Am Oberrhein. yc
Dagegen berichtet Chriftoph Scheurl in feiner 1515 gedruckten
Lobrede auf Anton Krefs, Dürer habe nach Beendigung feiner drei-
jährigen Lehrzeit beim Nachbar Wolgemut Deutfchland durchwandert,
ei im Jahre 1492 nach Colmar gekommen und dort von den Brüdern
Marfan Schongauers, den Goldfchmieden Cafpar und Paul, dem Maler
Ludwig, wie auch zu Bafel von deffen viertem Bruder, dem Gold-
es miede Georg, gütig aufgenommen und freundlich gehalten worden,
leifter Martin felbft aber habe er nicht mehr gefehen, fo lebhaft er
dies auch gewünfcht hätte; er war am 2. Februar 1488 geftorben «).
bo weit wird der Bericht Scheurls, der fich auf Dürers eigene Aus-
agen^ beruft, allen Glauben verdienen. Nach altem Handwerksbrauch
von Stadt zu Stadt wandernd, hier kürzer, dort länger verweilend, in
einer oder der andern Malerwerkftatt arbeitend, mag Dürer alfo wohl
zunachft die Richtung nach Werten eingefchlagen haben. Dafür fpricht
auch eine andere, wenn auch weniger zuverläffige Ueberliefcrung Ln
den Verzeichniffen der Imhoff'fchen Kunftkammer, wo unter den eben
nicht mimer mit befonderer Gewiffenhaftigkeit Dürer zugefchriebcnen
Gemälden (1573-74) erwähnt werden: »Ein alter Mann in einem
lafelein, ift zu Strafsburg fein Meifter gewefen, auf Pergament, und:
Lin Weibsbild auch in einem Täfelein, Oelfarb, fo dazu gehört, ge-
malt zu Strafsburg 1494« 2). Dafs diefe Betreibung nicht einer deut-
lichen urfprünglichen Bezeichnung der offenbar kleinen Bildniffe ent-
lehnt ift, geht daraus hervor, dafs das Inventar von 1580 ftatt »ift zu
Strafsburg fein Meifter gewefen«, befagt: »hat's ein alter Meifter von
^trafsburg gemacht«, mit Weglaffung der bedenklichen Jahreszahl bei
^er Prau. Obwohl uns die fo befchriebenen Bildchen längft verloren
gegangen find, ftimmt doch die wenig dauerhafte Ausführung in Oel
auf Pergament fo fehr zu der früheften Malweife Dürers, dafs fich die
Originalität derfelben und fomit die Beglaubigung jener Nachricht
ganz im Allgemeinen annehmen läfst. Nur dürfte die Jahreszahl un-
genau überliefert fein. Vielleicht wurde diefelbe einmal verlefen ftatt
H90 oder 1491, denn wenn Dürer 1492 von Colmar nach Bafel ge-
gangen, fo ift nicht anzunehmen, dafs er fpäter wieder in der um-
gekehrten Richtung nach Strafsburg gekommen fei, auch dafs er über-
haupt nicht weiter in die Welt gefchweift und fich bis 1494 blofs in
aen Kheingegenden aufgehalten habe.
In die Zeit feines Aufenthaltes dafelbft dürften zwei in Waffer-
1) Pirkheimeri Opera ed. Goldast S.
352 u. E. His, Archiv f. zeichn. Künfte
'867: das Todesjahr M Schongauers,
2) v. Eye, A. Dürer, Ueberfichtstafel
Nro. 26. 27.
Dagegen berichtet Chriftoph Scheurl in feiner 1515 gedruckten
Lobrede auf Anton Krefs, Dürer habe nach Beendigung feiner drei-
jährigen Lehrzeit beim Nachbar Wolgemut Deutfchland durchwandert,
ei im Jahre 1492 nach Colmar gekommen und dort von den Brüdern
Marfan Schongauers, den Goldfchmieden Cafpar und Paul, dem Maler
Ludwig, wie auch zu Bafel von deffen viertem Bruder, dem Gold-
es miede Georg, gütig aufgenommen und freundlich gehalten worden,
leifter Martin felbft aber habe er nicht mehr gefehen, fo lebhaft er
dies auch gewünfcht hätte; er war am 2. Februar 1488 geftorben «).
bo weit wird der Bericht Scheurls, der fich auf Dürers eigene Aus-
agen^ beruft, allen Glauben verdienen. Nach altem Handwerksbrauch
von Stadt zu Stadt wandernd, hier kürzer, dort länger verweilend, in
einer oder der andern Malerwerkftatt arbeitend, mag Dürer alfo wohl
zunachft die Richtung nach Werten eingefchlagen haben. Dafür fpricht
auch eine andere, wenn auch weniger zuverläffige Ueberliefcrung Ln
den Verzeichniffen der Imhoff'fchen Kunftkammer, wo unter den eben
nicht mimer mit befonderer Gewiffenhaftigkeit Dürer zugefchriebcnen
Gemälden (1573-74) erwähnt werden: »Ein alter Mann in einem
lafelein, ift zu Strafsburg fein Meifter gewefen, auf Pergament, und:
Lin Weibsbild auch in einem Täfelein, Oelfarb, fo dazu gehört, ge-
malt zu Strafsburg 1494« 2). Dafs diefe Betreibung nicht einer deut-
lichen urfprünglichen Bezeichnung der offenbar kleinen Bildniffe ent-
lehnt ift, geht daraus hervor, dafs das Inventar von 1580 ftatt »ift zu
Strafsburg fein Meifter gewefen«, befagt: »hat's ein alter Meifter von
^trafsburg gemacht«, mit Weglaffung der bedenklichen Jahreszahl bei
^er Prau. Obwohl uns die fo befchriebenen Bildchen längft verloren
gegangen find, ftimmt doch die wenig dauerhafte Ausführung in Oel
auf Pergament fo fehr zu der früheften Malweife Dürers, dafs fich die
Originalität derfelben und fomit die Beglaubigung jener Nachricht
ganz im Allgemeinen annehmen läfst. Nur dürfte die Jahreszahl un-
genau überliefert fein. Vielleicht wurde diefelbe einmal verlefen ftatt
H90 oder 1491, denn wenn Dürer 1492 von Colmar nach Bafel ge-
gangen, fo ift nicht anzunehmen, dafs er fpäter wieder in der um-
gekehrten Richtung nach Strafsburg gekommen fei, auch dafs er über-
haupt nicht weiter in die Welt gefchweift und fich bis 1494 blofs in
aen Kheingegenden aufgehalten habe.
In die Zeit feines Aufenthaltes dafelbft dürften zwei in Waffer-
1) Pirkheimeri Opera ed. Goldast S.
352 u. E. His, Archiv f. zeichn. Künfte
'867: das Todesjahr M Schongauers,
2) v. Eye, A. Dürer, Ueberfichtstafel
Nro. 26. 27.