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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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8o

Die Fresken der Cappella Paolina

Die folgenden Blätter kommen in Betracht:
A. Oxford. Univ. Gall. 6o. Thode 436—438. Ber. 1569. Drei
Blätter mit Kreideskizzen. I. Ein drapirter, nach vorne aus-
schreitender Mann, der mit dem rechten Arm nach rechts
greift und den linken etwas erhoben ausstreckt (a). Rückseite:
eine nach vorne ausschreitende nackte weibliche Figur, die
mit dem linken Arm nach links ausgreift, den rechten, wie es
scheint, erhebt (b). — 2. Die Figur b, wiederholt. — 3. Die
Figur a, nur unbekleidet, und die Figur b, nur drapirt. —
Es handelt sich also um mehrere Studien für zwei Gestalten,
die offenbar als Träger irgend einer Last gedacht sind.
Berenson deutete auf die Möglichkeit einer Grablegung hin;
hielt aber eine Beziehung zu den Fresken der Paulina für
wahrscheinlicher. Ich würde es für denkbar halten, dass
hier Skizzen zu zwei Schergen der Kreuzigung Petri vor-
liegen, zu dem Bärtigen links, der mit der Rechten das
Kreuz fasst, und zu dem das Kreuz Fassenden rechts (frei-
lich sind die Stellungen etwas verändert worden). Bedenk-
lich an dieser Bestimmung macht nur die Thatsache, dass
Figur ib deutlich weiblich ist. So handelt es sich doch
wohl um Skizzen zu einer Kreuzabnahme. Dass die Blätter
in diese späte Zeit gehören, erkannte schon Robinson.
B. London, A. E. Gathorne - Hardy. Thode 368. Ber. 1540.
Kreide. Mann in ähnlicher Haltung, wie die eben be-
sprochenen, und offenbar in der gleichen Zeit skizzirt. Beren-
son findet am ersten Ähnlichkeit mit dem Mannesengel rechts
oben in der Bekehrung Sauls. Bestimmtes lässt sich nicht
sagen.
C. Florenz, Casa Buon. V, 17, 18. Thode 27, 28. XIII, 67, 68.
Thode 59, 60. Ber. 1402 , 1403 , 1414, 1415. Dazu auch
noch VIII, 38. Thode 37. Ber. 1409. Federskizzen. Jede
enthält drei aufgeregt flüchtende Figuren, welche abwehrende
Bewegungen gegen eine von der Höhe drohende Gefahr
machen. Berenson, der mit Recht auf eine ähnliche Studie,
gleichfalls von drei Figuren, in Oxford Nr. 71 (Thode 445)
aufmerksam machte, vermuthet, dass die Skizzen entweder
für die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel, auf
welche Robinson das Oxforder Blatt bezogen hatte, oder
für die Bekehrung Sauls bestimmt waren. Ähnliche Mo-
tive kommen allerdings in der letzteren vor. Gegen eine
Darstellung der Vertreibung aus dem Tempel sprechen die
entschieden gegen eine Bedrohung von oben gerichteten
Schreckensgesten. Wie oben erwähnt, wäre es denkbar,
dass diese Skizzen für den „Engelsturz" bestimmt waren.
 
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