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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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102 Die Bauten in Florenz

Jacobsen u. Ferri, Taf. XII) aus der Zeit der Beschäftigung mit der
Fassade stammt. Eher wäre die Möglichkeit gegeben, die gross-
artige Röthelstudie eines Mannes in Herrscherpose, der einen Stab
gegen seine Hüfte stemmt, in den Uffizien (145, 620) für einen
Entwurf zu einer Fassadenstatue zu halten. Sie dürfte, obgleich
Berenson sie für früher hält und in ihr eine Studie für den
Matthäus sehen möchte, in diese Zeit anzusetzen sein — sogleich
aber stellt sich die bedenkliche Frage ein: wen soll die Figur dar-
stellen? Doch unmöglich einen Heiligen?
2. Die Reliefs.
Wie es scheint, hat Michelangelo nicht ins Auge gefasst, die-
selben selbst auszuführen. Zuerst ist an Jacopo Sansovino, dann
an Bandinelli gedacht worden. Ende 1518 wünschte der Papst einige
derselben zu sehen.
Das Programm scheint von Vorneherein festgestanden zu haben,
dass es Darstellungen aus der Legende des hl. Laurentius sein
sollten. In Nr. I bereits erscheint das Martyrium, das schliesslich
die Hauptstelle über dem Mittelportal erhielt, und „Laurentius vor
dem Kaiser". Sonst wissen wir nichts Näheres, da in Nellis Mo-
dell die Reliefs über den Seitenportalen nicht die Originalskizzen
Michelangelos wiedergeben. Auch hat sich keine sonstige Skizze
erhalten.
Dass in den Medaillons die Kreuzigung Petri und die Be-
kehrung Sauls dargestellt werden sollte, lehrte uns Nellis Zeichnung.
II
Das Ciborium und die Reliquientribüne in S. Lorenzo
I
Geschichtliches
Am 14. Oktober 1525 drückte Clemens VII. den Wunsch aus,
Michelangelo solle an ein Ciborium über dem Altar von S. Lorenzo
auf vier Säulen denken. In dieses wolle er alle die Mediceischen
Gefässe aus dem Besitze des älteren Lorenzo mit vielen schönen
Reliquien stellen; und man solle darum herumgehen können, um
die Reliquien dem Volke zu zeigen. Fattucci erhält in Rom den
Auftrag, sich nach vier Porphyrsäulen umzusehen und zwei schöne
Säulen aus orientalischem Granit bei den Tre Fontane zu messen.
Michelangelo geht zunächst nicht darauf ein, worüber sich der
Papst am 30. Oktober verwundert ausspricht. Am 10. November
schreibt Fattucci in Dessen Auftrag, die Säulen seien gefunden und
 
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