Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thausing, Moritz
Dürer: Geschichte seines Lebens und seiner Kunst — Leipzig, 1876

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0396
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ß68 XIV. In den Dienften des Kaifers.

Frankreichs, der einköpfige fchwarze Adler in Gold, die drei goldenen
Lilien in Blau. Dazu die Infchrift:

Diefs ift der Geftalt und Bildnus gleich

Kaifer Carl, der das Römifch Reich
Den Deutfchen unterthänig macht.

Sein Krön und Kleidung hoch geacht
Zeigt man zu Nürnberg alle Jahr

Mit andern Heilthuin offenbar. *)

Das Seitenftück hat zwar diefelbe Gröfse. Da aber auf demfelben
oben fünf Wappenfchilde, das böhmifche in der Mitte, angeordnet
find, ift die Figur König Sigismunds etwas kleiner genommen, herab-
gerückt und weiter abgefchnitten. Der Kopf ift individuell bis zur
Ueberladung und ftimmt zu dem Bildniffe Sigismunds auf dem grofsen
Kaiferfiegel feiner Bullen. Dies und die eigenthümliche Bügelkrone
und die Königstracht mit grünem Unterkleide laffen auf ein älteres
authentifches Porträt fchliefsen, das Dürer noch vorgelegen hat; viel-
leicht befand fich ein folches auf dem oben erwähnten Gemälde von
1430. Er blickt linkshin, die Augen find grau, der gefpaltene Knebel-
bart und der Schnurrbart blond, die Haare kurz, die Nafe auffallend
lang und fpitz mit ftark nach unten gerücktem Buckel. Ein wenig
anfprechendes, wo nicht abftofsendes Bild, als diente es zum Contraft
gegen die edlen grofsen Züge Kaifer Karls; weniger ein Pendant als
eine Folie, gleich wie der Fuchs neben dem Löwen. Die Auffchrift
lautet:

Diefs Bild ift Kaifer Sigmunds Geftalt,

Der diefer Stadt fo mannigfalt
Mit fundern Gaben was geneigt.

Viel Heilthums, das man jährlich zeigt,
Das bracht er her gar offenbar

Der Kleinzahl vier und zwanzig Jahr MCCCC.

Die Bilder find leider nicht gut erhalten. Sie wurden neuerer
Zeit ftark übermalt, befonders Karl der Grofse. Sigismund zeigt noch
mehr von der urfprünglichen Ausführung; fie war ziemlich breit und
nicht von der Sorgfalt, »dem grofsen Fleifse«, wie feine Hauptbilder
aus den vorhergehenden Jahren. Dem entfpricht auch die Bezahlung
von 85 Gulden, 1 Pfund neue Pfennige und 10 Schillinge, die Dürer
im Jahre 1512 vom Rathe dafür erhielt-). Die Vollendung der Kaifer.

1) Heller, 208. v. Eye, A. Dürer, I A. Reindel 1847.

341—342> vermuthet mit Grund, der Kopf ( 2) Copien von den beiden Kaiferköpfen

des Johannes Stabins hätte Dürer hier als befinden fich in der k. k. Ambrafer Sanmi-

Motiv gedient. In Kupfer geftochen von | lung in Wien.
 
Annotationen