656
San Maria degli Angeli.
S. Maria degli Angeli.
Wiederum erhielt Michelangelos Zeichnung für eine Kirche
und das Kloster, das Pius IV. 1561 den Karthäusern in den Dio-
kletianischen Thermen überwies, den Vorzug vor denjenigen aus-
gezeichneter Architekten. Erst nach seinem Tode, etwa 1568, ward
der Bau vollendet, von dem nur das Kloster, nicht aber die Kirche,
die 1749 von Vanvitelli umgestaltet ward, in der ursprünglichen
Gestalt erhalten blieb.
An den antiken, oblongen, einschiffigen Raum des Tepidario mit
seinen drei grossen Kreuzgewölben, den der Meister für die Kirche
herrichtete, schloss sich an jeder Seite ein Raum an; in den einen
verlegte er das Hauptportal, das er in reichem griechischem Ge-
schmack aus Travertin ausführte, in den anderen den Hauptaltar.
Vier vor die Wand tretende, antike Syenitsäulen tragen die drei
grossen Querbögen. Die mittlere Travee öffnete sich links in einen
langen Korridor, an dessen Ende in einer Nische ein kleiner Altar
der Madonna sich befand, rechts in eine Rotunde, in welche die
meist benutzte Seitenthüre der Kirche führte. Die vier anderen
Wandfelder hatten Eingänge in vier Seitenräume, die von Michel-
angelo roh gelassen, aber als Kapellen ins Auge gefasst wurden.
Vanvitelli machte diesen herrlichen, gewölbten Hauptraum zum
Querschiff, indem er das Hauptportal zumauerte, und zum Längs-
schiff die drei aufeinander folgenden Räume: die Rotunda, das
Mitteljoch und den Korridor. Hauptaltar wurde nun jener Altar
der Madonna, Hauptportal die Seitenthüre.
Da es sich hier nur um die Adaptirung einer grandiosen römi-
schen Anlage von antikisch schönen Verhältnissen handelte und das
Portal verschwunden ist, kann von einer Michelangeloschen Archi-
tektur doch nur in sehr bedingter Weise geredet werden. Auch
in der Gestaltung der vier Kompositsäulen (mittlere Travee) und
der vier korinthischen (in den Ecken), der entsprechenden Pilaster
und des sehr reichen und feinen Gebälkes und Gesimses hat er
von dem ausführenden Architekten durchaus antike Vorbilder nach-
ahmen lassen.
Unabhängiger als in dem Kircheninnern tritt uns in der Riesen-
anlage des angränzenden Klosterhofes mit seinen hundert Travertin-
säulen Michelangelos Architektur vor Augen, hat Dieser auch für
die Gesammtanlage die Certosa bei Florenz als Vorbild benutzt,
die zugleich für die Anordnung der einzelnen Zellen mit ihren Gärten
San Maria degli Angeli.
S. Maria degli Angeli.
Wiederum erhielt Michelangelos Zeichnung für eine Kirche
und das Kloster, das Pius IV. 1561 den Karthäusern in den Dio-
kletianischen Thermen überwies, den Vorzug vor denjenigen aus-
gezeichneter Architekten. Erst nach seinem Tode, etwa 1568, ward
der Bau vollendet, von dem nur das Kloster, nicht aber die Kirche,
die 1749 von Vanvitelli umgestaltet ward, in der ursprünglichen
Gestalt erhalten blieb.
An den antiken, oblongen, einschiffigen Raum des Tepidario mit
seinen drei grossen Kreuzgewölben, den der Meister für die Kirche
herrichtete, schloss sich an jeder Seite ein Raum an; in den einen
verlegte er das Hauptportal, das er in reichem griechischem Ge-
schmack aus Travertin ausführte, in den anderen den Hauptaltar.
Vier vor die Wand tretende, antike Syenitsäulen tragen die drei
grossen Querbögen. Die mittlere Travee öffnete sich links in einen
langen Korridor, an dessen Ende in einer Nische ein kleiner Altar
der Madonna sich befand, rechts in eine Rotunde, in welche die
meist benutzte Seitenthüre der Kirche führte. Die vier anderen
Wandfelder hatten Eingänge in vier Seitenräume, die von Michel-
angelo roh gelassen, aber als Kapellen ins Auge gefasst wurden.
Vanvitelli machte diesen herrlichen, gewölbten Hauptraum zum
Querschiff, indem er das Hauptportal zumauerte, und zum Längs-
schiff die drei aufeinander folgenden Räume: die Rotunda, das
Mitteljoch und den Korridor. Hauptaltar wurde nun jener Altar
der Madonna, Hauptportal die Seitenthüre.
Da es sich hier nur um die Adaptirung einer grandiosen römi-
schen Anlage von antikisch schönen Verhältnissen handelte und das
Portal verschwunden ist, kann von einer Michelangeloschen Archi-
tektur doch nur in sehr bedingter Weise geredet werden. Auch
in der Gestaltung der vier Kompositsäulen (mittlere Travee) und
der vier korinthischen (in den Ecken), der entsprechenden Pilaster
und des sehr reichen und feinen Gebälkes und Gesimses hat er
von dem ausführenden Architekten durchaus antike Vorbilder nach-
ahmen lassen.
Unabhängiger als in dem Kircheninnern tritt uns in der Riesen-
anlage des angränzenden Klosterhofes mit seinen hundert Travertin-
säulen Michelangelos Architektur vor Augen, hat Dieser auch für
die Gesammtanlage die Certosa bei Florenz als Vorbild benutzt,
die zugleich für die Anordnung der einzelnen Zellen mit ihren Gärten