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Tiedemann, Friedrich
Das Hirn des Negers mit dem des Europäers und Orang-Outangs verglichen: Mit sechs Tafeln — Heidelberg, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5794#0012
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die Neger als Wesen darzustellen, welche sich zwischen dem Orang-Outang und Men-
schen in der Mitte befänden, oder ein Uebergangs-Glied von jenem zu diesem bildeten.
Wäre diese Lehre in der Natur begründet und durch genaue Untersuchungen
erwiesen; dann müfsten die Neger in den socialen Verhältnissen eine ganz andere
Stellung einnehmen, als die, welche ihnen die britische Staatskunst und Gesetz-
gebung in neuester Zeit eingeräumt hat.

Eine sorgsame und vorurtheilsfreie Prüfung obiger Behauptungen schien mir,
.sowohl für die Naturgeschichte und Anatomie des Menschen wichtig, als auch selbst
für die Staatskunst und Gesetzgebung von Interesse zu seyn. Ich unternehme sie
von einer Seite, von der sie noch nicht versucht worden ist, nämlich durch An-
stellung einer Vergleichung des Hirns des Negers mit dem des Europäers und
Orang-Outangs. Folgende zwei Fragen werde ich mich bemühen zu beantworten:

I) Ist das Hirn des Negers von dem des Europäers verschieden?
Und II) Ist das Hirn des Negers dem des Orang - Outangs ähnlicher als das des
Europäers ?

Die Beantwortung dieser Frage kann nur auf dem Wege der Vergleichung
erlangt werden, und soll sie sichere Ergebnisse gewähren, so müssen zunächst die
zu vergleichende Gegenstände nach Maats und Gewicht, nach ihrer äußeren Gestal-
tung und ihrem inneren Bau sorgsam untersucht werden. Die Materialien zu den
Vergleichungen und Bestimmungen liefern mir seit einer Reihe von Jahren angestellte
Untersuchungen über das Hirn des Europäers, des Negers und Orang-Outangs, sowie
über die Geräumigkeit der Höhle des Schädels von Menschen aller Bassen und Völ-
ker. Zu ihrer Gewinnung sind die gröfsten anatomischen Sammlungen Europa's
benutzt worden.

Wir beginnen mit der Betrachtung der Gröfsen-Verhältnisse des Hirns, um die
Frage zu beantworten: hat der Neger eben so viel Hirn als der Europäer? Hierbei
müssen wir zuvörderst die Gröfse des Hirns des letzteren nach Gewicht und Maafs
bestimmen, dann die des Negers, und hierauf beide mit einander vergleichen.
 
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