Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thausing, Moritz
Dürer: Geschichte seines Lebens und seiner Kunst — Leipzig, 1876

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0398
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
•270 XIV. In den Dienften des Kaifers.

Seine ausgefprochene Kunftliebe fand dadurch immer neue Nahrung.
Er war unermüdlich in der Schilderung feiner welthiftorifchen Erleb-
niffe in Schrift und Bild. Sie füllte nicht blofs den Gelehrten feines
Hofes überlaffen bleiben. Der Kaifer felbft fchrieb oder dictierte dazu
Entwürfe und Verfe. Nach feinen eigenen Angaben zeichnete Hans
Burgkmair die 245 Holzfchnitte zum Weifskuning und fchrieb fein
Geheimfchreiber Marx Treytz- Saurwein die Erklärung dazu. Melchior
Pfinzing, der Probft zu St. Sebald in Nürnberg, dichtete in demfelben
Sinne den Theuerdank nach, zu welchem Hans Schäufelein die 118 Holz-
ftöcke, der Buchdrucker Schönsperger in Augsburg in den Ausgaben
von 1517 und 1519 die fchön gefchnittenen gothifchen Lettern lieferte ').
Diefe Ruhmbegierde, die unbefangene Freude an der Verherrlichung
der eigenen Perfönlichkeit kennzeichnet Kaifer Max wiederum ganz
als ein Kind feines Zeitalters. Niemand ift ihm in diefer Beziehung
fo wahlverwandt, wie fein Maler Albrecht Dürer.

Dürer follte denn auch der Löwenantheil an den Aufträgen des
Kaifers zufallen. Es galt eine Publication, die alle anderen und alles,
was der Formfchnitt bisher geleiftet hatte, an Reichthum und Gröfse
übertreffen follte. Die gelehrten Rathgeber des Kaifers hatten mit
der Herbeifchaffung des hiftorifchen Materiales vollauf zu thun. Sie
überboten {ich in kühnen Erfindungen, in fpitzfindigen Allegorien und
Anfpielungen. Der künftlerifchen Darfteilung ward dabei das Unglaub-
lichfte zugemuthet. Das ganze grofse Werk nannte man »den Triumph«.
Es zerfiel in zwei Theile. Den einen bildete die »Ehrenpforte« des
Kaifers Maximilian; und mit der Zeichnung diefes erften Theiles ward
Dürer zweifelsohne im Jahre 1512 betraut. Die gelehrte Leitung des
Entwurfes und die zahlreichen deutfehen Infchriften dazu beforgte
Johannes Stabius.

So weit wir bisher über das Leben diefes vielfeitigen Mannes
unterrichtet find, war er ein Oefterreicher, vielleicht ein Wiener von
Geburt-). Johann Cufpinian, der Dichter, Arzt und Gefchichtfchreiber,
fagt in der Vorrede zu feinem »Leben Maximilians«: Stabius fei ein
Mann von fcharfem Verftande und feltener Gelehrfamkeit und 16 Jahre
lang ununterbrochen, auf Feldzügen wie im Frieden, des Kaifers Be-
gleiter gewefen. Sein Schüler, der Aftronom Tanftetter, berichtet
bereits 1514: auch in den übrigen Künften habe Stabius einen feinen
und durchdringenden Geift gezeigt und in Profa und in Verfen vieles

1) Ueber die Schriften Maximilians und j 2) Vergl Sotzmann, über J. Stabius und

die Ausgaben der illüftrierten Bücher vergl.
Mofel, Gefchichle der k. k. Hotbibliothek,
16 ff.

deffen Weltkarte von 1515; Monatsberichte
über die Verhandl. der Gefellfch. f. Erd-
kunde zu Berlin 1848, Neue Folge V. 232 ff.
 
Annotationen