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Ulm — Nr. 17/​18.1966

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Aicher, Otl: Verplante Planungen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.60951#0015
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So gesehen, ist der klassische Architekt noch immer eine Berufs-
kategorie, die am ehesten den Anforderungen eines Planers
gerecht wird. Nur sind die Zeiten vorbei, in welchen dieser Beruf
durch seine Nähe zur Kunst den Glanz des Genialen erhielt.
Seine Specifica reichen heute gerade noch aus, aus den Fakten,
die die Wissenschaft zusammengetragen hat, ein anschauliches
Konzept zu machen nach Maßgabe politischer Ziele, um dann
nachher wiederum der Politik die definitive Entscheidung zur
Realisierung zu überlassen. Es geht dem Planer nichts verloren,
wenn er im Entwicklungsdirektor eine Figur der politischen
Kompetenz anerkennt, die über ihm steht, sowohl was die Ziel-
setzung als auch was die Durchführbarkeit betrifft. Und es geht
ihm nichts verloren, wenn er Wissenschaftler neben sich duldet, die
in der Lage sind, aus einer angewandten Entwicklungstheorie
Prognosen zu entwickeln. Er verzichtet sicherlich darauf, in die
Kulturgeschichte einzugehen, weil er seine alleinige Autorität
preisgibt. Aber mit diesem Verzicht kauft er sich einen besonderen
Vorteil ein: die Aussicht auf Realisierbarkeit. Die Aussicht, die
Kluft zwischen Plan und Wirklichkeit allmählich zu verringern,
die noch heute den Plan zur Ohnmacht verdammt.

Viewed in this way, conventional architects still form the Pro-
fessional category which is best suited to satisfying the demands
of a planner. Only the days are past when the proximity of art
shed some of the glory of genius on the architectural profession.
The specific skills of the architect are today just adequate to
enable him to elicit from the facts assembled by Science a
tangible plan tailored to political objectives, and then he must
again leave it to the politicians to make the final decision as
to its implementation. The planner loses nothing by recognizing
in the development director a figure of political power who
is set above him as regards both the definition of objectives and
the assessment of feasibility. The planner loses nothing if he
tolerates the presence of scientists who can make forecasts in
respect of an applied development theory. He will undoubtedly
be forfeiting his chances of a niche in cultural history because
he will have surrendered his sole authority. But in return he will
enjoy a special advantage: the prospect of seeing what he plans
actuaily being realized. The prospect, that is, of gradually
narrowing the gap between plan and reality which today condemns
the plan to impotence.

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