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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 7/​8 (Teil 1).1914/​1915(1918)

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Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen für das Jahr vom 1. April 1913 bis 31. März 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.43699#0016
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GESELLSCHAFT FÜR NÜTZLICHE FORSCHUNGEN

Das erste Ergebnis ist, daß das Gebäude nicht, wie man bisher sagte,
einen thermenähnlichen Grundriß hat, sondern daß es, wie Regierungsbaumeister
Krencker ermittelt hat, wirklich zunächst als Thermenbau komponiert und
gebaut ist. Man muß aber dabei gleich hervorheben, daß bei diesen großen
Kaiserthermen nicht etwa nur an Badehäuser zu denken ist. Es sind Bauten
für öffentliches Leben, und die großen Prachtsäle, die sie enthalten, sind
nachweislich von den Kaisern zu Regierungshandlungen — Empfang siegreicher
Feldherren, feierliche Verkündigung von Gesetzen u ä. — benutzt worden.
Für solche Feiern große Repräsentationsräume zu haben, ist sicher ein Zweck
mit gewesen, zu dem so viele Kaiser Rom mit Thermen beschenkt haben.
Es wird in Trier nicht anders gewesen sein.
Die Ruine setzt sich zusammen aus zwei großen Sälen, dem Caldarium,
37X20 qm messend, mit drei Apsiden und einem Vorraum, aus dem 57X18 qm
messenden Frigidarium mit vier Nebenräumen und aus dem in der Mitte
liegenden kreisrunden Tepidarium. Dazu, kommen die Nebenräume in zwei
Reihen und zwei kleine Flügelbauten, in einer eigenartigen Weise straff
zusammengeschlossen zu dem wundervollen Grundriß, der mit Recht in seiner
Komposition stets die höchste Bewunderung gefunden hat. Es ist die Hand
eines ganz genialen Architekten, die sich hier verrät, der zu diesem Bau
beauftragt war von Kaiser Konstantin dem Großen. Denn Konstantin scheint
der Erbauer. Auch die vorzügliche, fast übertrieben gute Technik verrät den
Bau als Kaiserthermen.
Wir haben eigenartige Funde gemacht, in den Fundamenten und Keller-
räumen Bruchstücke von großen Grabdenkmälern, von denen zwei jetzt in
der Ruine ausgestellt sind. Das eine davon verrät sehr späte Arbeit. Diese
Grabdenkmäler sind abgerissen bei der Stadterweiterung von Trier, verwendet
in Massen in dem bekannten Kastell in Neumagen, das nachweislich Kaiser
Konstantin erbaut hat. Es ist dieselbe Erscheinung und derselbe Urheber
dieser Maßnahmen dort wie hier.
Es scheint, daß der Bau in die letzte Lebenszeit Konstantins fällt, denn
er ist nie vollendet worden. An die Säle schließt sich ein Säulenhof, im
Innern des Hofes sind ältere Häuser stehen geblieben, der Estrich, die Wände
des umgebenden Kellers verraten Unfertigkeit. Wie die Porta nigra, wie der
Arenakeller im Amphitheater, so sind auch die Kaiserthermen immer ein
Torso geblieben.
Auf Konstantin folgen hier wirre Zeiten, Kämpfe zweier Söhne des
Konstantin, schlimme Einfälle und Verheerungen durch die Germanen, Zustände,
denen erst Julian ein Ende macht durch seinen Sieg über die Alemannen bei
Straßburg im Jahre 357.
Seitdem herrscht wieder Ruhe und Sicherheit, auch hier in Trier. Julians
Nachfolger, Valentinian, residierte mit seinem Sohne Gratian dauernd in Trier.
Sie fanden offenbar den Thermenbau in seinem unfertigen Zustande daliegend
vor und führten den Bau zu Ende, aber nunmehr in der Form eines ganz
eigenartigen Umbaus, der auch wieder der Großartigkeit nicht entbehrt. Die
westlichen Räume, soweit sie überhaupt schon über der Erde standen, werden
dem Erdboden gleich gemacht, nur die Fundamente finden wir jetzt noch,
der Säulenhof ist darüber hinweg auf einen Flächenraum von IOOX13O qm
vergrößert worden. Es bleibt nur unser heute noch vorhandener großer Saal mit
den angrenzenden Zimmern übrig, der Rundsaal des Tepidariums wird Vorhalle.
An den Säulenhof schließen sich nach Osten noch weitere Räume, wahr-
scheinlich ebenso auf der anderen Seite nach Südosten. Die Entwicklung
ist vollzogen, der große Thermensaal wird Palastsaal. Der Hof bekommt drei
Eingänge, ringsum sind Kammern, vermutlich Kasernements für die Palast-
 
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