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E Nationale

Der


Er ist der Mann, der das Gefühl ge-
pachtet,
Das jeder für das Stückchen Erde
hegt,
Wo er als Neugebornes übernachtet
Und wo man ihn — oft viel zu viel —
gepflegt.
Er ist der Mann, der jedes Land ver-
achtet,
Wo man nicht Deutsch, wie an der
Bierbank, spricht.
Nur dieses Deutsch, wenn man es recht
betrachtet,
Er spricht davon, doch sprechen kann
er’s nicht!
Er ist der Mann, der Kiefern gern ver-
frachtet
Nach Palmenländern, wo die Kiefer
Hohn.
Er ist ein — Schacht, noch etwas aus-
geschachtet.
Doch keinesfalls die Zierde der Nation.
Die
Das sind die Daten, die auf deinen
Pässen,
Auf deinem Lohnbuch, deinem Fahr-
schein stehn.
Du darfst nicht reisen, darfst nicht
Betten nässen,
Man muss erst deutlich deine Her-
kunft sehn.
Das sind die Daten, die von Crantz bis
Essen
Ein Jeder anglotzt, der dir nichts ver-
kauft.
Was schiert’s des Reiches, was der
Bahn Int’ressen,
Ob du nun hellblond oder frisch ge-
tauft.
Das sind die Daten, die sogar Kom-
tessen
Vor zeigen mussten, eh man sie ge-
traut.
Auch Schwerverbrecher haben sie be-
sessen.
(Nur waren sie in diesem Fall ge-
klaut.)
Das
Es ist die Luft, das Licht in jedem
Lande,
Es ist der Raum, den man zum Atmen
braucht.
Es ist das Sein, — versteht sich drum
am Rande.
Wer auf der Welt, ist darin ein-
getaucht.
Es ist dein Jubel, es ist deine Schande,
Ist Kraft der Erde, die du täglich
trittst.
Es hängt dir an wie die Familienbande,
Es ist die Haut, die dir am Körper sitzt.
Es steckt im Paria wie auch im Grande,
Du bist, wo immer, davon eingehüllt.
Es ist im Wüsten-, wie im märk’sehen
Sande.
Nur da ist’s nicht, wo Jeder davon
brüllt!!
KARL SCHNOG.

Versuchung

Na, du kleener Völkischer Beobachter, wie wär’s denn mit ’nem kleenen Angriff Z


iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiim

Löwen in Sachsen
Der Leipziger Zoo ist durch seinen reichen
Löwenbestand weit und breit berühmt. An die
sechzig Leuen wimmeln da herum.
Einige davon sollen später einmal als Dressur-
gruppe Triumphe feiern und gehen bei der
Dompteuse Miss Ellen in die Schule. Jeden
Vormittag von elf bis halb zwölf haben sie
Unterricht in dem grossen Dressurkäfig.
Das Publikum darf zuschauen bei dieser
Morgenarbeit. Die vier Löwenherren können
schon allerlei Künste: auf Holzschemeln Posto
fassen, Gruppe bilden, durch Reifen springen . ..
Man verfährt aber auch nach modernsten päd-
agogischen Grundsätzen mit ihnen. Als neulich
Sambo nicht parierte, sondern höchst unange-
nehm die Zähne fletschte, konnte man hören,
wie Miss Ellen ihn ernsthaft ermahnte — Miss
Ellen ist übrigens keine richtige Miss, sondern
ein „Freilein“ —:
„Sambo, du weissd doch ganndz genau, was de
sollsd. Wenn de's nich wüssdesd, dann könndn
wir’s auch nich von dir vrlangen. Awr. so iss
es blooss böser Wille von dir
Kannibalen
Ganz allein machte sich der kühne Gelehrte auf
die Reise zur Erforschung der wilden inner-
afrikanischen Menschenrassen. Nur im Auto
wollte er dieses Gebiet durchqueren. Und wie
das öfter zu gehen pflegt, man sah und hörte
nichts mehr von ihm. Er war verschollen. Ein
halbes Jahr später brach die Rettungsexpedition
auf. Unter unendlichen Strapazen folgte sie den
Spuren des Gelehrten, doch er selbst blieb un-
auffindbar. Da gelang es endlich, einen Ein-
geborenen gefangen zu nehmen. Man forschte
ihn aus. „Sag mal, wo ist der weisse Mann
geblieben, der vor langen Monaten zu euch
kam, habt ihr den aufgefressen?'*
„Keine Spur“, grinste der Kannibale, „wir
haben ihn festgehalten, und er muss uns solange
im Autofahren unterrichten, bis wir alle unsern
Führerschein haben." Kr.
Das Telegramm
Gerade als er sich mit seiner Zeitung zur Ruhe
gelegt hat, erhält Herr Gemütsathlet ein Telegramm,
das ihm den Tod seiner Frau mitteilt. Ruhig liest er
es, legt es auf seinen Nachttisch und seufzt: „Ach,
wird das sein ein Schmerz morgen früh!“
Lloyd George
Obschon Lloyd George vor zwei Jahrzehnten für
die Frauenrechte eintrat, hatte er in einer Versamm-
lung, die in seiner walisischen Heimat stattfand, einen
schweren Stand.
Die Reden der „suffragettes“ oder Frauenrecht-
lerinnen waren von unerhörter Heftigkeit.
Schliesslich sprang eine in heller Wut auf und
brüllte ihm zu; „Wenn Sie mein Mann wären — ich
würde Ihnen Gift geben!"
Lloyd George, ohne die Höflichkeit zu verlieren,
erwiderte sofort: „Und wenn Sie meine Frau wären,
würde ich es nehmen." „Histoires politigua"

Zeitdokumente I
Eine Tilsiter Zeitung hatte anlässlich ihres
fünfzigjährigen Bestehens Herrn General der
Infanterie a. D. Erich Ludendorff gebeten, ein

General der Infanterie a. D. Ludendorff


paar geeignete Worte als Ehrenbürger von
Tilsit zu schreiben. Darauf empfing sie die
folgenden Zeilen:

Zu meinem Bedauern kann
ich Ihrem IDunfche nicht ent-
(prechen. Jch mache allein
in „Eudendorffs Uolksiearte“
meine Veröffentlichungen.

IMit Deutfchem Grub!


Zu spät!
„Fremdenzimmer? Da hab’ icK leider keins*\,
sagte der alte abgelegene Farmer im Innern der
Provinz Estremadura zu Dr. Peter, der in jene
Wildnis abgeirrt war. „Ich habe nur zwei
Räume. Im hinteren schläft mein Baby. Hier
im vorderen ich. Wählen Sie, wo Sie bleiben
wollen.“
„In diesem Falle“, sagt Dr. Peter, der-?
Kindergeschrei furchtbar ist, „schlafe ich selbst-
verständlich bei Ihnen.“
Am nächsten Morgen entdeckt Peter im
Garten eine reizende Laube, und in dieser reizen-
den Laube sitzt eine engelschöne junge Spanierin.
Peter verschlägt’s den Atem. Dieses Kind ist
zum in die Knie gehen .-1 .1
„Wie kommen Sie hierher, Sennorita?,^
fragt er. „Wie darf ich Sie nennen?“
„Ich werde hier“, sagt die gutgläubige schöfiÄft
Erscheinung holdlächelnd, „nur ,das Baby* ge-
nannt. Und wer sind Sie?“
„Ich?" sagt Dr. Peter, „ich bin das grösste
Riesenrhinozeros auf Gottes weiter Welt!!“

Die Dame mit den Schirmen
Eine nicht mehr junge Dame, die offenbar in
schwere Gedanken vertieft war, sass in der Unter-
grundbahn, um aus einem der Vororte in die Innen-
stadt zu fahren. Sie hatte ihren Schirm links neben
sich gestellt, und als sie aussteigen wollte — fast
hätte sie ihre Haltestelle verpasst — griff sie ver-
sonnen und eilig nach der rechten Seite, wo der
Schirm einer anderen Dame stand und wollte ihn
mitnehmen.
Die Dame, die sich beraubt wähnte, rief empört:
„Aber bitte! Sie nehmen ja meinen Schirm!"
Die versonnene Dame eilte mit einer schnell ge-
stammelten Entschuldigung hinaus.
Sie ging dann mit ihrem Schirm in ein bekannte»
Schirmgeschäft in der Nähe des Potsdamer Platzes,
wo sie zwei in Reparatur gegebene Schirme abho’en
wollte; und die waren fertig repariert, und mit den
drei Schirmen, die sie nun hatte, machte sich die
ältere Dame auf den Heimweg.
Sie benutzte wieder die Untergrundbahn, und der
Zufall wollte es, dass die empörte Dame vom Vor-
mittag wieder in dem Abteil mit ihr sass. Da sah
sie nun die versonnene Dame mit den drei Schirmen
und, malitiös lächelnd, rief sie ihr zu: „Gutes Ge-
schäft heute, wie?!“ «. -hg.
Der Fachausdruck
Ein Spartakist war vom Standgericht zu mehr-
jähriger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Nach der
Entlassung trifft er einen Kampfgenossen, dem es
ebenso ergangen war. „Du bist jetzt verheiratet?“
fragt er den Freund. „Schon“, erhält er zur Ant-
wort, „aber nicht standrechtlich.“
Zweierlei V
„Ich bitte um eine kleine Unterstützung, mein
Herr . . ., ich habe achtbare Eltern.“
„Wie bitte?“
. „Ich sage, ich habe zwar achtbare Eltern, aber
nicht acht bare Pfennige.“
 
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