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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Unausgeführte Aufträge auf Gemälde

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Absicht gethan und weil ich weiss, dass Euer Kommen nicht ohne
grossen Vortheil sein wird. Und falls Ihr nicht in der Lage oder
Stimmung wäret zu kommen, bitte ich Euch, Euch nach einem
anderen Maler, der zu den Besten heute in der Christenheit gehört,
umzusehen und Euch alle Mühe zu geben, ihn so schnell als mög-
lich hierher zu senden. Und es wäre gut, dass er eines seiner
besten Werke mitbrächte. Ich lasse Euch wissen, dass der Herr
Dem, der ihm jene Statue gab, 400 Golddukaten geschenkt und
seinen Rang erhöht hat, denn er ist Sekretär der Pforte des be-
sagten Herrn. Und wie ich Euch gesagt, ist die Statue nichts Aus-
gesuchtes. Verlasst Euch auf mich: mögt nun Ihr oder ein Anderer
kommen, es wird ihm nicht an Gottes Gnade fehlen. Setzt Ver-
trauen in mich! Ich habe mir diese Freiheit mit Euch genommen,
weil ich mir sage, dass Ihr, wenn Ihr kommt, Grund mich zu loben
haben werdet und das Gleiche, wenn Ihr einen Anderen schickt.
Anderes habe ich nicht zu sagen, äusser dass ich mich Euch em-
pfehle. Gott bewahre Euch immer vor allem Übel. Euer Tommaso
di Tolfo in Adrianopel."
Wer der kunstsinnige Herr, dem Michelangelo seine Dienste
widmen sollte, war, wissen wir nicht. Frey meint, der Gedanke
an den Sultan Selim I. sei wohl ausgeschlossen; es handle sich um
einen Grosswürdenträger, etwa um einen Pascha von Adrianopel.
3. Leonardo Sellajos Bitte um eine Zeichnung für ein Gemälde,
das ein „Gobbo" ausführen will. 1522.
Leonardo schreibt am 29. November 1522 aus Bellosguardo
bei Florenz an Michelangelo (Frey: Briefe S. 194):
„Perche voglo di quest' altra setimana mandare el mio Ghobo
a Montilupo e non voglo perda tenpo, vorei, voi fussi contento
di fargli uno pocho di disegno finito, che potese fare un quadro.
E chosi 0 fatto o fare qualche disegno, che nonne esendo presso
a Bastiano, velo rachomando; e se do troppa brigha: pazienza."
Von diesem Gobbo sagt Leonardo an anderer Stelle, von den
Bildern der Raphaelschüler in der Sala del Costantino sprechend:
„sein Gobbo würde es besser machen." (A. a. 0. S. 163.)
Welch' Licht wirft diese Bitte auf die freundliche Bereitwillig-
keit Michelangelos, Anderen bei ihren Arbeiten zu helfen!
4. Auftrag des Kardinals Domenico Grimani, Patriarchen von
Aquileja, auf ein kleines Kunstwerk. 1523.
Bartolommeo Angiolini schreibt am 28. Juni 1523 aus Rom an
Michelangelo:
„Als ich vor wenigen Tagen mit dem Kardinal Grimani zu-
sammen war, kamen wir auf Euch zu sprechen. Er bat mich, Euch
 
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