Charakteristik der Lehrjahre.
137
erstaunlicher Schnelligkeit vorwärtsschreitende Naturstudium tritt,
ist die Verschiedenartigkeit der aufeinanderfolgenden Werke und
Richtungen begründet. Die Einwirkungen großer Vorgänger, wie
Donatello und Quercia, um nur die hauptsächlichsten zu nennen,
sind, daneben betrachtet, bloß sekundärer Natur, der Lehre nach
in dem einen oder anderen Sinne ergänzend, befördernd und be-
kräftigend. Nicht zaghaft vorsichtig, sondern feurig ungestüm be-
ginnt das hehre Tagewerk. Die Kraft und die Erhabenheit, die
es zu einem fast unvergleichlichen in der Geschichte der Kunst
machen sollten, zeigen sich sogleich in den ersten Nachbildungen
alter Vorbilder; es ist mehr ein Wetteifern, als ein Nachahmen.
Dann mäßigt sich, bei wachsender Erkenntniss nothwendiger Gesetz-
mäßigkeit und in mühevollen Naturstudien, der unbändige auf das
Gewaltige gerichtete Drang in Streben nach Schönheit, in der
Verbindung von Anmuth und Lebendigkeit. Sie gewinnt ihren
herrlichsten Ausdruck in religiösen Vorwürfen — gelangt zu be-
fremdenden, den Sieg des naturalistischen Elementes zur Schau
tragenden mythologischen Gebilden. Eine Spaltung scheint, ein-
zutreten : da erweist sich auf dem einen, wie dem anderen Ge-
biete, die Lehre der Antike, wenn auch nicht als erschöpft, denn
sie soll auch später immer wieder ihre unversiechliche Kraft be-
währen, so doch als der selbständigen Anschauung untergeordnet.
Die Meisterperiode hebt an.
137
erstaunlicher Schnelligkeit vorwärtsschreitende Naturstudium tritt,
ist die Verschiedenartigkeit der aufeinanderfolgenden Werke und
Richtungen begründet. Die Einwirkungen großer Vorgänger, wie
Donatello und Quercia, um nur die hauptsächlichsten zu nennen,
sind, daneben betrachtet, bloß sekundärer Natur, der Lehre nach
in dem einen oder anderen Sinne ergänzend, befördernd und be-
kräftigend. Nicht zaghaft vorsichtig, sondern feurig ungestüm be-
ginnt das hehre Tagewerk. Die Kraft und die Erhabenheit, die
es zu einem fast unvergleichlichen in der Geschichte der Kunst
machen sollten, zeigen sich sogleich in den ersten Nachbildungen
alter Vorbilder; es ist mehr ein Wetteifern, als ein Nachahmen.
Dann mäßigt sich, bei wachsender Erkenntniss nothwendiger Gesetz-
mäßigkeit und in mühevollen Naturstudien, der unbändige auf das
Gewaltige gerichtete Drang in Streben nach Schönheit, in der
Verbindung von Anmuth und Lebendigkeit. Sie gewinnt ihren
herrlichsten Ausdruck in religiösen Vorwürfen — gelangt zu be-
fremdenden, den Sieg des naturalistischen Elementes zur Schau
tragenden mythologischen Gebilden. Eine Spaltung scheint, ein-
zutreten : da erweist sich auf dem einen, wie dem anderen Ge-
biete, die Lehre der Antike, wenn auch nicht als erschöpft, denn
sie soll auch später immer wieder ihre unversiechliche Kraft be-
währen, so doch als der selbständigen Anschauung untergeordnet.
Die Meisterperiode hebt an.