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Ulm — Nr. 14/​15/​16.1965

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Ohl, Herbert: Industrielles Bauen mit Stahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.60924#0023
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unabhängige Position und Gestalt mehrfach
zu derselben gleichen Aufgabe herangezogen;
bei integraler Gestaltung dagegen entfällt
zum Beispiel der Aufwand für die Eigen-
stabilität jedes Bauelementes, da diese Eigen-
schaft bereits von der Konstruktion selbst
verwirklicht wird. Die Verringerung der
Konstruktionshöhen des gesamten Decken-
bereiches und eine mögliche Verringerung des
Konstruktionsgewichtes, wie es durch weit-
gehende Integrations- und Leichtbauprinzipien
möglich ist, werden nicht nur Arbeits- und
Materialeinsparungen für Konstruktion und
Produktion mit sich bringen, sondern auch
wesentliche Vorteile für die Nutzung der Bau-
werke, der Bauzonen und vorzugsweise der
Stadtzentren ergeben (mehr Geschosse bei
gleicher Gesamthöhe, Verringerung der
vertikalen Verkehrs- und Leitungswege, relative
Verringerung der Außenfläche der Bauwerke).
Betrachtet man die Gesamtstruktur und
-Stabilität der Bauwerke, so zeigt sich, daß fast
immer das statisch wirksame Material auf
den gesamten Querschnitt des Hochhauses
verteilt ist, statt auf die statisch wirksamen,
funktional bedeutungslosen und für die
Umweltkontrolle schwierigen Außenzonen der
Bauwerke konzentriert zu sein. Dieses neue
Konzept wird nicht nur die Gesamtstabilität der
Bauwerke bei geringerem Aufwand herstellen,
wird nicht nur die Anpassungsfähigkeit der
Grundriß- und Raumorganisation steigern bei
Kürzung der horizontalen Verkehrswege,
sondern auch Ansatz geben für eine Verein-
fachung bis zu einer Industrialisierung des
Bau- und Montageprozesses auf dem Bauplatz.
Der Bau- und Produktionsprozeß, durch den
die Gestaltung entscheidend bestimmt ist,
erfolgt in den untersuchten Beispielen im
Rahmen einer Kontraktbauorganisation, die
eine organisatorische Verkettung zahlreicher
unabhängiger Produkte und Produktionen
bildet und ihre anschließende Fertigproduktion
und Fertigmontage im Bauwerk, über zahl-
reiche Zeitintervalle, Produktionsplätze
(Geschosse) und Verantwortungsbereiche
(Berufe) aufgliedert. Die Vorfertigung der
Stahlkonstruktion dagegen beschränkt sich
auf lineare Bauelemente, die durch umfang-
reiche, konventionelle Montagearbeiten und
-verfahren zu einer Baustruktur ohne Ausbau-
grad verbunden werden.
Eine entscheidende Frage zur Ergänzung
dieser Betrachtung, ob Stahl auf Grund seiner
besonderen Eigenschaften für den Hochhaus-
bau spezifische und charakteristische neue
Beiträge lieferte, kann noch nicht eindeutig
beantwortet werden. Die untersuchten Lösun-
gen haben auf Grund der konventionellen
Struktur ihrer Entstehung Stahl nicht in
optimaler Weise anwenden können, wie es
durch die Gestaltung des industrialisierten
Bauens mit Stahl möglich werden kann.
Das industrialisierte Bauen mit Stahl bietet
beispielhafte Voraussetzungen für typisch neue
Beiträge. Die Einführung und Übertragung
der weitentwickelten Produktionsmethoden
und Verfahrenstechniken mit Stahl aus

stability of the building component is given
for the reason that this quality is embodied
already within the construction itself.
By decreasing thickness and weight of the
ceilings there will not only result deductions
in costs of labour force and materials, but
furthermore essential advantages in the use
of the building, the building areas and city
centres (more floors on the same height,
reduction of vertical traffic flow, relative
reduction of the outside surface). Considering
the total structure and total stability of
buildings, we discover that almost always
statically efficient material is distributed over
the total sections of the skyscraper, instead
of being concentrated in the statically
efficient, functional unimportant and for
environmental control difficuit to access
peripheral zones of the building.

The building and production process having
a heavy influence on design, in the analyzed
examples take place within a general con-
tractor Organisation. It consists of a concate-
nation of many independent products and
producers. End production and assembly in
the building is distributed over numerous time
Intervalls and production areas (floors) and
responsibilities (professions). In Opposition
to this, prefabrication of Steel structure is
limited to linear building components, which
are connected using time consuming, con-
ventional assembly methods to result in a
‘closed building structure'.

The decisive question whether Steel for its
specific qualities led to typical new Solutions,
cannot be answered yet with precision. For
the conventionally produced buildings under
question Steel could not be applied optimally
as would become possible by the design of
industrialized building with Steel.

Industrialized building with Steel öfters first
rate conditions for typical new contributions.
The introduction and transplantation of refined
production methods taken from other indus-
trial sectors should not, however, lead to

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