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V.

Wanderschaft und Landschaftsmalerei.

»daz ding, daz mir vor eilff jorn fo wol
hat gefallen.« Dürer.

n derfelben bündigen Kürze, mit welcher
Dürer über feine Lehrzeit bei Wolgemut
'äjf, berichtet, fährt er fort: »Und da ich aus-
gedient hatte, fchickte mich mein Vater
hinweg, und ich blieb vier Jahre aus, bis
•Jk dafs mich mein Vater wiederforderte; und
f6\ als ich im I490tcn Jahr hinwegzog nach
|| Oftern ]), darnach kam ich wieder, als man
zählt 1494 nach Pfingften«, die in diefem
Jahre auf den 18. Mai fielen. Wohin Dürer zunächft wanderte und
wo er jene vier Jahre zubrachte, erfahren wir weder von ihm, noch
von anderen; wir muffen uns diefe Fragen blofs aus zerftreuten Ueber-
lieferungen und vor allen aus feinen Jugendarbeiten beantworten.
Vielleicht errathen wir auch manches aus dem Inhalte der reich ge-
füllten Zeichenmappe, die er von der Reife mitbrachte.

Auf einem Irrthume beruht offenbar die Nachricht Sandrarts,
Dürer wäre damals nach den Niederlanden gezogen. Weder fein
Entwickelungsgang, noch das ausführliche Tagebuch feiner fpäteren
niederländifchen Reife bieten eine Beftätigung für diefe vereinzelt
daftehende Nachricht. Aus beiden läfst üch vielmehr das gerade
Gegentheil folgern. Namentlich entfernt fich Dürer in feiner Kunft-
thätigkeit ftets mehr von den niederländifchen Traditionen, die noch
in der Schule Wolgemuts gewaltet haben. Was er davon vor allem
bewahrt, ift das lebhafte Gefühl für die Reize der Landfchaft, deren
Behandlung er aber fortan felbftändig blofs an der Hand der Natur
weiterbildet.

1) Der Ofterfonntag fiel in dem Jahre auf den 11. April.
 
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