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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,2): Der Künstler und seine Werke: Abth. 2 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47069#0255
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Aesthetisches. Thüren. Das Wappen.


deren reiner Eindruck zudem durch die sie begleitenden Halbpilaster
beeinträchtigt wird. Drittens macht sich auch hier die Vernichtung
der Wandfläche durch die grossen, bis zum Gesims emporragenden
Fenster und die kleinen , unter ihnen angebrachten oblongen Öff-
nungen unerfreulich geltend. Und endlich ist das Verhältniss der
mächtigen Segmentgiebel, deren Konsolen sehr unruhig wirken, zu
den Fenstern, die seltsamer Weise nach unten etwas schmäler
werden, ein unglückliches.; die ganze Rahmung wirkt, wie dies ja
überhaupt für des Meisters Dekorationskunst charakteristisch ist,
überladen. (Vergleiche Studien in Oxford, Verz. 452 und 453.) Und
wenn er Antonios Gesims vorwarf, es sei ein Bastard, so macht er
sich selbst in weitgehender, bizarrer Weise der Mischung der ver-
schiedenen Ordnungen schuldig. Man sehe das Architrav: die drei
Glieder springen in starker Schräge vor und sind durch Rundstäbe
(der obere mit Eiermotiv verziert) getrennt. Das zweite ist mit
Masken, das dritte mit Triglyphen und Rosetten geschmückt. Der
Fries aber ist unverziert! Auch die Fenster, in deren Giebeln
Kränze an einem Thierschädel aufgehängt sind, zeigen absonder-
liche, spielende Verwerthung von Triglyphenbruchstücken, sowohl
am Fries als auch an den rahmenden Lisenen, an denen man in
der Höhe Löwenköpfe mit Ringen und über einer Triglyphe ein
Feld mit Schuppen gewahrt.
Im Erdgeschoss hat Michelangelo den San Galloschen Thüren
vier weitere Thüren und Fenster hinzugefügt, welche jene, schon
in der Medicikapelle angewandte, nach unten sich verbreiternde
Form und am Rahmen oben Ohren zeigen. Das Wappen an der
Fassade ist dem Mediciwappen in S. Lorenzo verwandt, aber reicher
und voller gebildet; Delphinköpfe, Masken und Fruchtkränze ver-
zieren es.
Nach Michelangelos Tode hat Vignola, der von ihm schon am
Bau beschäftigt worden war und die Thüren in den Arkaden des
mittleren Geschosses gezeichnet hatte, die Arbeiten fortgeführt.
Dann trat Giacomo della Porta ein, dem der Mitteltheil der hinteren
Fassade mit den Loggien, welche das System des Hofes wieder-
holen, verdankt wird.
Entwürfe zu S. Giovanni dei Fiorentini.
In den letzten Lebensjahren Leos X. hatten die Florentiner
beschlossen, eine Nationalkirche, die an Grösse und Herrlichkeit alle
 
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