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Entwürfe für Grabdenkmäler
IV
Das Grabmal des Bartolommeo Barbazza in Bologna
Im Leben des Tribolo (VI, S. 59) erzählt Vasari, wie der
Bolognesische Edelmann, der Kanonikus Bartolommeo Barbazza den
jungen Tribolo von Florenz nach Bologna brachte und ihm dort
den Auftrag der Skulpturen an der Fassade von S. Petronio ver-
schaffte. Während der Pest 1525 kehrte der Künstler nach Florenz
zurück und kam dann wieder nach Bologna, „wo Messer Bartolommeo
ihn davon abhielt, irgend Etwas an der Fassade zu thun und sich,
da viele seiner Freunde und Verwandten gestorben waren, ent-
schloss, für sich und für sie ein Grabmal machen zu lassen. Und
so, nachdem er ein Modell angefertigt, das Messer Bartolommeo,
bevor er irgend etwas Anderes mache, ausgeführt haben wollte,
ging Tribolo selbst nach Carrara, um den Marmor an Ort und
Stelle zu bearbeiten und die Blöcke leichter zu machen, in der
Absicht, so einerseits den Transport dadurch bequemer und andrer-
seits die Statuen grösser zu machen. Und so, um keine Zeit zu
verlieren, abbozzirte er zwei grosse Putten aus Marmor, die mit
allen übrigen Werkstücken, unvollendet wie sie waren, nach Bologna
gebracht, und als plötzlich Messer Bartolommeo starb (was Tribolo
in solchen Schmerz versetzte, dass er nach Florenz heimkehrte),
mit anderen Marmorblöcken in eine Kapelle von S. Petronio ge-
stellt wurden, wo sie noch heute sind."
Dies Modell Tribolos ist nach einer Zeichnung Michelangelos
angefertigt worden. Milanesi wies auf einen Brief Barbazzas vom
3. Oktober 1525 hin, den Frey veröffentlicht hat (S. 259). Er lautet:
„An den ausgezeichnetsten Architekten und einzigsten Maler,
den wie ein Bruder verehrten Messer Michelangelo in Florenz. In
Eurer Güte und Menschenfreundlichkeit habt Ihr mir vor einigen
Jahren eine Zeichnung für das Grabmal meines Vaters guten An-
gedenkens gemacht und durch den verehrungswürdigsten Messer
Hieronymo Massaino gesandt. Nun, da ich im Begriff bin sie ganz
ausführen zu lassen, meinen Einige, dass das Grabmal weiter von
der Mauer vorspringe, als es die Zeichnung zeigt. Ich habe es
unserm Niccolö Tribolo und Solosmeo, den talentvollen Florentinern,
die an der Kirche unsres heiligen Petronius zu arbeiten begonnen
haben, gezeigt, und sie senden Euch eine Kopie Eurer Zeichnung.
Es wäre mir sehr lieb, wolltet Ihr sie über ihren Zweifel auf-
klären; ich würde Euch dafür sehr verpflichtet sein und nenne
mich Euren Schuldner. Befehlt über mich in Allem, was ich ver-
mag und kann. Sie senden Euch auch die Maasse der Breite und
Höhe der Kapelle. Lebt wohl."
Entwürfe für Grabdenkmäler
IV
Das Grabmal des Bartolommeo Barbazza in Bologna
Im Leben des Tribolo (VI, S. 59) erzählt Vasari, wie der
Bolognesische Edelmann, der Kanonikus Bartolommeo Barbazza den
jungen Tribolo von Florenz nach Bologna brachte und ihm dort
den Auftrag der Skulpturen an der Fassade von S. Petronio ver-
schaffte. Während der Pest 1525 kehrte der Künstler nach Florenz
zurück und kam dann wieder nach Bologna, „wo Messer Bartolommeo
ihn davon abhielt, irgend Etwas an der Fassade zu thun und sich,
da viele seiner Freunde und Verwandten gestorben waren, ent-
schloss, für sich und für sie ein Grabmal machen zu lassen. Und
so, nachdem er ein Modell angefertigt, das Messer Bartolommeo,
bevor er irgend etwas Anderes mache, ausgeführt haben wollte,
ging Tribolo selbst nach Carrara, um den Marmor an Ort und
Stelle zu bearbeiten und die Blöcke leichter zu machen, in der
Absicht, so einerseits den Transport dadurch bequemer und andrer-
seits die Statuen grösser zu machen. Und so, um keine Zeit zu
verlieren, abbozzirte er zwei grosse Putten aus Marmor, die mit
allen übrigen Werkstücken, unvollendet wie sie waren, nach Bologna
gebracht, und als plötzlich Messer Bartolommeo starb (was Tribolo
in solchen Schmerz versetzte, dass er nach Florenz heimkehrte),
mit anderen Marmorblöcken in eine Kapelle von S. Petronio ge-
stellt wurden, wo sie noch heute sind."
Dies Modell Tribolos ist nach einer Zeichnung Michelangelos
angefertigt worden. Milanesi wies auf einen Brief Barbazzas vom
3. Oktober 1525 hin, den Frey veröffentlicht hat (S. 259). Er lautet:
„An den ausgezeichnetsten Architekten und einzigsten Maler,
den wie ein Bruder verehrten Messer Michelangelo in Florenz. In
Eurer Güte und Menschenfreundlichkeit habt Ihr mir vor einigen
Jahren eine Zeichnung für das Grabmal meines Vaters guten An-
gedenkens gemacht und durch den verehrungswürdigsten Messer
Hieronymo Massaino gesandt. Nun, da ich im Begriff bin sie ganz
ausführen zu lassen, meinen Einige, dass das Grabmal weiter von
der Mauer vorspringe, als es die Zeichnung zeigt. Ich habe es
unserm Niccolö Tribolo und Solosmeo, den talentvollen Florentinern,
die an der Kirche unsres heiligen Petronius zu arbeiten begonnen
haben, gezeigt, und sie senden Euch eine Kopie Eurer Zeichnung.
Es wäre mir sehr lieb, wolltet Ihr sie über ihren Zweifel auf-
klären; ich würde Euch dafür sehr verpflichtet sein und nenne
mich Euren Schuldner. Befehlt über mich in Allem, was ich ver-
mag und kann. Sie senden Euch auch die Maasse der Breite und
Höhe der Kapelle. Lebt wohl."