Kunstgeschichte
Zeichnungen von Blix
' L’art pour Varl
L art pour dolldrs
Komplett!
In Leipzig inserierte ein Reklameunternehmen, es
vermittle:
den Erfindern — die Finanzleute,
den Finanzleuten — die Fabrikanten,
den Fabrikanten — die Kaufleute,
den Kaufleuten — die Vertreter.
Zeitgemäss müsste diese Liste ergänzt werden mit:
den Vertretern — die Kunden,
den Kunden — das Geld.
Der Spiesser
Der Wiener Chanscnkomponist R. hat auch einen
Weltrekord erzielt: er ist seit fünf Jahren noch nie vor
sieben Uhr morgens schlafen gegangen.
Als der Opereltensänger M. unlängst zwei Stunden
nach Mitternacht die Reiss-Bar verliess, sagte der Rekord-
bohemien verächtlich: „Dieser verdammte Spiesser muss
auch Tag für Tag um drei Uhr morgens in den Federn
liegen!“
Pessimismus
Zeichnung von Herbert Fiedler
„Von der Kunst kam man nicht leben, von der
Liebe l(ann man nicht leben und von ehrlicher
Arbeit erst recht nicht!“
Hat im tau schon ziigef lilstert, ta...
. . . des Dr. Curtius’ Kopf, weil er ihn in Genf ohne
teutonisches Augenrollen gegen Polen durchgesetzt hat,
von den Nazis nun auch endgültig auf die Roll-Liste ge-
setzt werden soll?
*
... bei künftigen Saalschlachten zwischen den radi-
kalen Parteien auch Wert darauf gelegt werden soll, Ge-
fangene und Kriegsbeute zu machen?
*
. . . Ludendorff nach dem Versagen des Gold-
machers Tausend ein Unternehmen finanzieren will, das
den Nibelungenschatz im Rhein heben und das berühmte
goldene Haar der Lorelei für vaterländische Zwecke
nutzbar machen soll?
... im Berliner Theaterleben sich dadurch ein Um-
schwung vorbereitet, dass die Prominentengagen durch
öffentliche Sammlungen aufgebracht und infolgedessen
die Eintrittspreise gesenkt werden?
¥
, . . wohingegen das Defizit der Stadt Berlin, um es
aus der Welt zu schaffen, in einen möglichst hohen
Schornstein geschrieben und von der Schornsteinfeger-
Innung mit eisernem Besen hinausgefegt werden soll?
*
. . . der Filmregisseur Oswald zurzeit eine streng
wahrheitsgetreue tönende Filmreportage vorbereitet: „Die
letzten Tage vor dem dritten panischen Krieg“?
*
. . . die Teilnehmer an der „Grünen -Woche“ in
Scharen das.in ihr Fach schlagende Stück „Muss die Kuh
Milch geben?“ besucht haben?
*
. . . der thüringische Innenminister Frick eine Be-
wegung entfachen will mit dem Ziel, Preussen in Gross-
Thüringen ■ aufgehen zu lassen, um endlich der preussi-
schen Republik das Wasser und die Verfassung abzu-
graben?
w
« . . in Berlin ein Verband der Offenbarungs-Eid-
genossen ins Leben getreten ist, der demnächst ein
Faschingsfest unter der Devise: „Arm, aber ehrlich“ zum
Besten der durch viele fruchtlose Pfändungen lebensmüd
gewordenen Gerichtsvollzieher veranstalten will?
*
. . . das Gerücht, die Deutsche Dichterakademie sei
als Körperschaft dem Deutschen Feuerbestattungsverein
beigetreten, völlig aus der dicken Luft gegriffen ist, die
zeitweise in der Akademie herrsche?
* Graf Zeppelin
Von Hans Riebau.
Regisseure sind urteilsfähige Leute. Scheu, heim-
Theater. Und nun erst beim Film! Millionen hängen
von ihrer Entscheidung ab, und dieses Verantwortungs-
gefühl erzieht sie zu einer Art von kritischen Einstellung,
die einzigartig und -— man möchte fast sagen, unfehlbar
ist. Was folgende wahre Geschichte beweist.
In Amerika sollte ein Zeppelin-Film gedreht werden.
Carnegam ist versessen, die Rolle des Grafen zu
spielen. Carnegam hat die richtige Figur, die richtige
Maske und das richtige Talent. Aber zwanzig, dreissig
andere Bewerber sind da, die auch die richtige Figur,
die richtige Maske und das richtige Talent haben.
Was tut Carnegam? Er»nimmt eine Photographie
vom Grafen Zeppelin, eine richtige, einwandfreie Auf-
nahme aus dem Jahre 1914, lässt sie kopieren, bewirbt
sich schriftlich und schickt die Photographie als eigenes
Maskenbild ein.
Acht Tage später bekommt er die Antwort. Die
Rolle sei anderweitig vergeben. Man hätte ihn, Carne-
gam, gern berücksichtigt. Aber seine Maske sei denn
doch zu wenig ähnlich.
Einklang der Seelen
Zeichnung von ]. von Repperl
„Ich hab' mir immer einen Dichter als Mann gewünscht!“'
„Und ich mir immer eine Schlächter siochier als Frau!"
Zeichnungen von Blix
' L’art pour Varl
L art pour dolldrs
Komplett!
In Leipzig inserierte ein Reklameunternehmen, es
vermittle:
den Erfindern — die Finanzleute,
den Finanzleuten — die Fabrikanten,
den Fabrikanten — die Kaufleute,
den Kaufleuten — die Vertreter.
Zeitgemäss müsste diese Liste ergänzt werden mit:
den Vertretern — die Kunden,
den Kunden — das Geld.
Der Spiesser
Der Wiener Chanscnkomponist R. hat auch einen
Weltrekord erzielt: er ist seit fünf Jahren noch nie vor
sieben Uhr morgens schlafen gegangen.
Als der Opereltensänger M. unlängst zwei Stunden
nach Mitternacht die Reiss-Bar verliess, sagte der Rekord-
bohemien verächtlich: „Dieser verdammte Spiesser muss
auch Tag für Tag um drei Uhr morgens in den Federn
liegen!“
Pessimismus
Zeichnung von Herbert Fiedler
„Von der Kunst kam man nicht leben, von der
Liebe l(ann man nicht leben und von ehrlicher
Arbeit erst recht nicht!“
Hat im tau schon ziigef lilstert, ta...
. . . des Dr. Curtius’ Kopf, weil er ihn in Genf ohne
teutonisches Augenrollen gegen Polen durchgesetzt hat,
von den Nazis nun auch endgültig auf die Roll-Liste ge-
setzt werden soll?
*
... bei künftigen Saalschlachten zwischen den radi-
kalen Parteien auch Wert darauf gelegt werden soll, Ge-
fangene und Kriegsbeute zu machen?
*
. . . Ludendorff nach dem Versagen des Gold-
machers Tausend ein Unternehmen finanzieren will, das
den Nibelungenschatz im Rhein heben und das berühmte
goldene Haar der Lorelei für vaterländische Zwecke
nutzbar machen soll?
... im Berliner Theaterleben sich dadurch ein Um-
schwung vorbereitet, dass die Prominentengagen durch
öffentliche Sammlungen aufgebracht und infolgedessen
die Eintrittspreise gesenkt werden?
¥
, . . wohingegen das Defizit der Stadt Berlin, um es
aus der Welt zu schaffen, in einen möglichst hohen
Schornstein geschrieben und von der Schornsteinfeger-
Innung mit eisernem Besen hinausgefegt werden soll?
*
. . . der Filmregisseur Oswald zurzeit eine streng
wahrheitsgetreue tönende Filmreportage vorbereitet: „Die
letzten Tage vor dem dritten panischen Krieg“?
*
. . . die Teilnehmer an der „Grünen -Woche“ in
Scharen das.in ihr Fach schlagende Stück „Muss die Kuh
Milch geben?“ besucht haben?
*
. . . der thüringische Innenminister Frick eine Be-
wegung entfachen will mit dem Ziel, Preussen in Gross-
Thüringen ■ aufgehen zu lassen, um endlich der preussi-
schen Republik das Wasser und die Verfassung abzu-
graben?
w
« . . in Berlin ein Verband der Offenbarungs-Eid-
genossen ins Leben getreten ist, der demnächst ein
Faschingsfest unter der Devise: „Arm, aber ehrlich“ zum
Besten der durch viele fruchtlose Pfändungen lebensmüd
gewordenen Gerichtsvollzieher veranstalten will?
*
. . . das Gerücht, die Deutsche Dichterakademie sei
als Körperschaft dem Deutschen Feuerbestattungsverein
beigetreten, völlig aus der dicken Luft gegriffen ist, die
zeitweise in der Akademie herrsche?
* Graf Zeppelin
Von Hans Riebau.
Regisseure sind urteilsfähige Leute. Scheu, heim-
Theater. Und nun erst beim Film! Millionen hängen
von ihrer Entscheidung ab, und dieses Verantwortungs-
gefühl erzieht sie zu einer Art von kritischen Einstellung,
die einzigartig und -— man möchte fast sagen, unfehlbar
ist. Was folgende wahre Geschichte beweist.
In Amerika sollte ein Zeppelin-Film gedreht werden.
Carnegam ist versessen, die Rolle des Grafen zu
spielen. Carnegam hat die richtige Figur, die richtige
Maske und das richtige Talent. Aber zwanzig, dreissig
andere Bewerber sind da, die auch die richtige Figur,
die richtige Maske und das richtige Talent haben.
Was tut Carnegam? Er»nimmt eine Photographie
vom Grafen Zeppelin, eine richtige, einwandfreie Auf-
nahme aus dem Jahre 1914, lässt sie kopieren, bewirbt
sich schriftlich und schickt die Photographie als eigenes
Maskenbild ein.
Acht Tage später bekommt er die Antwort. Die
Rolle sei anderweitig vergeben. Man hätte ihn, Carne-
gam, gern berücksichtigt. Aber seine Maske sei denn
doch zu wenig ähnlich.
Einklang der Seelen
Zeichnung von ]. von Repperl
„Ich hab' mir immer einen Dichter als Mann gewünscht!“'
„Und ich mir immer eine Schlächter siochier als Frau!"