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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,1): Der Künstler und seine Werke: Abth. 1 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47068#0420
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Die einzelnen Athletenpaare.

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an das Diomedesrelief erinnert, heruntersteigen. Aufmerksamen,
lebendigen Blickes schaut er heraus, obgleich seine Stellung bedenk-
lich ist. Der Andere von satyrhaftem Typus, der übermüthig
spielend seine Glieder bewegt, hat die Aufgabe, die Bänder in der
oberen rechten Ecke an den Ring zu befestigen. Das kostet ihm
eine grosse Mühe; ausgelassen scheint er zu lachen. Jede Figur
ist für sich, ohne jede Rücksicht auf Symmetrie, erfunden. (Studien
in der Casa Buonarroti, Verz. 33, und im British Museum, Verz. 311
und 293.) (Abb. V, Kap. 1.)
Das Paar über Jeremias.
Die beiden Gestalten stehen in stärkstem Kontrast zu einander.
Der Jüngling rechts ist in voller, schwieriger Arbeit. Auf den Sitz
mit einem Beine aufknieend und mit der einen Hand sich an ihn
klammernd, in fast verrenkter Stellung, lässt er die schwere Kranzes-
bürde von den Schultern im Rücken sich herabsenken, dass sie so
zu liegen kommt, wie auf der andern Seite. Dort ruht in lässiger
Stellung der Gefährte, eine wundervoll komponirte Figur, von der
Thätigkeit aus. Mit gelassenem Blick beobachtet er, wie die Sache
drüben gelingen wird. (Studien in der Casa Buonarroti, Verz. 66,
und in Oxford, Verz. 415 und 412.) (Abb. V, Kap. 2.)
Das Paar über der Libica.
Der Vorgang ist nicht ganz deutlich. Der Jüngling links sitzt
vorgeneigt auf einem Polster und umfängt, ernst, ja fast düster in
die Tiefe schauend, mit den Armen hinten den mit Eichenlaub ge-
füllten Sack, den er von der linken Schulter auf den Sitz herab-
lässt. Der andere erhebt sich, mit dem rechten Bein knieend, über
dem Sitz, auf dem der Sack niedergelegt ist, und sucht in sehr
gezwungener Stellung — man weiss nicht recht zu welchem Zwecke
— ein Gewandstück (nicht die Draperie), das unten auf dem Sitz
durch den Sack eingeklemmt ist, in die Höhe zu ziehen. Ver-
muthlich wird der linke Arm es dann über den Kopf nach vorne
herübernehmen. (Studien in der Casa Buonarroti, Verz. 45, und in
den Uffizien, Verz. 218.) (Abb. V, Kap. 3.)
Bleibt nach einer Prüfung aller dieser durch unvergleichlichen
Reichthum der Erfindung und Kraft der Formenspräche berücken-
den jugendlichen Leiber der erste allgemeine Eindruck einer
 
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