Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0137
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
horizontal gelegten rechteckigen Schlitzen in zwei
Reihen bestand (174/3). — Da Jochzubehör und
Wagenbeschläge auch anderwärts nicht immer ein-
deutig zu trennen sind 483, könnten namentlich die
Platten an starren Eisenschienen (Taf. 162, 4. 7—
12) vielleicht vom "Wagenkasten stammen. Ebenso
gehören unter Umständen die Inventare von Un-
terwiesenacker (174/4) mit den Rädern von Nieder-
hofen (187 A 4) zusammen (vgl. Vorbemerkung zu
174). Allerdings haben sich in der Oberpfalz außer
Rädern bisher keine anderen sicher bestimmbaren
Wagenteile gefunden.
Sonstige Schirrungsteile
Die geflochtenen Lederschnüre, die glatten Riemen
mit Besatzknöpfen, die Ringe und die Ringknebel
an Lederschlaufen von Gaisheim können zum Teil
sehr wohl vom Zaumzeug (siehe oben) stammen
(Taf. 160, 1—6. 13—18). Offen bleibt auch die ge-
naue Funktion eines mutmaßlichen Riemenvertei-
lers von Markhof in Gestalt eines vierkantigen Rin-
ges mit vier runden Randösen (Taf. 30, 21). Gegen-
stücke mit vier kräftigen Rechteckösen zum Durch-
ziehen sehr breiter Riemen sind aus dem fürstlichen
Wagengrab von Kappel bekannt 484 und mit drei
Rechteckösen aus Grab VI im Hohmichele. Nur sie
verbinden im Brustgeschirr der jüngeren Hallstatt-
zeit Hals- und Sprungriemen sachgemäß miteinan-
der 485, während beim Ring von Markhof gegen
solche Verwendung schon die überflüssige vierte
Öse, die geringe Weite der Ösen und vielleicht auch
die scharfen Ringkanten sprechen.

Vergleichsstücke zu Zügelringen mit quergestellter
Öse (Taf. 141, 10. 12) finden sich wiederum im
Hohmichele, wo die Ösen offensichtlich in einem
Ledergurt eingelassen waren 48'. Gleichartige Ringe
können mit gewölbten Ösenkappen 487 oder mit
abgewinkelten Ösen 488 ausgestattet sein, die ebenso
freilich auf einem Joch oder einem Kummet anzu-
bringen sind 48°. Die beiden gleichartigen Ringe mit
zwei gegenständigen quergestellten Randösen (Taf.
141,9.11) sind entweder wie die kleinen Ring-
knebel (Taf. 160, 3. 4) gebraucht worden oder sie
haben zur Verbindung und Führung dünnerer
Doppelriemen gedient.
Anders beschaffen sind vier bronzene Zügelringe
an Eisendornen von Obernricht (Abb. 9, 11—14).
Nach der überzeugenden Darlegung Paulis müssen
die Dornen fest in einem hölzernen Stabaufsatz
eingepflockt gewesen sein, dem als Schutz und
Zierde eine Bronzetülle (Abb. 9, 10) aufgesteckt
war 49°. Der Zügelring hing auf diese Weise genau
so beweglich in der Dornöse wie Ringe, die im
Überfangguß den mitgegossenen Ösen an Bronze-
tüllen eingehängt waren 491. Da in Obernricht alle
Jochteile fehlen, kann man paarige Anbringung der
Zapfen auf einem Bauchgurt oder einem Kummet
annehmen 4°2. Erneut sind Gegenstücke ähnlicher
Konstruktion aus Grab VI im Hohmichele beizu-
ziehen, wo sie — allerdings in doppelter Anzahl —
im Fundzusammenhang mit dreiösigen Riemenver-
teilern eindringlich eine jochlose Schirrung der jün-
geren Hallstattzeit anzeigen 493. Pauli verweist zu
Recht auf die westlichen Beziehungen der Form 494,

483) W. Drack 1958, 41 f. bes. Abb. 37,19-31.
484) W. Kimmig und W. Rest, Ein Fürstengrab der späten Hallstattzeit von Kappel am Rhein. Jahrb. RGZM 1,
1954, 179-216 bes. 182 f.l87 Abb. 2,1.2; S. Schiek, Das Hallstattgrab von Vilsingen. Zur Chronologie der
späthallstattzeitlichen Fürstengräber in Südwestdeutschland. Festschr. f. Peter Goessler (1954) 150-167 bes.
156 Abb. 4,9 bildet einen Ring mit vermeintlich drei Usen ab, bei dem eine vierte nur abgebrochen ist.
485) Riek/Hundt 1962, 149 Taf. 4,31.32; G. Riek zieht jedoch auch die vierösigen Ringe von Kappel bei (s.
Anm. 484).
486) Ebd. 150 Taf. 6,94.95.
487) G. Kossack 1954 (1) Abb. 19 B 8; Ders. 1959, 199 Nr. 181 Taf. 60,8 (Gernlinden, Ldkr. Fürstenfeldbruck).
488) G. Kossack 1954 (1) Abb. 23 A 11.12 (Thalmässing, Ldkr. Hilpoltstein).
489) F. Dvorak 1938, 72 Abb. 22; 26,1 (Hradenin Grab 24).
490) L. Pauli 1966, 76 ff.
491) L. Pauli, Ergänzende Bemerkungen zu den Funden aus den Fürstenhügeln von Hundersingen (Kr. Saulgau).
Fundber. Schwaben N. F. 19, 1971, 118-123 bes. 119 Abb. 1,9-12.
492) Ebd. 121 Anm. 5.
493) Riek/Hundt 1962 bes. Beilage 3; der Bezug Paulis auf zwei Bronzetüllen mit Doppelenden und beweglichen
Eisenringen aus Grab 1 von Großeibstadt bei G. Kossack 1970 Taf. 39,64.65 ist nicht einsichtig, denn erstens
handelt es sich um eine besondere Form und zweitens gehen die Tüllen ganz unabhängig von ihrer Lage abseits
Zaumzeug und Zierplatten vom Joch jedenfalls mit einem Jochgeschirr des Ausstattungsmusters Ha C zu-
sammen; a. a. O. 112 Abb. 11 Gegenstück aus Planany bei Kolin.
494) L. Pauli 1966, 77 Anm. 6; die nach G. Kossack 1959 Taf. 39,26; 57,7; 113,1-4 beigezogenen wesentlich

— 133 —

9*
 
Annotationen