Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XVII.

Krankheit, Tod und schriftlicher Nachlass.

»Wan es ift nit müglich, der woll lebt ,daz
er iibell abfcheid fon dyfer weit«.

Dürer.

rübe genug follte fich noch der Lebens-
abend Dürers gertalten. Die gröfste Qual
für einen Feuergeift, das jahrelange Hin-
fchleppen eines fiechen Körpers, follte auch
ihm nicht erfpart bleiben. Schon in feinen
jüngeren Jahren klagt Dürer über vorüber-
gehende Erkrankungen, fo 1503 und 1507,
da er am 28. Auguft an Jakob Heller
fchreibt, dafs er die Zeit her lange vom
Fieber geplagt und dadurch an der Arbeit verhindert war1). Uebermäfsige
Anftrengung und gleichzeitige Vernachläfsigung der rcgelmäfsigen
Körperbedürfniffe mögen öfter folche Anfälle verurfacht haben,
ohne dafs denfelben noch ein bestimmtes Leiden zu Grunde lag.
Auch fcheint Dürer immer wieder auf eine forgfame Pflege zur Her-
ftellung feiner Gefundheit und Arbeitskraft bedacht gewefen zu fein.
Erft die Niederländische Reife untergrub dauernd die Gefundheit
Dürers. Indefs er der Peft, welche in Nürnberg wüthete, zu entrinnen
vermeinte, holte er fich am Geftade der Nordfee die tückifche Krank-
heit, die ihn vor der Zeit dahinraffen follte. Die ungewohnten
Strapazen der Reife, die ungeordnete Lebensweife im fremden Lande
und die fortgefetzten Verlockungen einer überreichlichen und üppigen
Gaftfreundfchaft fchädigten den immerhin zarten Organismus des
Meifters rafcher, als es die lebenslangen Exceffe des Genius vermocht
hatten. Auch können wir Dürer doch nicht ganz freifprechen von der
alten germanifchen Erbfünde, von der Prinz Hamlet fagt, fie mache
verrufen uns in Oft und Weft. Der Wein fpielt eine ziemliche Rolle

1) Siehe oben S. 243, und Dürers Briefe, 24.
 
Annotationen