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Thode, Henry
Die Antiken in den Stichen Marcanton's, Agostino Veneziano's und Marco Dente's — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.4302#0012
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I.

Stiche, welche antike Werke mit Absicht auf Treue wiedergeben.

i. Marcantonio Raimondi.

a. Statuen,
i. Der Apollo von Belvedere. — P. 162. B. 331.,

bezeichnet: sie Romae ex marmore sculpto. — Schulcopie: P.Schule 64. B. 330. Er wird nach
rechts gewandt so gesehen, dass sein Kopf genau im Profil erscheint. Es fehlen die linke Hand,
das Glied und die Finger der rechten Hand, deren innere Fläche nach unten, nicht nach vorne
gekehrt ist. Unter dem linken Fusse, der hinten mehr gehoben ist, fehlt die Stütze. Das Gewand
ist nicht ganz genau wiedergegeben, sonst aber die Abbildung getreu.

Wir wissen, dass der Apollo am Ende des XV. Jahrhunderts bei Antium (Porto d'Anzo) im
Ganzen wohl erhalten gefunden, von Julius IL gekauft und anfangs in seiner damaligen Wohnung,
dem Palazzo Colonna, später im Belvedere aufgestellt wurde. Genaue Untersuchungen haben
ergeben, dass der Stamm dreimal gebrochen und dessen oberster Theil, den unser Stich auch
nicht wiedergiebt, ebenso wie einige unbedeutende Stücke an den mehrfach gebrochenen Unter-
schenkeln modern sind. Giovanni Montorsoli ergänzte die linke Hand mit dem Rumpfe eines
Bogens. Dieselbe Ergänzung dachte sich auch Nicoletto da Modena, dessen Stich B. 50 wohl die
erste Reproduction der Statue sein dürfte. Er ist mit Dio Appollo bezeichnet und von so schwacher
Zeichnung und Ausführung, dass man — wohl mit Unrecht — an der Autorschaft Nicolettos
gezweifelt hat. Die Haltung des Gottes ist im Allgemeinen ähnlich wiedergegeben, doch befindet
sich der Stamm mit der Schlange hinter dem linken Beine. Das Gewand zeigt grosse, eckige
Falten und die linke Hand trägt als freie Zuthat einen vollständigen Bogen.

Vor der Restauration zeigen die Statue zwei Stiche Agostino Venczianos (B. 328. P. 53 ur>d
B. 329. P. 54), das eine Mal halb von rechts gesehen, das andere Mal im Gegensinne vor einer
Nische, und ein in Lafrcri's speculum enthaltenes Blatt vom Jahre 1552, das wohl von Marcantons
Stiche abhängig ist. Spätere Abbildungen finden sich bei Vaccarius (a. a. O. I, 11 und
II, 54), de Cavalleriis (a. a. O. I, 4), Jan Episcopius (a. a. O. 4 und 5) und bei Sandrart (Akademie
I Sculptur Taf. m), der im Texte mittheilt (S. 35), „dass für gewiss gesaget wird, dass dieses Bild
eben dasjenige sei, das im Tempel des Oraculi zu Delphos gestanden und der ganzen Welt

Taf. II.
 
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