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Thiersch, Hermann
Pharos: Antike, Islam und Occident ; ein Beitrag zur Architekturgeschichte — Leipzig, Berlin, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.6241#0092
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Abb. 59. Das Fort Kail-bey im Jahre 1798, von Südwesten aus gesehen (nach Description de l'Egypte).

KAPITEL III

DAS KASTELL KAIT-BEY

Die Richtigkeit der Ergebnisse aus den antiken und mittelalterlichen Quellen gälte es nun zu prüfen an Ort und
Stelle, und zwar durch eine Nachgrabung, die wir in nicht zu ferner Zeit auch hoffen ausführen zu können. Über die
Örtlichkeit, an der sie zu geschehen hat, kann nicht der geringste Zweifel sein. Schon jetzt läßt sich zeigen, wie sehr
recht van Berchem hatte, wenn er (Materiaux, 1. c.) betonte, daß das heute als Ruine daliegende Kastell Kait-bey genau
an der Stelle des alten Pharos steht. Die Beobachtungen, die diese Wahrnehmung erhärten, und die ich hier zusammen-
stelle, rühren zum Teil von meinem Vater her, die dieser auf Grund eigener Beobachtungen im Jahre 1901 und neuer
Messungen des von Herrn Inspektor Ehrlich beauftragten Ingenieurs Willi Weber (1906) gewonnen hat.1)

1) Herr Weber schrieb am 6. Dez. 1906: „Der von der französischen Expedition (Et. mod. II, 78 = unsre Abb. 60) mitgeteilte Grundriß
stimmt im Erdgeschoß nur im Umriß; ein Umgang innen rings um einen quadratischen Kernbau ist nicht vorhanden. Wie aus genauen
Messungen hervorgeht, liegt der kreuzförmige Raum der eingebauten Moschee nicht zentral in bezug auf die Queraxe, sondern der Raum ist
bis an die hintere Fassadenmauer verschoben. Im ersten Stock besteht zwar ein Umgang, dessen Gewölbe aber mehr als zur Hälfte eingestürzt
sind. Unrichtig ist ferner die auf der genannten Tafel mitgeteilte Nordrichtung; dieselbe ist um 90" gedreht, wie aus dem großen Plan
ebenda (pl. 84) und aus meinen Plänen ersichtlich ist. Der Schrägsockel, welcher außen an der Ostseite sichtbar wird, liegt, wie aus dem
Querschnitt auf Tafel V zu entnehmen ist, mit seiner unteren Kante 0,89 cm über dem Fußboden des Erdgeschosses. Die Stelle liegt ungefähr
in der Mitte eines mit einem Tonnengewölbe überdeckten Ganges, der sich der Ostseite des Gebäudes entlang zieht, parallel mit diesem lang-
sam von der Quote des Kopfes nach Norden gegen das Meer abfallend. Im Profil S-N (Abb 70) ist dieser Gang einpunktiert. Er vereinigt
sich an seinem Ende mit einem zweiten von Westen herkommenden Gang, wie im Situationsplan schematisch einpunktiert ist. Dieser von
Westen kommende Gang ist in viele Abteilungen geteilt, von welchen eine jede mit einem Tonnengewölbe senkrecht zur Hauptaxe überspannt
ist. Die einzelnen Kammern sind verbunden durch breite und niedere Türöffnungen mit flachen Stichbogen. In der Stirnmauer öffnen sich
nach der Meerseite hin Nischen unter Spitzbogen, mit kleinen Öffnungen gegen das Meer hin. Die vorerwähnte Stelle an der Ostseite des
Hauptbaues läßt einen Einblick tun auf die unteren Schichten der Kastellmauer selbst. Vgl. Beilage II, Fig. 4. Unterhalb der Böschungs-
fläche sind auf 1,40 m Tiefe noch drei Schichten Kalksteinquadermauerwerk, regelmäßig gefügt, zu konstatieren, die Fugen der Oberfläche zum
Teil verstrichen; Größe der Quadern bis 1,20 m Länge und 0,45 m Höhe, für Mexersteine recht groß zu nennen. Direkt in der ersten Schicht
über der Böschungsfläche ist schon eine in den arabischen Mauern oft zu beobachtende, zylinderförmige Steintrommel eingemauert und zwei
Schichten weiter oben eine zweite ebensolche Trommel, beide aus hartem, grauen Stein, von unten als Marmor zu schätzen. (Am südwest-
lichen Eckturm sind ebensolche Stücke eingesetzt, siehe Abb. 66.) Unterhalb der drei oben genannten Quaderschichten zeigt das Mauerwerk,
das genau in der Flucht bleibt, ein ganz verändertes Aussehen: einzelne unregelmäßige, große Quadern, in reichlichen Mörtel eingebettet,
der dunkel gefärbt und sehr hart ist; kleine, eine Mittelhand große Steine und Steinschroppen bilden mit dem Mörtel eine Art Beton als Binde-
 
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