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geweissaget, aber zur Zeit der Geburt Christi verstummet, und mag es Kaiser Augustus, als er
wie bekannt das Orakel umsonst gefraget, nach Rom haben bringen lassen."

Die früheste Benutzung des Apollo findet sich auf einer Zeichnung Dürers im British Museum.*
(Publ.: Gaz. d. Beaux Arts II. Per. 16. 1877, 2 p. 537). Der Gott, neben dem rechts die sitzende
Diana sichtbar wird, entspricht in der Stellung der Beine, wie in der Haltung der Arme genau
der Statue. Doch hält er in der Linken die Sonnenscheibe, in der Rechten einen Stab. Sein
ganz im Profil gesehener Kopf ist von Locken reich umwallt. Da wir weder von einem Aufenthalt
Dürers in Rom, noch von einer Replik, welche ihm hätte zugänglich werden können, etwas
wissen, werden wir anzunehmen haben, dass er eine Zeichnung der Statue, vielleicht bei seinem
ersten Aufenthalte in Venedig verwerthete. Von grösstem Interesse wird die Thatsachc, wenn
wir bedenken, dass die Londoner Zeichnung später von Dürer für den Adam seines berühmten
Kupferstiches vom Jahre 1504 benutzt wurde, in dem er zum ersten Male seine Proportionsstudien
zusammenfasste und sein Ideal eines männlichen Körpers aufstellte. (Vergl. Thausing: Dürer
S. 231 ff. Wickhoff: Dürers Studium nach der Antike. Mittheil, des Inst. f. österr. Geschichtsf. I,
S. 422.) Welch' überraschende Erscheinung, dass gerade das Werk, mit dem der deutsche Meister,
wie Thausing sagt „zuerst mit aller Zuversicht seines Selbstbewusstseins vor die Welt trat als
unbestritten erster Meister der Kunst", in dem er triumphirend seine Selbstständigkeit mit der
Inschrift: Albertus Dürer Noricus faciebat besiegelte, indirekt von der Antike abhängig ist und
zwar von der Sculptur, die für das grosse Publikum noch heute der Inbegriff der Antike ist —■
der Dürer'sche Adam nichts weiter als eine Umwandlung des Apollo von Belvedere!

Ein anderer nordischer Künster, in dessen Werken wir wiederholt Reminiscenzen an antike
Monumente finden, Rubens verwandte hundert Jahre später die Statue, die er vermuthlich auf
seiner italienischen Reise gesehen, bewundert und höchst wahrscheinlich auch gezeichnet hatte,
auf einem der für Maria von Medici gemalten allegorischen Bilder, welches die Regierung derselben
verherrlicht. (Jetzt im Louvre N. 445 publ.: Landon t III, pl. 55 und 56). Apollo vollständig in
der Stellung des Vatikanischen, mit rother Chlamys, in der Linken den Bogen vertreibt mit
Hülfe von Athena und Mars die Zwietracht, den Neid, den Hass und den Betrug, welche die
öffentliche Sicherheit und das Glück des Landes bedrohen.

ß

2. Apollo. — P. 163. B. 332.

Er steht den rechten Arm über den Kopf gelegt, mit dem linken ein musikalisches Instrument
auf einem Pfeiler haltend, mit langen Locken und nacktem Oberkörper en face vor einem mit
Eisengittern verschlossenen Eenster. — Der mangelhafte Stich, der offenbar zu seinen ersten
Arbeiten in Rom gehört, wurde in späterer Zeit noch einmal von Marcanton in grösserem Format
und in vollendeterer Weise wiederholt. (P. 164. B. 333.) Pulszky erkannte als Vorbild die
Basaltstatue im farnesischen Palast, die einem Apollo in Neapel sehr nahe stehe. Es kann
kein Zweifel sein, dass beide ein und dasselbe Werk sind, obgleich der Stich etwas von der
Abbildung bei Clarac (mus. de sculp. 480, 921 B) abweicht, .auf welcher der linke Arm mehr
gekrümmt ist und das Instrument die gewundene Lyraform hat, während es bei Marcanton
kastenförmig und eckig erscheint. Auch fehlt bei letzterem der sogenannte Krobylos und die
rechte Hand ist nicht so gesenkt. Alles Sonstige, auch der Pfeiler stimmt genau überein. Dass
die Statue dieselbe ist, die Aldovrandi als Hermaphroditen im Besitze des Farnese erwähnt
(statue S. 155) und die in der casa des Fabio Sasso gefunden von Vasari als Beispiel eines Werkes
,,di pietra nera detta paragone" in seiner Einleitung angeführt wird (Ausg. Lemonnier I, S 104),
geht aus den gleichbezeichneten, durchaus mit Marcanton übereinstimmenden Abbildungen bei
Vaccarius (I, 64 und II, 25), de Cavalleriis (I, 2>7) und Lafreri hervor. Auch de Rubeis (I, 37)
wiederholt sie.

Zwei Umstände haben offenbar zusammengewirkt, das Augenmerk ganz besonders auf diesen
Apollo zu lenken, erstens, dass man in ihm einen Hermaphroditen sah (vergl. Aldovrandi a. a. O.
und Boissard: Top. Romae S. 19), zweitens dass das zu ihm verwendete Material, das man als
Basalt oder Lydischen Stein erkannte, auffiel. Für einen Hermaphroditen, nicht für einen Apollo

* Ich verdanke diesen Hinweis der Güte des Herrn Max T.ehrs in Breslau.

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