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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Bauten in Florenz

I. am Kandelaber links: a) vorne: ein Pelikan, der drei Jungen
seine Brust öffnet; b) rechts: eine Vase mit Früchten zwischen
zwei Delphinen und über zwei Masken mit verschlungenen
Hörnern; c) hinten: eine Maske mit Widderhörnern, darüber
eine Tafel mit zwei Delphinen und über dieser zwei Reiher,
die sich am Fusse jucken; d) links: ein Adler.
2. am Ticciati'schen Kandelaber: a) vorne: ein brennender Kande-
laber zwischen zwei in Ranken ausgehenden Drachen; b) rechts:
ein Korb mit Früchten über einer Maske; c) hinten: zwei
Drachen an einer Vase; d) links: über einer verhüllten Maske
ein Gefäss, auf dem zwei Vögel sitzen.
Dass hier Michelangelo'scher Geist zu erkennen ist, steht
mir äusser aller Frage. Die Entwürfe wenigstens stammen sicher
von ihm, ja man darf sich fragen, ob der mit erstaunlicher Weich-
heit, wie in Wachs gestaltete Kandelaber links nicht von ihm selbst
ausgeführt worden, bescheidet sich aber besser damit, die Hand
eines geschickten Mitarbeiters — Silvio Cosini? — anzunehmen.
Beweisend für Michelangelos geistige Autorschaft ist der Ver-
gleich der Ornamente, für welche die Masken, die Drachen, Vögel-
paare und Vasen charakteristisch sind, mit jenen am Juliusdenkmal
und mit einigen Zeichnungen. Man sehe für die Vögelpaare die
Zeichnungen
I. London, Malcolm Nr. 59 verso, Thode 346: zwei reiherartige
Vögel mit verschlungenen nach unten gestreckten Köpfen;
Vögel mit Fischschwanz an einem Kandelaber befestigt.
II. Florenz, Uffizien 147, 233 F. Thode 215. Zwei schwanen-
artige Vögel neben Kandelaber mit Maske.
Für die Drachen:
III. London, British Museum Malcolm 76. Thode 361. Lang-
gestreckter Drache mit hundartigem Leib, langem Hals.
IV. Oxford, 53 a. Ähnliches liegendes Thier mit spitzem Kopf.
V. London, Malcolm 1895—9—15—1501. Groteskes, hunde-
artiges gelagertes Thier.
VI. Oxford, 13. Thode 433. Der Drache mit Vogelleib und
langem Schlangenschwanz (Kopie im Louvre 693).
Für den Adler:
VII. Florenz, Casa Buonarroti XXIV, 6. Thode 94. Auf einem
Blatt mit Entwürfen aus der Zeit der Beschäftigung mit den
Medicigräbern.
Vor Allem aber kommen die Seedrachen über den Tabernakeln
des Lorenzograbmales, die eine durchaus verwandte Erfindung ver-
rathen, und die Festons sowie die Masken an den Kapitälen der
Grabmäler in Vergleich.
 
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