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Thilly, Frank
Leibnizens Streit gegen Locke in Ansehung der angeborenen Ideen — Heidelberg, 1891

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II.
Das Verliältniss Locke's zu Descartes.

Aus dem ersten Theil dieser Arbeit, glaube ich, leuchtet
ein, dass Locke auf baconischer Grundlage steht. Nun soll
untersucht werden wie sich derselbe, in Rücksicht auf unser
Thema der angeborenen Ideen, zu Descartes verhält. Ein Ueber-
blick des Rationalismus des letzteren wird zugleich zeigen, wie
scharf die Trennung zwischen diesen Philosophen ist, und die
Scheidung der grossen Richtungen, wie sie Kuno Fischer macht,
rechtfertigen.
Wir wissen, dass Locke auf der Schule zu Oxford durch
das Studium Descartes' von der scholastischen Philosophie ab-
gelenkt wurde; sein Freund und Biograph Jean Leclerc be-
richtet in seinem Eloge historique, der in der „Bibliotheque
choisie" ') erschien, Locke habe ihm erklärt, dass er erst von
Descartes ein fruchtbares Philosophiren gelernt habe. Wie dies
zu verstehen ist, darüber giebt ein Brief der Lady Masham
Auskunft: „The first books, as Mr. Locke himself has told me,
which gave him a relish of philosophical things, were those of
Descartes. He was rejoiced in reading these, because, though
he very often differed in opinion from this writer, he yet found
that what he said was very intelligible; from whence he was
encouraged to think that his not having understood others,
had possibly not proceeded from a defect in his own under-
standing" 2).

1) Band VI.

2) Lady Masham an Le Clerc, 12. Januar 1705.
 
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