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VORWORT.

Es wird hiermit der Öffentlichkeit der erste Band eines
Werkes übergeben, dessen Berechtigung neben so vielen
bereits erschienenen und zum Theil vortrefflichen Bio-
graphieen sich aus den von mir gewonnenen Gesichtspunkten
und Anschauungen erweisen dürfte. Dem ganzen Charakter
nach unterscheidet sich meine Arbeit von jenen älteren.
Das Historische erscheint in ihr, wenn es auch gewissenhaft
beachtet, ja in den Annalen sogar ausführlich bearbeitet
worden ist, höheren Betrachtungen untergeordnet. Es wurde
der Versuch gewagt, das grosse Problem, welches den Menschen
Michelangelo, sein Künstlerthum und das Wesen der christ-
lichen bildenden Kunst zugleich in sich begreift, dadurch einer
Lösung entgegenzuführen, dass die in diesem Genius und
durch ihn wirkenden Kräfte einerseits als persönliche und
andrerseits als solche der die Kultur der Renaissance gestalten-
den Ideen erkannt werden. Indem das Besondere der einzelnen
Erscheinung zum Allgemeinen sich erweitert und das All-
gemeine in diesem Besonderen sich offenbart, gewinnt Eines
aus dem 'Anderen seine Begründung und ergiebt sich die
Einheitlichkeit der Auffassung.
Entwarf Herman Grimm ein Gemälde der äusseren Zeit-
verhältnisse, in deren Mitte er Michelangelo versetzte, so
möchte der Verfassser des vorliegenden Buches tief in das
Innere des Meisters und in das Walten seiner Zeit hinabführen
und das in Beiden Wirkende miterleben lassen etwa in dem
Sinne, wie man gestaltende Gefühle und Vorstellungen eines
 
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