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Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 7.1992/​1995

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Lühning, Arnold: [Rezension von: Jens-Jürgen Penack, Die eisernen eisenzeitlichen Erntegeräte im freien Germanien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49004#0131

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REVIEWS

JENS-JURGEN PENACK: Die eisernen eisen-
zeitlichen Erntegerate im freien Germamen.
Gottinger Philosophische Dissertation. BAR In-
ternational Series 583. Oxford 1993. 246 pp. ISBN
0 86054 742 6.
Als Axel Steensberg 1943 seine grundlegende Ar-
beit »Ancient Harvesting Implements* veroffent-
lichte, schrieb er im Schluhwort, dak die von ihm
entwickelte Typologie, soweit sie Lander auker-
halb Nordeuropas betrafe, nur vorlaufiger Art sein
konnte und darum » ... as an incentive to scientists
in other countries to publish careful descriptions
of prehistoric and modern primitive reaping im-
plements ... « dienen moge. Diese Anregung hat
viele Fruchte getragen. In dem vergangenen halben
Jahrhundert sind zahlreiche neue Funde von Ern-
tegeraten publiziert worden, auherdem ist eine
ganze Reihe von Einzeluntersuchungen erschie-
nen, die Steensbergs Arbeit in Teilbereichen erwei-
tern, erganzen und vertiefen. Aber sie bestatigen -
trotz gelegentlicher Korrekturen in Details - zu-
gleich auch immer wieder, dak die von Steensberg
vorgeschlagene Typologie sich bewahrt und dafi
das von ihm gezeichnete entwicklungsgeschichtli-
che Gesamtbild richtig gesehen ist.
Auch die hier anzuzeigende Dissertation von J.-
J. Penack, die 1978 begonnen und 1990 abgeschlos-
sen wurde, liefert einen solchen Beitrag. Er ver-
dient darum besonderes Interesse, weil er sich mit
den eisernen Erntegeraten jenes Zeitraumes be-
fafit, in dem zwei neue Geratearten, die Grassense
und das Laubmesser, neben die bis dahin ge-
brauchliche Getreidesichel treten, und weil sich
innerhalb dieser drei Funktionsgruppen mehrere
nach Form, GroEe, Art der Griffbefestigung und
Handhabungstechnik deutlich unterscheidbare
Untergruppen herausbilden.
Obwohl, wie auch Penack mehrfach betont und
belegt, die Ansatze und Anstohe zu dieser Ent-
wicklung im keltisch-rdmischen Kulturbereich zu
suchen sind, hat sie fundmahig einen besonders
breiten Niederschlag im »freien Germanien« ge-
funden. Damit ist der Raum der mitteleuropa-
ischen Tiefebene von den Niederlanden bis Polen,

sowie Danemark und Schweden bis an das skandi-
navische Gebirgsmassiv gemeint. In diesem Gebiet
kann der Verfasser 451 als Erntegerate bezeichnete
Fundstiicke nachweisen, wobei die Schwerpunkte
der Fundverbreitung eindeutig in Schweden (68%
aller Funde, vor allem als Grabbeigaben) und Po-
len (15% aller Funde, iiberwiegend als Siedlungs-
funde) liegen, wie aus den Verbreitungskarten und
dem Fundkatalog (mit auherst knappen Angaben
zu den Objekten selbst) hervorgeht.
Diese 451 Objekte werden nach rein formalen
Kriterien (ohne Riicksicht auf GroEe, Art der
Griffbefestigung und mogliche Funktionen als Si-
chel, Sense oder Laubmesser) in 42 Formen mit
zugehdrigen Varianten aufgegliedert. Die auf 5 Ta-
feln zusammengefaBten UmriEzeichnungen dieser
Formen, bei denen jeweils nur ein Objekt fur eine
ganze Formengruppe steht, lassen allerdings kaum
Strukturdetails erkennen, auherdem sind sie in 8
verschiedenen MaBstaben wiedergegeben, was es
dem Betrachter erschwert, eine anschauliche Vor-
stellung von den tatsachlichen Grofienverhaltnis-
sen der einzelnen Gruppen untereinander zu ge-
winnen.
Die Einteilung des 'Fundmaterials in 42 Formen-
gruppen (und eine 43. Gruppe von Bruchstucken
nicht genau bestimmbarer Form, die mit 129 Ob-
jekten iiber ein Viertel des Gesamtbestandes um-
fafit) bildet das methodische Riickgrat der ganzen
Arbeit. Der Verfasser beschreibt die einzelnen
Formen, fiihrt Vergleichsmaterial aus anderen Ge-
bieten (vornehmlich aus dem romisch-keltischen
Raum) an und versucht zugleich eine zeitliche
Einordnung der Funde, um daraus Ruckschliisse
auf das Ursprungsgebiet der betreffenden Form zu
Ziehen. Die fur die jeweilige Formengruppe ge-
wonnenen Ergebnisse werden anschlieBend in drei
Kapiteln: Chronologic, Verbreitung (nach Zeitstu-
fen, Fundkategorien und Landschaften) und Her-
kunft der Formen, analysiert und ausgewertet. Zu
bedenken bleibt dabei, dak die so erarbeiteten
Fakten nur begrenzte Ruckschliisse auf die ehe-
mals tatsachliche Verbreitung dieser Erntegerate,
die Haufigkeit ihres Vorkommens und die Art ih-
 
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