Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Vaterftadt. *,*

dies wollte man ihm an beiden Orten das, was er für die Herrfchaft
machen würde, befonders bezahlen. Das alles aber habe er aus Liebe
zur Vaterftadt abgelehnt und es vorgezogen, hier in einem mäfsigen
Anwefen zu leben, als an anderen Orten reich und grofs gehalten
zu werden 1).

Wie Dürer feinen gelehrten Freunden ihre Embleme und Wappen
für ihre Bücher zu liefern pflegte, fo hat er auch der Vaterftadt eine
Art Buchzeichen hinterlaffen, und zwar das fchönfte und finniofte von
allen. Es ift das grofse Wappen von Nürnberg2); unten die beiden
Wappenfchilde der Stadt, gehalten von zwei bekleideten Engeln
darüber das Reichswappenfchild mit dem Doppeladler, "-ekrönt
von der Kaiferkrone. Oben zu beiden Seiten fchwebend die
Juftitia und die Abundantia; dazwifchen die Infchrift: »Sancta Iufticia
1521«. Der grofse treffliche Holzfchnitt mit dunklem Grunde ziert
nämlich das Titelblatt der, in diefem Jahre gedruckten dritten Auf-
lage des Nürnberger Gefetzbuches, genannt die »Reformacion der
Stat Nüremberg«. Der Name und das Bild der »heiligen Gerechtig-
keit« konnte wohl mit Ehren an der Spitze des Nürnberger Stadt-
rechts ftehen. Noch im Jahre 1518 hatte Dürer das letztemal »den
hochwürdigen und heiligen Hauptherrn, Nothhelfer und Befchirmer
der kaiferlichen Stadt Nürnberg«, St. Sebaldus, in einem grofsen
Holzfchnitte verherrlicht; er fleht in einer reich verzierten Mauer-
blende in feiner Pilgertracht mit dreifachem Tellernimbus um das
Haupt, in der Hand das Modell feiner Hauptkirche3). Oben hängt
ein Fruchtkorb und zu beiden Seiten find je zwei Wappenfchilde
angebracht, links die Wappen von England und Frankreich mit Be-
zug auf feine englifche Abftammung, rechts die von Nürnberg. Beide
Gedenkblätter, das kirchliche und das profane tragen zwar nur die
Jahreszahl und nicht das Namenszeichen Dürers. Ueber feine Ur-
heberfchaft kann aber kein Zweifel beftehen, fie gehören beide zu
den vorzüglichften Stücken feines Holzfchnittwerkes. Die grofsartige
Vorübung an den kaiferlichen Aufträgen kam ja ihrer Ausführung
zu gute. Zwifchen den Jahren ihrer Entftehung liegen aber folgen-
fchwere Ereigniffe, von denen Nürnberg und feine beften Männer in
erfter Reihe mit betroffen wurden, und an denen fomit auch Dürer
den eifrirften Antheil nahm.

Denn was Nürnberg an idealen Gütern einem Künftler wie Dürer
bieten konnte, das hat es ihm reichlich gewährt. Die angefehenflen,

1) Dürers Briefe, 52. 3) B. ap. 21; Heller 2024; ReibergA.37.

2) Bartfeh 162; Heller 1942.
 
Annotationen