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Reichskleinodien. Kaiferbilder.

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Schreine unter dem Gewölbe der Spitalkirche. Jene Kammer im
Schopper'fchen Haufe hatte der Rath bereits im Jahre 1430 mit einem
Gemälde zieren laffen. Für diefelbe Heiligthumskammer erhielt nun
Dürer den Auftrag auf zwei grofse Tafeln mit den Bildniffen Kaifer
Karls des Grofsen und König Sigismunds '). Bereits im Jahre 1510
mufs er diefen Auftrag gehabt haben, fonft hätte er wohl nicht die
Gelegenheit zu einer Reihe genauer Studien nach den Reichskleino-
dien wahrgenommen. Es find Federzeichnungen mit blauer Dinte, farbig
laviert. Die eine zeigt einen ftarken, bartlofen Mann im vollen Krö-
nungsornate, das Schwert in der Rechten, den Reichsapfel in der
Linken mit der Ueberfchrift: »Das ift des heiigen grofsen keifer
Kareis habitus 1510«, in der Albertina; offenbar ein Entwurf zu dem
Bilde, doch in ganzer Geftalt2). Die anderen zeigen einzeln: die
Kaiferkrone mit einem röthlichen Kappenfutter und den richtigen In-

fchriften rechts: REX SALOMON und links: PER ME REGES



REGNANT, den Reichsapfel, und vom Reichsfehwerte einen Theil
mit dem Griff, dabei die Infchrift: »Daz ift keifer Karls fchwert, aweh
dy recht gros, vnd ift dy kling eben als lang, als der ftrick, domit
daz papier awffen punden ift«. Diefe Abbildungen der Infignien, bei
denen fich früher auch die des Handfchuhes befand, find fämmtlich
in der Naturgröfse aufgenommen; fie befinden fich im Befitze des
H. Alfred von Franck in Graz :1). Die Pietät, mit der Dürer hier an's
Werk gieng, ift für feine Gefühlsweife ganz bezeichnend.

Die beiden, ftark überlebensgrofsen Bildniffe Kaifer Karls und
Sigismunds, für deren erfteres jene Studien mit beftimmt waren, hängen
gegenwärtig in der Kunftfammlung auf dem Rathhaufe zu Nürnberg.
Karl der Grofse, ein Knieftück, ganz von vorne gefehen in dem hifto-
rifchen Krönungsornate, mit Edelfteinen, Gold und Perlen überfäet,
macht einen gewaltigen, majeftätifchen Eindruck. Es ift ein Idealkopf
mit langer, fcharfer Nafe, reichem Bart und Haar, die nufsbraun, ein
wenig mit Grau gemifcht herabwallen. Ehrfurchtgebietend fchaut er
aus den braunen Augen, und die etwas vortretende Unterlippe erhöht
noch den Ausdruck der Entfchloffenheit. Zu feinen Häupten auf dem
fchwarzen Grunde links und rechts die Wappen Deutfchlands und

1) Baader, Beiträge I, 6; II, 6. Vergl. | mit der Infchrift: »Dz ift keiser Karls

über »Heiltum« Dürers Briefe, 189.

2) Vergl. Heller 116, Nr. 123. Radiert
von F. C. Favart 1818.

3) Vergl. Heller 84, Nr. 96 — 99 und
129—130, Nr. 51, a—c. Der Handfchuh b

hanlfchuh aweh dy recht gros« kam als
Autograph in's Wandern : La collection de
Frang. Gräffer; Vente publique le 2 Avril
1S38 chez Artaria et Co. Vienne; S. S.
 
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