus Dürers, der aus den Worten fpricht, zumal er unmittelbar
zuvor hervorgehoben hat, dafs ihm das, was ihm vor eilf Jahren io
wohl gefallen hätte, jetzt nicht mehr zufage. Dafs Barbari damals in
Nürnberg wohlbekannt und fehr beliebt gewefen fei, dafür bei.tzcn
wir noch ein anderes Anzeichen.

In der bereits oben erwähnten, im Jahre 1504 eingebundenen
Handfchrift Dr. Hartmann Schedels auf der Münchener Bibliothek
finden wir nämlich eine Reihe von Kupferftichen Jacopos, und iait
ausfchliefslich diefe, fchon urfprünglich eingeklebt. Auffallend dt
dabei, dafs auch der wichtigste Gewährsmann Schedels, Cynacus von
Ancona eine ganz befondere Vorliebe für Mercurius hat und von
diefem ftets mit falbungsvoller Verehrung fpricht. Der Gott erfcheint
ihm im Traume, fein Tag, der Mittwoch, gilt ihm als befonders glück-
bringend und heilig; und dafs er ihn als eine Art von Schutzheiligen
betrachtet, zeigt ein feltfames Gebet in feinem Tagebuche an den
»hehren Mercurius, den Vater aller Künfte des Geiftes und latentes,
wie auch der Wohlredenheit, den beften Führer auf Weg und Steg«
u. f. w. In demfelben Codex findet fich denn auch eine merkwürdige
Abbildung des »Hermes Mercurius« von der Hand Schedels, die offen-
bar aus Cyriacus gefchöpft ift. Trotz der Schwachen Zeichnung «,
kennt man noch den fpitzbärtigen Mercur mit Flügelhut, Flügelfchuhen
und Schlangenftab, in Schreitender Haltung, wie ihn die archa.fche
Kunft der Griechen zu bilden pflegte2).

Sehr richtig erkannte Springer den Zusammenhang dieSer Sche-
del'fchen Skizze mit einer ziemlich frühen colorierten Federzeichnung
Dürers in der Ambrafer Sammlung zu Wien. Gegenftand derfelben
ift die wunderliche Allegorie des von Pirkheimer ja fo fehr verehrten

.) D^Tfüori, außerhalb Italiens. I wiffenfchaft, S. 346 ff- A. Springe,, Vor-

2) Dabei auf Fol. 38 die Anrufung: bilder von zwei Dürer'fchen Handzeich-

»Artium mentls, ingenii, facundiaeque pater, nungen in der Ambrafer Sammlung; Mit-

alme Mercur, viarum itinerumque optime «Teilungen der k. 1, Centralcommiffion

Mercur, viarum itinerumque upum<- ; ""-"—t,
Vergl. O.Jahn: Aus der Alterfhums- | VII, 80.
 
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