in Nordafrika
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Daher also die Gleichheit in der Erscheinung der spanischen und der syrischen Türme, daher der durch ganz
Syrien, Spanien und Nordafrika hindurchgehende selbe Grundcharakter! Diese Gleichartigkeit ist kein Zufall, sie ist,
wie wir sahen, historisch begründet.
Marokko, Algier, Tunis
Schon Kugler, Geschichte der Baukunst 1, 524, war die Massigkeit der nordafrikanischen Minarette im Gegensatz
zu den sonst üblichen schlanken Moscheetürmen aufgefallen, schon er hatte einen Zusammenhang mit der Giralda von
Sevilla vermutet.
Das älteste mir bekannte Minaret in Nordafrika (von Kairuan abgesehen), eines der wenigen Denkmäler der Fa-
timidenzeit in Algier, ist das, welches in den Ruinen der Kalaa Beni-Hammad (Ostalgerien, Bezirk Constantine)
steht. Es stammt nach van Berchem mit der Moschee und der ganzen übrigen Stadt wahrscheinlich aus dem Jahre 1001
und ward bei der Zerstörung durch die Almohaden schon 1152 wieder zur Ruine (vgl. Saladin, Bulletin archeologique
1904, 243 und ff. und Robert, La Kalaa et Tihamanine, 1903). Es liegt somit zeitlich noch vor der Beeinflussung
durch die Giralda, ist aber vielleicht nicht ohne Einwirkung von Cordoba entstanden. Der Turm, ein Quadrat von
6 m Grundseite, steht noch 28 m hoch aufrecht, ist ganz aus unregelmäßig behauenen Quadern gebaut und war auf
Stucküberzug berechnet: ein hohes schlankes Viereck mit einem jetzt verschwundenen, einst wohl ebenfalls viereckigen
Aufsatz; auf drei Seiten ganz glatt, nur auf der Innenseite, dem Hofe zu, mit flachen Blendnischen und Balkontüren
in drei Lagen übereinander verziert. Vgl. unsere Abb. 158 (nach Robert pl. 3) und die Rekonstruktionsskizze bei Saladin
(Manuel, p. 217). Die Wendeltreppe geht inwendig im Viereck angelegt hinauf.
Der spanische Giraldatypus (Abb. 156-158), im Grunde also der syrische, ist der in Marokko, Algier und Tunis all-
mählich herrschende geworden. Mit einer merkwürdig geschlossenen Einheitlichkeit hat er sich in all diesen Ländern
verbreitet. Ganz wie in Syrien fehlt über dem Viereck das achteckige Stockwerk und ebenso die für Ägypten so charak-
man'*
Abb. 155. Das Nordminarel der Moschee von Damaskus
(der helle Oberslock isl späterer Zusalz; nach Photographie).
Thiersch, Der Pharos von Alexandria.
Abb. 156. Von der Giralda in Sevilla: über dem arabischen Turmkopf der Ansatz des Renaissance-
Glockenhauses (nach C. F. Schmidt, Sevilla).
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Daher also die Gleichheit in der Erscheinung der spanischen und der syrischen Türme, daher der durch ganz
Syrien, Spanien und Nordafrika hindurchgehende selbe Grundcharakter! Diese Gleichartigkeit ist kein Zufall, sie ist,
wie wir sahen, historisch begründet.
Marokko, Algier, Tunis
Schon Kugler, Geschichte der Baukunst 1, 524, war die Massigkeit der nordafrikanischen Minarette im Gegensatz
zu den sonst üblichen schlanken Moscheetürmen aufgefallen, schon er hatte einen Zusammenhang mit der Giralda von
Sevilla vermutet.
Das älteste mir bekannte Minaret in Nordafrika (von Kairuan abgesehen), eines der wenigen Denkmäler der Fa-
timidenzeit in Algier, ist das, welches in den Ruinen der Kalaa Beni-Hammad (Ostalgerien, Bezirk Constantine)
steht. Es stammt nach van Berchem mit der Moschee und der ganzen übrigen Stadt wahrscheinlich aus dem Jahre 1001
und ward bei der Zerstörung durch die Almohaden schon 1152 wieder zur Ruine (vgl. Saladin, Bulletin archeologique
1904, 243 und ff. und Robert, La Kalaa et Tihamanine, 1903). Es liegt somit zeitlich noch vor der Beeinflussung
durch die Giralda, ist aber vielleicht nicht ohne Einwirkung von Cordoba entstanden. Der Turm, ein Quadrat von
6 m Grundseite, steht noch 28 m hoch aufrecht, ist ganz aus unregelmäßig behauenen Quadern gebaut und war auf
Stucküberzug berechnet: ein hohes schlankes Viereck mit einem jetzt verschwundenen, einst wohl ebenfalls viereckigen
Aufsatz; auf drei Seiten ganz glatt, nur auf der Innenseite, dem Hofe zu, mit flachen Blendnischen und Balkontüren
in drei Lagen übereinander verziert. Vgl. unsere Abb. 158 (nach Robert pl. 3) und die Rekonstruktionsskizze bei Saladin
(Manuel, p. 217). Die Wendeltreppe geht inwendig im Viereck angelegt hinauf.
Der spanische Giraldatypus (Abb. 156-158), im Grunde also der syrische, ist der in Marokko, Algier und Tunis all-
mählich herrschende geworden. Mit einer merkwürdig geschlossenen Einheitlichkeit hat er sich in all diesen Ländern
verbreitet. Ganz wie in Syrien fehlt über dem Viereck das achteckige Stockwerk und ebenso die für Ägypten so charak-
man'*
Abb. 155. Das Nordminarel der Moschee von Damaskus
(der helle Oberslock isl späterer Zusalz; nach Photographie).
Thiersch, Der Pharos von Alexandria.
Abb. 156. Von der Giralda in Sevilla: über dem arabischen Turmkopf der Ansatz des Renaissance-
Glockenhauses (nach C. F. Schmidt, Sevilla).
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