Nr. 14 ☆ 60. Jahrgang
2. April 1931
Der österreichisch-deutsche Osterhase
Zeichnung von Arthur Stadler
Welche Wendung!
Die Zeit ist da, die wett er wend’sehe.
Da schweift der Blick, der Vaterland’sehe
Zum Himmel, ob er blau, ob wölkisch.
Thüringen —- wird es rot? Bleibt’s völkisch?
Bang’ fragt der homo sapiens:
Was wird mit Frick aus Pirmasens?
Ein Nazigrundsatz heisst auf weim’rsch:
Wo wir mal an der Macht sind, bleib’n m’rsch!
Auch Frick verzichtet nicht, zu bauen
Das Dritte Reich — und im Vertrauen:
Er sann auch schon im Braunen Haus
Mit Hitler einen Bauplan aus.
Das Werk der Vaterlandsbefreiung
Wird vorbereitet durch Kasteiung.
Dass er die Hoffart in sich töte,
Befasst sich Doktor Frick mit Goethe
Und allen Künsten tagelang,
Verdeckt vom Mussolin-Vorhang.
So wird bei ihm wie bei Adolfen
Dem Bildungsmangel abgeholfen,
Dazu ein Kant-Kolleg geschunden
Und zwischendurch in Mussestunden
Der Geist mit etwas Marx geimpft,
Damit man weiss, worauf man schimpft.
Zum Schluss will Adolf Hitler Fricken
Noch in die Anstandslehre schicken, —
Und dann ein Ethik-Kurs genommen:
Geläutert wird Frick wiederkommen,
Sofern er die Gesetze kennt,
Das Volk auch nicht nach Rassen trennt.
Dies Vorbild von Kultur und Wissen
Hat man in Weimar rausgeschmissen!
Ist da nicht das Entrüstungs-Schneuzen
Begreiflich bei den Hakenkreuzen? —
Dass Frick Manieren lernen will, —
Wer hat’s geglaubt? — — April! April!
Tobias.
. . . in Weimar in dieser Woche einige Abreisen statt-
finden — ohne Lösung von Rückfahrkarten?
*
« • • die Beschimpfung Berlins als „Saunest“, zu der sich
Hugenberg in seiner Nürnberger Rede verstiegen hat, ins
Goldene Buch der Stadt Berlin eingetragen werden soll?
*
. . . der Dr. Goebbels dagegen protestieren will, dass ihm
die deutschen Gerichte den so wohlverdienten Reichstags-
urlaub verderben wollen?
*
Hat man Ihnen schon zugeflüstert, dass...
. . . der liebe Gott es abgelehnt haben soll, sich an dem
Kampf des Ministers Wirth gegen die Gottlosen zu be-
teiligen? *
. . . die Frau Dr. Kienle bei ihrer Entlassung aus dem
Stuttgarter Gefängnis zusammengebrochen ist, der Staats-
anwalt und der Untersuchungsrichter dagegen sich nach
wie vor einer guten und ungeschwächten Gesundheit er-
freuen?
• . . aus Kreisen der nationalsozialistischen Fraktion ein
Protest gegen die Vertagung des Reichstags zu erwarten
ist, weil die Mitglieder auf ihre Arbeitslosenunterstützung
durch die Diäten nicht verzichten wollen?
*
. . . die skeptischen Gedanken über die österreichisch-
deutsche Zollunion schon jetzt völlig zollfrei sind und so-
mit ein reger Import und Export derselben in ganz Europa
eingesetzt hat?
»...Hitler neuerdings dagegen ist, dass sich junge Reichs-
wehroffiziere mit Politik befassen, da er selbst das ja
auch nicht tue?
*
. . . die längsten Osterferien, die es je gegeben hat, dieses
Jahr dem Deutschen Reichstag zuteil werden?
¥
. . . der Reichskanzler Brüning gestern, am 1. April, an
Hitler ein äusserst liebenswürdiges Handschreiben ge-
richtet hat, in dem er ihm für die ununterbrochenen Miss-
erfolge der Nazipartei im letzten halben Jahre sein herz-
liches und aufrichtiges Beileid aussprach?
2. April 1931
Der österreichisch-deutsche Osterhase
Zeichnung von Arthur Stadler
Welche Wendung!
Die Zeit ist da, die wett er wend’sehe.
Da schweift der Blick, der Vaterland’sehe
Zum Himmel, ob er blau, ob wölkisch.
Thüringen —- wird es rot? Bleibt’s völkisch?
Bang’ fragt der homo sapiens:
Was wird mit Frick aus Pirmasens?
Ein Nazigrundsatz heisst auf weim’rsch:
Wo wir mal an der Macht sind, bleib’n m’rsch!
Auch Frick verzichtet nicht, zu bauen
Das Dritte Reich — und im Vertrauen:
Er sann auch schon im Braunen Haus
Mit Hitler einen Bauplan aus.
Das Werk der Vaterlandsbefreiung
Wird vorbereitet durch Kasteiung.
Dass er die Hoffart in sich töte,
Befasst sich Doktor Frick mit Goethe
Und allen Künsten tagelang,
Verdeckt vom Mussolin-Vorhang.
So wird bei ihm wie bei Adolfen
Dem Bildungsmangel abgeholfen,
Dazu ein Kant-Kolleg geschunden
Und zwischendurch in Mussestunden
Der Geist mit etwas Marx geimpft,
Damit man weiss, worauf man schimpft.
Zum Schluss will Adolf Hitler Fricken
Noch in die Anstandslehre schicken, —
Und dann ein Ethik-Kurs genommen:
Geläutert wird Frick wiederkommen,
Sofern er die Gesetze kennt,
Das Volk auch nicht nach Rassen trennt.
Dies Vorbild von Kultur und Wissen
Hat man in Weimar rausgeschmissen!
Ist da nicht das Entrüstungs-Schneuzen
Begreiflich bei den Hakenkreuzen? —
Dass Frick Manieren lernen will, —
Wer hat’s geglaubt? — — April! April!
Tobias.
. . . in Weimar in dieser Woche einige Abreisen statt-
finden — ohne Lösung von Rückfahrkarten?
*
« • • die Beschimpfung Berlins als „Saunest“, zu der sich
Hugenberg in seiner Nürnberger Rede verstiegen hat, ins
Goldene Buch der Stadt Berlin eingetragen werden soll?
*
. . . der Dr. Goebbels dagegen protestieren will, dass ihm
die deutschen Gerichte den so wohlverdienten Reichstags-
urlaub verderben wollen?
*
Hat man Ihnen schon zugeflüstert, dass...
. . . der liebe Gott es abgelehnt haben soll, sich an dem
Kampf des Ministers Wirth gegen die Gottlosen zu be-
teiligen? *
. . . die Frau Dr. Kienle bei ihrer Entlassung aus dem
Stuttgarter Gefängnis zusammengebrochen ist, der Staats-
anwalt und der Untersuchungsrichter dagegen sich nach
wie vor einer guten und ungeschwächten Gesundheit er-
freuen?
• . . aus Kreisen der nationalsozialistischen Fraktion ein
Protest gegen die Vertagung des Reichstags zu erwarten
ist, weil die Mitglieder auf ihre Arbeitslosenunterstützung
durch die Diäten nicht verzichten wollen?
*
. . . die skeptischen Gedanken über die österreichisch-
deutsche Zollunion schon jetzt völlig zollfrei sind und so-
mit ein reger Import und Export derselben in ganz Europa
eingesetzt hat?
»...Hitler neuerdings dagegen ist, dass sich junge Reichs-
wehroffiziere mit Politik befassen, da er selbst das ja
auch nicht tue?
*
. . . die längsten Osterferien, die es je gegeben hat, dieses
Jahr dem Deutschen Reichstag zuteil werden?
¥
. . . der Reichskanzler Brüning gestern, am 1. April, an
Hitler ein äusserst liebenswürdiges Handschreiben ge-
richtet hat, in dem er ihm für die ununterbrochenen Miss-
erfolge der Nazipartei im letzten halben Jahre sein herz-
liches und aufrichtiges Beileid aussprach?