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Aio XIV. In den Dfenften des Kaifers.

Dürers Zeichnung für den Holzfchnitt, wo nicht bereits diefer felbft
bei der Ausführung der Wandmalereien als Vorlage gedient.

Es find dies die einzigen bekannten Wandgemälde, an deren
Herftellung Dürer wenigftens durch Lieferung der Entwürfe Antheil
hat. Es mochte ihm zu hoher Befriedigung gereichen, dafs er feinem
kaiferlichen Gönner an fo bedeutfamer Stelle in der Vaterftadt ein
Denkmal fetzen konnte. Dafs er aber jemals für Maximilian felbft
etwas auf die Wand gemalt oder gezeichnet hätte, ift durch nichts
beglaubigt, als durch eine Anekdote, die den Stempel der Erfindung
an der Stirne trägt. Carel van Mander ') berichtet nämlich, der Kaifer
Maximilian habe Dürer einmal etwas an die Wand zeichnen laffen.
Da diefer nun nicht hoch genug hinaufreichen konnte, befahl der
Kaifer einem der gegenwärtigen Edelleute, fleh niederzulegen, damit
der Meifter auf ihm flehen und fo die Zeichnung vollenden könne.
Als darauf der Edelmann fich deffen weigerte, da es doch eine
Herabwürdigung für ihn wäre, von einem Maler mit Füfsen getreten
zu werden, foll der Kaifer gefagt haben, Albrecht wäre wohl edler
als ein Edelmann wegen feiner ausgezeichneten Kunft, und er, der
Kaifer, könne zwar aus jedem Bauer einen Edelmann machen, aus
keinem Edelmann aber einen folchen Künftler. Sodann habe der
Kaifer Dürern zugleich für alle feine künftigen Kunftgenoffen das
Malerwappen verliehen, die drei filbernen Schilde im blauen Felde.
Die Motivierung diefer angeblichen Wappenverleihung ift wohl der
Hauptzweck der ganzen Gefchichte. Joachim von Sandrart fchreibt
diefelbe nach, doch läfst er — felbft ein Stückchen Edelmann — den
Kaifer von jenem nicht verlangen, dafs er fich niederwerfe, fondern blofs,
dafs er Dürern die Leiter halte. In diefer höflicheren Faffung ward
die Fabel dann weiter erzählt und fchliefslich populär; denn das Volk
liebt es, feine Helden durch folche Exempel mit einander in Be-
ziehung zu fetzen; ihm genügt eine gewiffe innere Wahrfcheinlich-
keit des Berichteten, und wir mögen uns mit daran ergötzen, auch
ohne es zu glauben.

i) Het Schilderboeck 2. Ausg. Amfterdam 1618, fol. 131 b.
 
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