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Schmeling vor dem Kampf

Zeichnung von Werner Saut.


vJch bin in einer schwierigen Lage — als Deutscher müsste ich meinen amerikanischen Pittncr eigentlich
mit Glacehandschuhen angreifen."

Aus ausländischen Blättern
Flirt an der See.
»Schatz, von fern sah ich heute früh, wie du mit einem
Navorn aus Kautschuk ins Wasser gingst."
’>Du irrst, Liebling, das war Mama. Passing Show.
Höchste Auszeichnung.
Käufer: „Netter, handlicher Typ, dieses Kleinauto —-
®bftr die Geschwindigkeit?“
erkäufer: „Chicagos Bankräuber bevorzugen auf der
Flucht unsre Marke!“ Life (New-York).
Der Tunnel.
»Vetter Jacques, ich liebe es nicht, dass du im Tunnel
tusselst...“
»Nicht böse sein, Jacqueline.*’
•»..wenn du die Hände frei hast.“ Froufrou.
Es ist übertrieben.
»Es ist aber doch übertrieben, was über Mr. MacCulloch.
men Schotten, erzählt wird. Er fand ein Päckchen
Hühneraugenpflaster und ..
„Und —?“
»Hat sich zur Auswertung ein paar enge Stiefel gekauft.“
Irish Independent.
Sommerfrische.
Pastor’ Sie wern sich in
EJ £ "8SchlOn ]e nu hoffentlich wohl fühlen. Es is
Reverend: Auch ein Bad?“
tonend Mrs? Trevelyan/’ZWiscEen Fräulein Killing'
Reverend: „Zwischen...!“ (Schlaganfall).
The Humorist.

Der Trauerflor.
Ludovic war eine Vollwaise, ohne Vater, Mutter,
Familie und sonstigen Anhang. Er belass nur seine
Gattin Estelle.
Von einem bestimmten Tage ab trug Ludovic unter-
brechungslos einen Trauerflor.
„Ludovic“, so fragten seine Freunde schliesslich, um wen
trauerst du? du bist ohne Anhang — und deine Gattin
lebt.“
„Ich trage Trauer“, sprach Ludovic, „dass ihr erster
Mann gestorben ist.“ Train de plmir.
Familienleben.
„Ich habe deinem Freunde, dem Maler, nie getraut.
Jetzt ist er abgereist — und ein Handtuch fehlt.“
„Eins von den guten?“
„Unser bestes aus dem ,Palace* in Brighton!“ Td-Bits.
Blumen. ,<£o
„Kleenet Sträusschen, Herr Jraf, fier Frollein Braut?“
„Danke — bin nicht verlobt.“
„Kleenet Sträusschen, Herr Jraf, fier Frau Jemahlin?“
„Danke — bin unverheiratet."
„Denn ’n janz jrosset Bukett dafor, det Se wahrhaft
jlicklich sinn!“ Winnipeg Tribüne.
Johannisfeuer
Auch in Bad Warmbrunn war, wie „Der Bote aus dem
Riesengebirge“ meldet, eine erhebende Sonnwendfeier.
Auch in Bad Warmbrunn knisterten und prasselten die
Flammen zum Himmel empor. Aber was kam dann?
Der genannte Bote meldet: „Es folgte noch ein Feuer-
spruch für den Ortsausschuss für Liebesübungen.“
Wer möchte nicht diesem Ausschuss angehören und wer
möchte nicht teilhaben an diesem Feuerspruch ?

Ein Kind unsrer Zeit
Von Willy Seidel.
Ich bin in einem Krankenhaus und muss das Zimmer
hüten.
Jeden Morgen punkt sieben, zu meinem hilflosen Groll,
jagt mich ein junger Mann aus dem Bett und „macht
es. — Das Bett. — Er schleudert mit spielerischer
Muskelkraft die Matratzen von unterst nach oberst,
glättet mit geübter grosser Handfläche das Plumeau —-
(nachdem er es wie einen erwischten Ehebrecher ge-
schüttelt hat) — und zupft mit riesigen Fingern die
Kissen zurecht. Er hat ein rotblondes Schnurrbärtchen,
rote Backen, blaue Augen und blaugestreifte amtliche
Anstaltskleidung zu weisser Schürze. Während seines
Dienstes, mindestens hundert Betten zu „machen“, zur
ohnmächtigen Verzweiflung ihrer Inhaber, plaudert er
gern. — Heute lässt er das Plumeau fahren, deutet mit
vorwurfsvollem Zeigefinger zu mir herüber und sagt:
„Sie, Herr Doktor, ist dieses ein schwarzer Tee, den
wo Sie da trinken?“
„Das ist halt gewöhnlicher Tee.“
Das Plumeau entgleitet seinem Griff: er kann es nicht
gleichzeitig schütteln und Gedanken formulieren.
„Mei,—net,—i mein halt, es gibt an schwarzen Tee und
an richtigen Tee. Kräutertee halt.“
„Ich kenne aber keinen andren.“ i
„Ja mei — dees bildn S’ Ihnen halt leicht ein, dass er
Eana schmeckt, der schwarze Tee. Schaung’ S’ mi an.
I bin a gsunder Mensch. Mi ’n schwarzen Tee, dees
sagn alle Kappazzitätn, grabt sich der Mensch sein frühes
Grab. Genau wie mit die Zigarettn. Ueberhaups mit
der Flüssigkeit. Der Mensch geniesst zuviel Flüssigkeit.
An ungsunds Zeitalter is ’s halt.“
„Aber ganze Völkerschaften trinken doch Tee. Zum
Beispiel die Chinesen und die Russen.“
„Russen! -— Mit die Russen... dees kennt ma ja. —
Die sind ja gottlos wor’n, direkt religionslos. I ess halt
Obst zum-Früstück. Und kochen tu-ri garnix.“
„Sie sind Rohköstler?“
Der Mann lachte voll bescheidenen Stolzes.
„Dees ham S’ jetzt glei kennt, geln S’ Flerr Doktor, dass
i Rohköstler bi. Garnix kochen! — Grad wie’s die
Natur daherbringt. Fein wiegn, verstehn S’, und aufs
Roggenbrot. Und kein Fleisch. Fleisch is a-r-a so a
Gift. Genau wie schwarzer Tee und Bohnenkaffee. Das
sind Genussmittel, die wo den Menschen nicht alt wern
lassn. Der Mensch braucht Fitamihne. Un’ wenns
kocht wern, die Fitamihne, gehns pfeilgrad mi'n Dampf
in d’Luft. — Un — was no drin bleibt davo’, geht Eana
h i n t ’ naus. Direkt.“
Er beutelte die Kissen zurecht. 1
„Direkt hint’ naus. Sie wern noch was erlebn, Herr
Doktor, mit Eananen schwarzen Tee. Da wern S’ dunim
schaugn, wenn Eana a Schlageri streift, und dahin
geht's.“
„Aber die Wilden ..versuchte ich. „Die richtigen
Naturvölker..."
„W o s is mit die Wüldn?!“ — Er sah mich aggressiv an,
„Und der alte Türke, mit 150 Jahren, der seinen Kaffee
immer noch trinkt...“ .
„An Bohnenkaffee??“
„Was denn sonst?“
Seine Lippen verzogen sich in verächtliche Hufeisenform,
— „Wia Sie dees glaum könna, Herr Doktor. An
gebülter Mensch wia Sie.“
Hierauf verliess er mich, der prächtige Jüngling, Prototyp
des Athleten und genussfähiger goldener Jugend.
Er war restlos glücklich, betete regelmässig und las in
seinen Mussestunden medizinische Bücher.

Zeichnung von Ludwig Wronkow.

Regen-Schauer und Wolken-Kratzer
 
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