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Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 7.1992/​1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.49004#0010

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VORWORT - Dies erste Heft von Band VII
unterbringt drei groBere Beitrage in denen
sowohl neue Materialien als auch revidierte
Ansichten vorgestellt werden. Jeder der drei
Autoren, ein Archaologe, ein Ethnologe und
ein Wirtschaftler, berichtet aus seinem eige-
nen geographischen Umfeld und ist darum in
der Lage, eigene Erkenntnisse in erheblichem
Umfang einzubringen. Die Thematik in Zeit
und Raum ist weit gespannt, sie reicht vom
Neolithikum bis zur Gegenwart und von
Siidwest- und Siidosteuropa bis nach Indien.
So werden durch Tools and Tillage - oder
besser: durch die Autoren, die fur Tools and
Tillage schreiben - im wahrsten Sinn neue
Verbindungen zwischen Forschern und Wis-
senschaft in verschiedenen Teilen der Welt
geschaffen. Boris Shramko beweist in seiner
Darstellung von Funden aus kurzlich durch-
gefiihrten Ausgrabungen, dab ideologische
Schranken, die in der Vergangenheit einen di-
rekten Gedankenaustausch verhindert hatten,
jetzt aufbrechen. Er zogert nicht, altere In-
terpretationen, z.B. der wohlbekannten Ha-
kenpfliige von Sergejewsk und Tokary, rich-
tigzustellen, wobei er zugleich seinem friihe-
ren kurzen Bericht fiber den Hakenpflug von
Polessje weitere Einzelheiten hinzufiigt (Kar-
bondatierung 1390 v.Chr) (Tools and Tillage
1:4, 1971). Seine Angaben betreffen einen Teil
Europas, der von grower Bedeutung fur die
Ausbreitung des Ackerbaus im Spatneolithi-
kum und in der Bronzezeit war.
Jose Luis Mingote Calderon ist auf gutem
Wege, sich einen Namen als einer der fuhren-
den spanischen Ethnologen zu machen. Spa-
nien - das muB hier festgestellt werden - ist
noch Neuland fur Tools and Tillage. Das
Land besitzt ein reiches kulturelles Erbe, so
dab Feldforschung dort noch viel neues Ma-
terial zutage fordern kann. Obwohl der Ver-
fasser eine besondere Form des Joches behan-
delt, liefert er doch zugleich techmsche De-
tails zur Gesamtfrage der Jochanspannung

und des Ochsengeschirrs unter Berucksichti-
gung auch sozialer Implikationen und einer
umfangreichen internationalen Literatur. Er
befaBt sich mit der tierischen Zugkraft und
der Anwendung und GroBe von Jochen im
Verhaltms zu ihrer Funktion. Er erweitert die
bisherige Forschung zur Geschichte land-
wirtschaftlicher Geratschaften, indem er tief
in Funktions- und Arbeitsvorgange ein-
dringt. In diesem Sinne wertet er das Einzel-
gerat als Teil eines ganzen Arbeitsbereiches,
zu dem auch Jochanspannungen, Zugges-
chirre und der Bedarf an Zugkraften gehbren.
Tools and Tillage hofft, in Zukunft weiteres
Material zu diesem Thema und mit solchen
Gesichtspunkten veroffentlichen zu kbnnen.
Minoti Chakravarty Kaul kommt aus
Delhi, er hat als Wirtschaftler in Indiana, Ox-
ford, Oslo und andernorts gearbeitet und ge-
lesen. Sein Aufsatz ist das Forschungs-
ergebnis einer zehnjahrigen intensiven Unter-
suchung uber die Frage, wie die Menschen ihr
Vieh - auch die Zugtiere - weideten. Im
Pandschab besaBen die komplizierten Wan-
derbewegungen der Viehherden auf der Suche
nach Weideland einen ganz auBerordentli-
chen Umfang verglichen mit den Systemen
der Wanderweidewirtschaft im nordlichen
und mittleren Europa. Dabei stand die Nut-
zung der Nahrungsgrundlagen in ausgewoge-
nem Einklang mit ihrer Erhaltung bei ziem-
lich extremen Umweltbedingungen. Wenn
sich ein solches Gleichgewicht - vornehmlich
auf Grund von Erfahrungen - herstellen laBt
und als tragfahig erweist, wie ist dann zu ver-
stehen, daB der industrialisierte Mensch der
Gegenwart so oft bereit ist, solch uberhe-
fertes Wissen uber Bord zu werfen und statt
dessen neue, auf dem Einsatz von Maschinen
basierende Wege zu beschreiten, die das na-
tiirliche Gleichgewicht unwiderruflich zer-
storen mussen? Niemand sollte sich so klug
Fortsetzung auf Seite 28
 
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