Amtliche Uttchrichte».
Se. Majestät der König haben allergnädigst gerubt: dem Oberst-
Lieut. z. D. Memminger, bish. Bez.-Command. des 2. Bataill.
(Schweidnitz) 2. Schles. Lanwd.-Reg. Nr. 11, den kgl. Kr.-O. 3. Kl.
zu verleihen.
Se. Majestät der König haben allergnädigst gcrnht: den nach-
benannten königl. ital. Ofstzieren rc. der Marine folgende Auszeich-
nungen zu verleihen, und zwar: den kgl.Kr.-O. 2. Kl. niit dem Stern:
dem Konteradmiral Emerich Acton, Generaldirektor des Arsenals
in Venedig, sowie den R. Adl.-O. 4. Kl. dem Lieut. z. See Antonio
Nagliati. _
Volitische Hlberftchr.
* Kömgsriera, 13. August.
Zur Gasteiner Monarchenbegegnung bemerkt die „Krz.-
Atg.": „Die Hauptursache ist, dah unsere Freundschaft mit Olter-
r eich vor aller Welt abermals besiegelt worden ist. Eine große
Schlierigkeit liegt in unserem Verhältnisse zu Rnßland, wo seit
Jahren schon neben den offiziellcn Versicherungen der Freundschaft
sich feindliche Neigungen bemerkbar machen. Da bei den eigentüm-
lichen Verhältnissen niemand sicher beurteilen kann, wie stark diese
Ncigungen sind, »nd wie widerstandsfähig der Kaiscr von Rußland gegen
die Pression von unten s.in wird, so ist cs uicht lcicht, den Gang der
russischen Politik weit voraus zu sagcn. Eine wesentliche Nolle in
dem Teile der Politik, der zum Orient Beziehungen hat, spielt die
persönliche Abneigung. man kann fast sagen, der Widerwille, den drr
Kaiser Alexander gegen den Fürsten Alexandcr von Bulgarien hegt,
eine Stimmung, mit welcher durchaus gerechnet werden muß." —
Dem „Temps" wird telegravhiert, Herr v. Giers habe gesprächs-
tveise während scines Aufenthaltcs in Berlin erklärt, es bestände
völliges Einvernehmcn zwischen den drei kaiserlichen Mächten. Er
werde im September dem deutschen Reichskanzler in Varzin einen
Besuch abstatten.
Der Ruf nach Schutz der notionalen Arbeit ist längst ein
überwundener Standpunkt, wenigsteus bei denjenigen Großindustriecn.
welche bereits der wunderwirkenden Schutzzölle teilhaftig geworden
siud und die Entdecknng gemacht haben, dasz es damit auch nichts
>st. Nicht Erhöhung der Schutzzölle, sondern eincn Rechtsanspruch
auf Staatssubvenlion erhebt jetzt znm Beispiel die rhei-
nisch - westfälische Eisenindustrie. Der preußische Eisenbahnminisier
hat im Jahre 1885/86 nur 35060 Tonnen eiserne Schwcllen be-
stellt. während er davon 1883/84 63000 Tonnen vergebeu hatte.
Vor läugerer Zeit hatten die Preßorgane der Eisenindustricllen be-
hniptet, Herr Minister Maybach sci vervflichtet, möglichst rasch
den Ersatz der Holzschwellcn beim Eisenbahnbau durch Eiscnschwellen
herbcizuführen. Herr Maybach ließ damals crwidern, davon könne
um so weniger die Rede scin, als gerade neuerdings die Frage
der Verwendbarkeit, das hcißt der Superiorität der Holzschwellcn
einer crneuten Prüfung unterliege. Die „Kölnische Zeitung",
welchc sich zum Sprachorgan der in ihren bercchtigten Ansprüchcn ge-
kränkten Eisenindust riellen gemacht hat, scheint Wind davon zu haben,
daß. diese Prüfung in einem für die Holzschwellen günstigen Sinne
vcrlaufen sei. Wenigstens giebt sie dcr Bcfürchtung Ansdruck, daß
ueuerdings, das heißt im laufenden Etatsjahre, das Eisen noch weiter
aus dem Bahngeleise vecbannt Werdensolle. Sie gn btsich die größte Mühe,
nachzuweisen, daß die Verwendung von Holzschwellen keineswegs die
deulsche Forstwirtschaft, sondern vor allem Rußland begünstige, dasselbe
Rußland, welckes „der deutschen Einfuhr nicht nur seine Thore ver-
fch'.icße, sondern namentlich der deutschen Landwirtschaft mit seinen
Erzeugnissen in hervorrageuder Weise den Markt verderbe". Dieser
verschämte Avpell an die deutschen Agrarier wird schwerlich den er°
wünschten Erfolg haben. Wenn die Eisenbahntechniker auf Grund dcr
angestellten Versucke in der That zu der llberzeugung gelangt sein
sollten, daß die Verwendung hölzcrner Schwellen vorteilhafter sei
als die Berwendung eiserner Schwellen, so werden die Agrarier die
Kteirres FeuMettt».
tDer französische Festredner der Heidelberger Jubi-
- läumstage.) Es hat gewiß einiges Jnteresse, die Art kenneu zu
lernen, in welcher dsr Bertreter Frankreichs bei dem Heidelberger
Uuiversitätsjubiläum Professor Jules Zeller sich seiner Gratulations-
pflicht entledigte. Seine Rede hatte, nach der Üverietzung der „Bresl.
Zlg.". folgenden Wortlaut:
Meinc Herrcn!
. Jch bin nach Heidelberg gekommen mit einem mich hoch chrenden
Austrage, der mich allerdings einer gewissen Gcfahr aussetzt. Durch
das Jnstitut de France bin ich, als dessen Präsident, beauftragt, dcr
Uuiversität Heidelberg die Glück- und Segensivüniche desielben zu
überbringen. Geftern abend yaben die frewdländischen Univcrsitäten
uud Akademieen die Güte gchabt, mich bei dieser Feier zum Dolmetsch
iyrer Gesühle auszuersehen. Um. meine Hsrren, dieser delikaten und
schwierigen Aufgabe gerecht zu werden, glaubte ich, mich darauf be-
fchränken zu müssen, in Knrze an die Dienste zu erinnern, wclche in
verschiedenen Epochen dem Fortschritte des menschlichen Geistes durck
die gclehrten Körperschaften der Nationen geleistet worden, die durch
ihre hervorragendsten Mitglieder in diesem Kreiss vertreten sind.
Gewiß wird es mir nicinand zum Vorwurf machen» wenn ich
mit Griechenland anfange, welches iu dem Abgesandten der
Universität Athen hier gegenwärtig ist. Man könnte beinahe be
hanpten, daß diese „Lchrmutter des menschlichen Geschlechts". wie
man sie genannt hat, im Aliertum die erste Universität und die crste
Akademie Europas gewesen ist. Vielleicht mit einem ein wenig egoisti-
sckcn Vergnügen spreche ich Nanien Jtaliens, welches der erste
Schüler Griechenlands gewesen ist. Auf diesem fruchtbaren Boden,
der, w,e man sagt, geschaffen ist. um Totes wieder zum Leben zu er-
wecken, hat die Universität Bologna zuerst die Rechtswissenschaft, hat
die Sckule von Salcrno dic Medizin gelehrt. Auf ihm hat sich iin
16. Jahrhnnderl stne Wiederbelebung des menschlichen Geistes voll-
zvgen, welche hier »nd später anderswo die Akademieen ins Lcben
gerusen und welche „nier dem schöncn Namen der „Rcnaissance" nach
und nach bei -allen europäischen Nationen Wissenschasten und Künste
crneuert hat. Über unser Frankrcich, meine Herren, werde ich nicht
lange zu Jhnen sprechen. Wie aber könnte ich, meine Herren, cs
nnterlassen. Jhnen ms Gedächtnis zurückzurufen. daß dic Statuten
UUierer alten Pariser Universität den ersten unter den altcn Univer-
fltaten zum Muster gevient haben? Diese Universität ist es, welche,
erneuerr und durch die engste Vereinigung aller ihrer Fakultäten zur
gröyeren Lebenskrast reorgamsiert. Sie heute cingeladen haben. Wie
sollte icb nickt daran eriimern. daß unsere Akademieen, welche bereits
lm 17. ^ahrhundert gegrünvet sind, gleichfalls in diesem Jahrhundert
reorganiliert sind. um das Jnstitut de France zu biloen. desse» Prä-
iwemen sie vor sich sehen. ^udeffen. meine Herren, ich ziehe
es vor. von dcu Univ?rsitäten und Akademieen der anderen
letzten sein, welche den Bersuch machen, Herrn Mahbach zu zwiugen,
den eiseriien Schwellen das Borreckt einzuräumen, wcil — die
Eisenindustrie trotz aller Eiscnzölle sich in emer bedrängten Lage
befinde. Bekanntlich ist gerade für die Eisenindustrie der Eisenzoll
ein Dauaergescheuk gewesen. Die „Köln. Ztg." gesteht es in aller
Offenheit ein, daß heutzuiage die deutfche Eisenindnstrie auf die Be-
fricdigung der Anforderungen des eigenen Landes hingewiesen ist.
Amerika hat sich emancipiert; Rußland und Österreich haben ihre Grenzen
durch hohe Zölle möglichst gesperrt. Jm F ihre 1879 glaubtcn die Schutz-
zollinteressenten eiuen besonders glückliä ^ n Zug gethau zu haben, indcm
sie die Wiederherstellung der Eisenzölle d irch Bewilligung von Getreide-
und Holzzöllen erkauften. Aber gerade diese Zölle, welche der Neichs-
kanzler selbst als Kampfzölle gegen Rußland bezeichnete, haben zu
der übertreibmig der russischen Zollpolitik am meisten beigctragen.
Man hat die deutsche Grenze dem deuzschen Eisen gesperrt und ver-
langt nun. daß mit Hilfe der Staatsbamwerwaltung das Jnland ge-
zmungeii werde, für die ausreichende B schäftigung der Eisenmdustrie
Sorge zu tragen, und zwar durch eine Subventton. welche die „Köln.
Ztg." vorläufig auf 8 Millionen Mark j.chrlich berechnet.
Das dem Jnhalte nach bereits skizzierte Handschreiben des
Kaisers Franz Josevh an den un'garischen Ministerpräsi-
denten Coloman Tisza hat folgendeu Wortlaut:
Lieber Tisza!
Mit Bedauern gewahre Jch, daß einige in der letzten Zeit er-
folgte militärische Persoualveränberungen zu verschiedeuen Mißdcu-
tungen Veranlassung boten, welche zur Beunrubigung uud Jrreführung
der öffentlicheii Meinung sowie zur bedauerlicheu Trübung des zwffcheu
der bürgcrlichen Bewohiierschast und der Armee iu den Ländern Meiner
ungarischen Krone bishcr destandenen gutenVerhäitnissesführenkönntcn.
Dres ist um so bedauerlicher, als bei den erwähnten Personalveräude-
rungen ohne jede Verletzung ber gesctzlichen oder konstitutionellen Rechte
bloß militänsch-dienstliche Rücksichten meßgebend waren. Daher ent-
sallen bie daraus irrtümlich gezogenen Folgerungen von selbst- Ebenso
bedauerlich ist es, weun einzelner Thatsachen wegen die ganze Armee
einer ungünstigen Kriiik unterzogen wird. Der Geist der die gesamten
Völker der Monarchie erhallenden Armee ist kein andcrcr uiid
dars auch keiu anderer sein, als der dcs obersten Kriegsherrn, was
eden die sicherste Garantie dafür bietet, daß diesen Geist auch ferner-
hin kein anderes Gefühl regiere, als rivalisierendes Streben in der
treuen Erfüllung der Pflichl, welche Pflicht der Armce nicht nur die
Verleidigung der Monarchie nach außen, sondern, vou jedem politischen
Varteigetriebe fernsieheud, im Jnteresse der Aufrechterhaltung der
mueren Ordmmg, auch den Schutz der Gesetze uiid infolgedessen der
gesetzlich bestehendeu konstilutloneüeii Znstitutionen in siÄ schließt.
Nur absichtliches Nichtwiffen oder nicht reine Beweggründe kvnnen
baher dahin sühren, daß die Armee, welche immer, im Kriege wie im
Frieden, ihre Pflicht treu und opferbereit erfüllt hat, zu der wirklichen
Vaterlandsliebe, zu den Gesetzen des Landes und zu der Kvnstitution in
Gcgensatz gestellt wird. Ob zwarJch dem entiprechend glauben iimßte, daß
bei der partei- nnd leidenschaftstvscn Erwagung der Thatsachen dte frag-
liche Aufregung vei der loyalen unb nüchternen Äevölkerung baldigst einer
beruhigenderen Stimmung weichen werde, ist es Leimoch möglich, daß,
bei einem längeren Andauern dieser Mißverständnisse, die Beun-
ruhigung sick auf weitere Kreise ousvehueu und eine wechselleitige
Erbitterung züchten würde, was zu bedauerlicheii Konsequcnzen führeu
köunte. Mit vollem Vertrauen in Jhren stels bewiescneii Patriotismus
mid im Eiuvelständnisie mit Jhren von mir gekamiten diesbezüglichen
Anschauungen bin Jch überzeugt, daß Sie auf diese Angelegenheit,
was Jch hiermit auch wünsche, Jhre desondere Aufmerksamkeit richten
und entwrechend vorgehen werden, damit dort, wo es notwendig ist,
die Bevvlkerung zur Genüge aufgcklärt, und daß, wenn sich trotzdem
ungesetzliche und verdammenswerte Ausreizungen oder Verdächtigungen
crgeben, gegen diese die ganze Strenge des Gesetzes angewendet werde.
Gegeben zu Jschl, am 7. August 1886. Franz Joseph.
Die Veröffcntlichung dieses kaiserlichen Handschreibens hat in
Pcsth die günstigste Wirkung gehabt. Die Edelsheim-Janski-Affaire
ist mmmehr endgiltig beigelegt, sdie vollkommene Beruhigung der un-
garischen Bevölkermig wird nicht ausbleiben. Das volle Vcrtrauen
des Kaisers zum Ministerpräsideuten Tisza, welchcm in dem kaiser-
lichen Handschreiben Ausdruck verliehen wird. begegnet in Re-
gicrungskrciseu der größten Freude.G'.Dic fKlärung der jüngsten
Nationen zu Jhnen zu sprechen, dercn Dolmelsch ich bin.
Weiche Verdienste um Wiffenschaft und Kuust hat sich nicht
der unternehmende angelsächsische Volksstamm erworben, der
nicht nur auf dem Boden Nordamerikas die Keime zu neum
Staaten ausgcsireut, sondern sie auck erleuchtet hat mit dem
Lichte, das die reichen Stätten der Wisjenschaft in Oxford und
Cambridge spendeten. Jch werde auch nicht, meiue Herren, die an
die ganze gebildete und wissenschaftliche Welt Europas gerichteten
Adressen der Uiiiversitäten in Edinburgh und Wsala vergeffen, welch
letztere uns die Bekannischaft aller hohen Schulen Skandinaviens ver-
mittelt hat. Wer weiß, meine Herren. ob dicjemgcn, w.lche im Nor-
den jcnen Festcn der Wiffenschaft beigewohnt, nicht in naher Zukunft
durch die russischen Universitäten und Akademieen nach Petersburg
imd Moskau zu ähnkicheu Feierlichkeiten eingeladen sein werden?
Glauben Sie nicht, daß ich alle jene gelehrtcn Körperschasten der
Nieüerlande, Hollands und Belgiens vcrgeffe, welche selbst im Ver-
hültnis zur Dichtigkeit der Bevölkeruiig so zahlreich sind. Ein viel-
hmibertjähriger Wetteifer fördcrte ihre Unabhängigkeit und ihr Wissen.
Um von ihrem in eine ferne Bergangenheit zurückgreifenden Leden
einen Begriff zu geben, mill ich uur einen itirer Vertretcr nennen,
und zwar gerade, weil er keiner bestimmten Akademic angehörte.
Jch spreche von jenem Manne der nordtschen Renaissance, welcher, m
Holland gedoren. gebildct in Löwen, Puris, England imd schließlich
in Basel, sich von keiner Universität, von keiner Akademie fesseln
lassen wollte, weit er sich bcwußt war, daß er ein viel größeres Ge-
biet sein ncnnen durfte und daß er einer vtel umfangreicheren Diöcese
angehörte, der Philosophie. Dies sind die Uuiversitäten und Akade-
mieen, dcren Glückwünschr ich der Universität Heideldcrg enlbiete. —
Glückliche Ruperlo-Carola! Gegründet im 14. J.ihrhmidert,
wurde sie nach vielen Wechselfällen reformiert im 14. um> wiederher-
gestellt in> 18. Jatirhundert durch wiederholle Akte einer hoiien Auto-
ritüt, wclche sich stets gezeigt hat und sick noch hcute bcwührt, als eine
hochherzige Beschützerin. So oft, meine Herren, bat sie an der Spitze
des geistigen Fortschritts gestanden. immer aber auf der Höhe des-
selben! Und so ist deim ihre Laufbahn bis heute eine glünzende ge-
blieben. Es wiirds zu weit führeu, nieine Herren, ihre jüngsten
Rnhmesthateu aufzuzählen. Das Jnstitm würde es mir jedoch nicht
verzeiben. weun ich nicht diejenigen mtter Jhnen ncnnen würde, welche
in feinen Listen verzeichnet stehen als freie und korrespondierende
Mitglieder, den Geschichrsschreiber der Philosophie d.r Alten, dcn ich
iiickit nennen will, weil Sie alle an ihn denken, und die Herren
Buiisen, Helmholtz und Kirchhoff, deren bewmidernngs-
würdige Entdeckungen nicht nur Jhrer Universität, sondern
unserer ganzen Epvchs zur Ehre geretchen. Und sehen Sie
nicht, meine Herren, gleich mir, iil dem Eifer. mit welckem
die berühmtesten Körperschaften der civilisierten Nationen Jhrcr
Einladung Folge geleistet, einen erncuertcn Beweis dafür, daß die ge-
lehrten unb die schönen Wissenschafteu den besondern Vorzug genießen.
Borkommnisse und die Festigung der Position Tiszas wird, wie die
„Wiener Allg. Ztg." aus Pcsth meldet, für eine vollständige gehalte«.
Man huldigt dem Monarchen wegen seiner Ritterlichkeit, wslche schwer«
Mißverständniffe im Keime erstickt und drohende Gefahren abgewendet
habe und bezeichnet andererscits die Kuudgebung als den höchsteu
Triumph der staatsmämiischen Kunst Tiszas. Jn Ungarn werde»
großartige Ovationen für den Kaiser vorbereitet.
Aus Rom ist in Pa ris Pater Favier, Präfekt der Lazaristen»
mission in Peking, eingctroffen, hat mit Cbarmes, Dircktor der po-
litischen Abteilung des Ministeriums des Äußeren, mehrere Unte»
redungen gehabt und auch um eine Audienz bei Grevy in Mont-sous-
Baudrey nachgesuckt. Der „Temps" bleibt bei der Behauptung, daß
die Verhandlungen zwischen der römischcu Kurie uud der französische»
Regicrung über dcn Charakter der diplomatischen Vertretung deS
heiligen Stuhies in Peking noch fortdauerten und voraussicht«
lich auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen würden.
JnBrüssel haben sich die maßgebendenBehörden über dieFrage»
ob die auf den 1b. August, den nächstcn Sonntag, ausgeschriebene gro ße
socialistische Kundgebung gestattet werden soll oder nicht, wie
bereits erwähnt, dahin entschieden, daß der Kundgebnng nichts in de»
Weg gelegt werden soll, falls sich der Zug einen Weg aussucht. der
nicht am königlicheu Palais vorbeiführt, unter desscn Fenstern d»
Socialisten demoiistriercn wollten. Außerdem sind militärische Maß-
nahmen zur Verhütung von Gewaltthaten getrofsen.
Die besonderc Kommission, die in Nußland unter dem Vorsitze
des Gehilfen des Ministers des Junern Senators Plehwe vor ciniger
Zeit zu dem Zwecke eingesetzt wurde, um die Rechte der ausländischen
Unterthanen auf Jmmobilienbesitz in Rußland festzustellen, beabsichtigt
unter anderem, wie dcr „Swet" mitteilt, mit der Wicdereröffnung
ihrer Sitzungen im Herbste an die Ausarbeilung der Maßregeln z»
gehen, durch die das Zuströmen der Deutschen in das Weichsel-
gebiet gemindert und die Verhältnisse derjenigen von ihnen, die
in der lctzten Zcit tn den ruffischen Unterthanenverband getreten sind,
ncu georduct werden sollen.
Ein Petersburger Brief der „Pol. Korr." tritt jenen Kombi-
nationen entgegen, welche der Uberbringung eines HaudschreibenS
des Zars an den Sultan durch Herrn v. Nelidow eine bssondere
polttische Bedeutung beilegen. Dieser Vorgang bedeute nichts anderes,
als die Erwiderung eines Courtoisieaktes des Sultans, der anläßlich
des Ausenthaltes des Kaisers Alexander III. in Livadia Edhem Pascha
dahin entsendet hatte, um dem Zar die fremrdschaftlichen Gesinmmge»
des Sultans auszudrücken und vcrschiedene Geschenke zu überreichen.
Der Zar hat die Rückkchr des Herrn v. Nelidow nach Konstantinopel
benutzt, um dem Sultan seinen Dank für jenen Akt der Höflichkeit
zum Ausvrucke bringen zu laffen. Was die gegenwärtigen Beziehungen
zwischen Rußland und der Türkei betreffe, so hätten dieselben keine»
anderen Charakter als dcn einfacher Korrektheit.
Die Maroniten in Tripolis in Syrien haben an den Papst
Leo LIII. eine telegraphische Depcsche gerichtet, in welcher sie desse«
Schutz gegen ihre fortgesetzte Bedrückung erbitten.
Jn dem nordamerikanisch - mexikanischen Streitfall
wird berichtet, daß bei dem mexikamschcn Obergericht von Chibuahua
Berufung eingelegt ist gegen die Verurteilung Mr. Cutlings zu emem
Jahre Zuchthaus und zur Zahluug einer Geldbuße von 600 Dollars.
Es heißt, daß Mr. Bayard zum letztenmal die mexikanische Regieruug
aufgefordert hat, Cutting freizugeben. Wahrscheinlich wird die Ang»
legenheit einem internationalen Schiedsgericht vorgelegt werden.
Mittlerweile dauert die kriegerische Aufregung an der mexikanische»
Grenze ungeschwächt fort.
keine Grenzen zu kennen? Ja. meine Herren, sic crhsben sich aufS
glücklichste über sich setbst hinaus zu jeuen erhabenen. friedlichen und
idealen Regionen, wo alle Wahrheiten, überall verkannt, sich erkennen
mid wo die großen Genien aller Nationen sich begrüßen u»d sich die
Hände reichen. Möge in diesem Sinne die Umversität Hcidelberg
auch in Zukunft so btühen, wie sie cs dank ihrer Jahrhunderte wäi».
renden Hingabe an die Wissenschasten verdient hat- Jch habe nur
noch, meme Herren, dem Herrn Rektor, den Bertretern der Umver!»
täten uad Akademieen zu danken, welche so gütig waren, mich zn
ihrem Sprecher zu erwählen. Sie, meine Herren, huben die Gesahr,
welche in diesem delikaten Auftrag lag. aus dem Wege geräumt. Was
d e mir zu teil gewordene Ehre anbelangt, so glaube ich in Jhrem
Simie zu handeln, wenn ich dieselbe voll und ganz als dem Jnstitut
metues teuern und heißgeliebten Vaterlandes, dem Jnstitut de Frauce.
erwiescn betrachte.
sDas Bier, das in Heidelbergf während der Jubiläumsfest-
lichksiten verabreicht wurde, hat auch den Beifall der anwesende»
Franzosen gefuuven. Dem Berichterstatter des „Figaro" Herrn
Pierre Giffard scheint es famos geschmeckt zu haben, denn dcrselb«
begimtt seiuen Bericht vom 5. mit den Worteu: „Trinken hcißt hier
die Parole, nochmals trjnken, immerzu trinken! Jn meinem Leben
habe ich nicht so viel getrunken. Aber dieses Bier vcrdient auch g»
trmiken zu werden. Wahrhaftlg, es hat keine üblen Folgcn. Frei vo»
der Behandlung mit Alkohol, welcher die PariserHändler das dortige
Bier unterwerfen, um es zum Versand geeigneter zu mache», ist dieses
hier gesund und verwirrt das Hirn nicht eher als bis man zum
zwölften Schopven kommt. Das ist die Zahl, üver die ich vo»
sichtigerweise nicht hinausgehe; aber ich schäme mich fast, das zu
gestehen." Äbrigens hat Giffard auch über den histvrische»
Festzug wie über den ganzen Verlauf der Festwocke sehr entzückt
geschrieben- Sein letzter Äericht schließt mit folgenden Worlen:
„Auffallend war die vollendete Vornehmheit der jungen Männer
und jungen Mädchen, welche um die Ehre gewetteifert hatten,
bei dem im dvppelten Sinne des Wortcs historischen Festzuge mitzu-
wirken. Die Damen waren anmutig, und viele vou ihnen wayre
Schönheiten... . Jch habe nach besteii Krästen über dtese glänzende
Woche berichtet, in wetcher die den Wissenschaften geweihten Huldi-
gungen sich mengten mit dem lärmenden Gaudeamus-Gesang der
Jugend in den lieben Kneipen. Das alles liegt außerhalb unserer
französischen Gewohnheiten, aber es giebt eben außer uns noch Leute
auf dieser Eedenwelt. So'.che Veranstaltungen mahnen uns, das nicht
zu vergesseu.... Was mir bei dieseu volkslümlichen Festcn besonders
aufgefallen ist, das ist die vollkommsne Regelmäßigkeit, mit der sich
alles dem Programm entsprechend vollzieht, ohne Anstoß, ohne Ve»
letzung unv namsntlich ohne Lärm. Hunderttausend Personen, welche
ein Fest feiern, hätten bei uns das ganze Land betäubt. Hier geht
alles methodisch und vhne Gsschrei vor sich. Bci den kleinsten Einzel-
Se. Majestät der König haben allergnädigst gerubt: dem Oberst-
Lieut. z. D. Memminger, bish. Bez.-Command. des 2. Bataill.
(Schweidnitz) 2. Schles. Lanwd.-Reg. Nr. 11, den kgl. Kr.-O. 3. Kl.
zu verleihen.
Se. Majestät der König haben allergnädigst gcrnht: den nach-
benannten königl. ital. Ofstzieren rc. der Marine folgende Auszeich-
nungen zu verleihen, und zwar: den kgl.Kr.-O. 2. Kl. niit dem Stern:
dem Konteradmiral Emerich Acton, Generaldirektor des Arsenals
in Venedig, sowie den R. Adl.-O. 4. Kl. dem Lieut. z. See Antonio
Nagliati. _
Volitische Hlberftchr.
* Kömgsriera, 13. August.
Zur Gasteiner Monarchenbegegnung bemerkt die „Krz.-
Atg.": „Die Hauptursache ist, dah unsere Freundschaft mit Olter-
r eich vor aller Welt abermals besiegelt worden ist. Eine große
Schlierigkeit liegt in unserem Verhältnisse zu Rnßland, wo seit
Jahren schon neben den offiziellcn Versicherungen der Freundschaft
sich feindliche Neigungen bemerkbar machen. Da bei den eigentüm-
lichen Verhältnissen niemand sicher beurteilen kann, wie stark diese
Ncigungen sind, »nd wie widerstandsfähig der Kaiscr von Rußland gegen
die Pression von unten s.in wird, so ist cs uicht lcicht, den Gang der
russischen Politik weit voraus zu sagcn. Eine wesentliche Nolle in
dem Teile der Politik, der zum Orient Beziehungen hat, spielt die
persönliche Abneigung. man kann fast sagen, der Widerwille, den drr
Kaiser Alexander gegen den Fürsten Alexandcr von Bulgarien hegt,
eine Stimmung, mit welcher durchaus gerechnet werden muß." —
Dem „Temps" wird telegravhiert, Herr v. Giers habe gesprächs-
tveise während scines Aufenthaltcs in Berlin erklärt, es bestände
völliges Einvernehmcn zwischen den drei kaiserlichen Mächten. Er
werde im September dem deutschen Reichskanzler in Varzin einen
Besuch abstatten.
Der Ruf nach Schutz der notionalen Arbeit ist längst ein
überwundener Standpunkt, wenigsteus bei denjenigen Großindustriecn.
welche bereits der wunderwirkenden Schutzzölle teilhaftig geworden
siud und die Entdecknng gemacht haben, dasz es damit auch nichts
>st. Nicht Erhöhung der Schutzzölle, sondern eincn Rechtsanspruch
auf Staatssubvenlion erhebt jetzt znm Beispiel die rhei-
nisch - westfälische Eisenindustrie. Der preußische Eisenbahnminisier
hat im Jahre 1885/86 nur 35060 Tonnen eiserne Schwcllen be-
stellt. während er davon 1883/84 63000 Tonnen vergebeu hatte.
Vor läugerer Zeit hatten die Preßorgane der Eisenindustricllen be-
hniptet, Herr Minister Maybach sci vervflichtet, möglichst rasch
den Ersatz der Holzschwellcn beim Eisenbahnbau durch Eiscnschwellen
herbcizuführen. Herr Maybach ließ damals crwidern, davon könne
um so weniger die Rede scin, als gerade neuerdings die Frage
der Verwendbarkeit, das hcißt der Superiorität der Holzschwellcn
einer crneuten Prüfung unterliege. Die „Kölnische Zeitung",
welchc sich zum Sprachorgan der in ihren bercchtigten Ansprüchcn ge-
kränkten Eisenindust riellen gemacht hat, scheint Wind davon zu haben,
daß. diese Prüfung in einem für die Holzschwellen günstigen Sinne
vcrlaufen sei. Wenigstens giebt sie dcr Bcfürchtung Ansdruck, daß
ueuerdings, das heißt im laufenden Etatsjahre, das Eisen noch weiter
aus dem Bahngeleise vecbannt Werdensolle. Sie gn btsich die größte Mühe,
nachzuweisen, daß die Verwendung von Holzschwellen keineswegs die
deulsche Forstwirtschaft, sondern vor allem Rußland begünstige, dasselbe
Rußland, welckes „der deutschen Einfuhr nicht nur seine Thore ver-
fch'.icße, sondern namentlich der deutschen Landwirtschaft mit seinen
Erzeugnissen in hervorrageuder Weise den Markt verderbe". Dieser
verschämte Avpell an die deutschen Agrarier wird schwerlich den er°
wünschten Erfolg haben. Wenn die Eisenbahntechniker auf Grund dcr
angestellten Versucke in der That zu der llberzeugung gelangt sein
sollten, daß die Verwendung hölzcrner Schwellen vorteilhafter sei
als die Berwendung eiserner Schwellen, so werden die Agrarier die
Kteirres FeuMettt».
tDer französische Festredner der Heidelberger Jubi-
- läumstage.) Es hat gewiß einiges Jnteresse, die Art kenneu zu
lernen, in welcher dsr Bertreter Frankreichs bei dem Heidelberger
Uuiversitätsjubiläum Professor Jules Zeller sich seiner Gratulations-
pflicht entledigte. Seine Rede hatte, nach der Üverietzung der „Bresl.
Zlg.". folgenden Wortlaut:
Meinc Herrcn!
. Jch bin nach Heidelberg gekommen mit einem mich hoch chrenden
Austrage, der mich allerdings einer gewissen Gcfahr aussetzt. Durch
das Jnstitut de France bin ich, als dessen Präsident, beauftragt, dcr
Uuiversität Heidelberg die Glück- und Segensivüniche desielben zu
überbringen. Geftern abend yaben die frewdländischen Univcrsitäten
uud Akademieen die Güte gchabt, mich bei dieser Feier zum Dolmetsch
iyrer Gesühle auszuersehen. Um. meine Hsrren, dieser delikaten und
schwierigen Aufgabe gerecht zu werden, glaubte ich, mich darauf be-
fchränken zu müssen, in Knrze an die Dienste zu erinnern, wclche in
verschiedenen Epochen dem Fortschritte des menschlichen Geistes durck
die gclehrten Körperschaften der Nationen geleistet worden, die durch
ihre hervorragendsten Mitglieder in diesem Kreiss vertreten sind.
Gewiß wird es mir nicinand zum Vorwurf machen» wenn ich
mit Griechenland anfange, welches iu dem Abgesandten der
Universität Athen hier gegenwärtig ist. Man könnte beinahe be
hanpten, daß diese „Lchrmutter des menschlichen Geschlechts". wie
man sie genannt hat, im Aliertum die erste Universität und die crste
Akademie Europas gewesen ist. Vielleicht mit einem ein wenig egoisti-
sckcn Vergnügen spreche ich Nanien Jtaliens, welches der erste
Schüler Griechenlands gewesen ist. Auf diesem fruchtbaren Boden,
der, w,e man sagt, geschaffen ist. um Totes wieder zum Leben zu er-
wecken, hat die Universität Bologna zuerst die Rechtswissenschaft, hat
die Sckule von Salcrno dic Medizin gelehrt. Auf ihm hat sich iin
16. Jahrhnnderl stne Wiederbelebung des menschlichen Geistes voll-
zvgen, welche hier »nd später anderswo die Akademieen ins Lcben
gerusen und welche „nier dem schöncn Namen der „Rcnaissance" nach
und nach bei -allen europäischen Nationen Wissenschasten und Künste
crneuert hat. Über unser Frankrcich, meine Herren, werde ich nicht
lange zu Jhnen sprechen. Wie aber könnte ich, meine Herren, cs
nnterlassen. Jhnen ms Gedächtnis zurückzurufen. daß dic Statuten
UUierer alten Pariser Universität den ersten unter den altcn Univer-
fltaten zum Muster gevient haben? Diese Universität ist es, welche,
erneuerr und durch die engste Vereinigung aller ihrer Fakultäten zur
gröyeren Lebenskrast reorgamsiert. Sie heute cingeladen haben. Wie
sollte icb nickt daran eriimern. daß unsere Akademieen, welche bereits
lm 17. ^ahrhundert gegrünvet sind, gleichfalls in diesem Jahrhundert
reorganiliert sind. um das Jnstitut de France zu biloen. desse» Prä-
iwemen sie vor sich sehen. ^udeffen. meine Herren, ich ziehe
es vor. von dcu Univ?rsitäten und Akademieen der anderen
letzten sein, welche den Bersuch machen, Herrn Mahbach zu zwiugen,
den eiseriien Schwellen das Borreckt einzuräumen, wcil — die
Eisenindustrie trotz aller Eiscnzölle sich in emer bedrängten Lage
befinde. Bekanntlich ist gerade für die Eisenindustrie der Eisenzoll
ein Dauaergescheuk gewesen. Die „Köln. Ztg." gesteht es in aller
Offenheit ein, daß heutzuiage die deutfche Eisenindnstrie auf die Be-
fricdigung der Anforderungen des eigenen Landes hingewiesen ist.
Amerika hat sich emancipiert; Rußland und Österreich haben ihre Grenzen
durch hohe Zölle möglichst gesperrt. Jm F ihre 1879 glaubtcn die Schutz-
zollinteressenten eiuen besonders glückliä ^ n Zug gethau zu haben, indcm
sie die Wiederherstellung der Eisenzölle d irch Bewilligung von Getreide-
und Holzzöllen erkauften. Aber gerade diese Zölle, welche der Neichs-
kanzler selbst als Kampfzölle gegen Rußland bezeichnete, haben zu
der übertreibmig der russischen Zollpolitik am meisten beigctragen.
Man hat die deutsche Grenze dem deuzschen Eisen gesperrt und ver-
langt nun. daß mit Hilfe der Staatsbamwerwaltung das Jnland ge-
zmungeii werde, für die ausreichende B schäftigung der Eisenmdustrie
Sorge zu tragen, und zwar durch eine Subventton. welche die „Köln.
Ztg." vorläufig auf 8 Millionen Mark j.chrlich berechnet.
Das dem Jnhalte nach bereits skizzierte Handschreiben des
Kaisers Franz Josevh an den un'garischen Ministerpräsi-
denten Coloman Tisza hat folgendeu Wortlaut:
Lieber Tisza!
Mit Bedauern gewahre Jch, daß einige in der letzten Zeit er-
folgte militärische Persoualveränberungen zu verschiedeuen Mißdcu-
tungen Veranlassung boten, welche zur Beunrubigung uud Jrreführung
der öffentlicheii Meinung sowie zur bedauerlicheu Trübung des zwffcheu
der bürgcrlichen Bewohiierschast und der Armee iu den Ländern Meiner
ungarischen Krone bishcr destandenen gutenVerhäitnissesführenkönntcn.
Dres ist um so bedauerlicher, als bei den erwähnten Personalveräude-
rungen ohne jede Verletzung ber gesctzlichen oder konstitutionellen Rechte
bloß militänsch-dienstliche Rücksichten meßgebend waren. Daher ent-
sallen bie daraus irrtümlich gezogenen Folgerungen von selbst- Ebenso
bedauerlich ist es, weun einzelner Thatsachen wegen die ganze Armee
einer ungünstigen Kriiik unterzogen wird. Der Geist der die gesamten
Völker der Monarchie erhallenden Armee ist kein andcrcr uiid
dars auch keiu anderer sein, als der dcs obersten Kriegsherrn, was
eden die sicherste Garantie dafür bietet, daß diesen Geist auch ferner-
hin kein anderes Gefühl regiere, als rivalisierendes Streben in der
treuen Erfüllung der Pflichl, welche Pflicht der Armce nicht nur die
Verleidigung der Monarchie nach außen, sondern, vou jedem politischen
Varteigetriebe fernsieheud, im Jnteresse der Aufrechterhaltung der
mueren Ordmmg, auch den Schutz der Gesetze uiid infolgedessen der
gesetzlich bestehendeu konstilutloneüeii Znstitutionen in siÄ schließt.
Nur absichtliches Nichtwiffen oder nicht reine Beweggründe kvnnen
baher dahin sühren, daß die Armee, welche immer, im Kriege wie im
Frieden, ihre Pflicht treu und opferbereit erfüllt hat, zu der wirklichen
Vaterlandsliebe, zu den Gesetzen des Landes und zu der Kvnstitution in
Gcgensatz gestellt wird. Ob zwarJch dem entiprechend glauben iimßte, daß
bei der partei- nnd leidenschaftstvscn Erwagung der Thatsachen dte frag-
liche Aufregung vei der loyalen unb nüchternen Äevölkerung baldigst einer
beruhigenderen Stimmung weichen werde, ist es Leimoch möglich, daß,
bei einem längeren Andauern dieser Mißverständnisse, die Beun-
ruhigung sick auf weitere Kreise ousvehueu und eine wechselleitige
Erbitterung züchten würde, was zu bedauerlicheii Konsequcnzen führeu
köunte. Mit vollem Vertrauen in Jhren stels bewiescneii Patriotismus
mid im Eiuvelständnisie mit Jhren von mir gekamiten diesbezüglichen
Anschauungen bin Jch überzeugt, daß Sie auf diese Angelegenheit,
was Jch hiermit auch wünsche, Jhre desondere Aufmerksamkeit richten
und entwrechend vorgehen werden, damit dort, wo es notwendig ist,
die Bevvlkerung zur Genüge aufgcklärt, und daß, wenn sich trotzdem
ungesetzliche und verdammenswerte Ausreizungen oder Verdächtigungen
crgeben, gegen diese die ganze Strenge des Gesetzes angewendet werde.
Gegeben zu Jschl, am 7. August 1886. Franz Joseph.
Die Veröffcntlichung dieses kaiserlichen Handschreibens hat in
Pcsth die günstigste Wirkung gehabt. Die Edelsheim-Janski-Affaire
ist mmmehr endgiltig beigelegt, sdie vollkommene Beruhigung der un-
garischen Bevölkermig wird nicht ausbleiben. Das volle Vcrtrauen
des Kaisers zum Ministerpräsideuten Tisza, welchcm in dem kaiser-
lichen Handschreiben Ausdruck verliehen wird. begegnet in Re-
gicrungskrciseu der größten Freude.G'.Dic fKlärung der jüngsten
Nationen zu Jhnen zu sprechen, dercn Dolmelsch ich bin.
Weiche Verdienste um Wiffenschaft und Kuust hat sich nicht
der unternehmende angelsächsische Volksstamm erworben, der
nicht nur auf dem Boden Nordamerikas die Keime zu neum
Staaten ausgcsireut, sondern sie auck erleuchtet hat mit dem
Lichte, das die reichen Stätten der Wisjenschaft in Oxford und
Cambridge spendeten. Jch werde auch nicht, meiue Herren, die an
die ganze gebildete und wissenschaftliche Welt Europas gerichteten
Adressen der Uiiiversitäten in Edinburgh und Wsala vergeffen, welch
letztere uns die Bekannischaft aller hohen Schulen Skandinaviens ver-
mittelt hat. Wer weiß, meine Herren. ob dicjemgcn, w.lche im Nor-
den jcnen Festcn der Wiffenschaft beigewohnt, nicht in naher Zukunft
durch die russischen Universitäten und Akademieen nach Petersburg
imd Moskau zu ähnkicheu Feierlichkeiten eingeladen sein werden?
Glauben Sie nicht, daß ich alle jene gelehrtcn Körperschasten der
Nieüerlande, Hollands und Belgiens vcrgeffe, welche selbst im Ver-
hültnis zur Dichtigkeit der Bevölkeruiig so zahlreich sind. Ein viel-
hmibertjähriger Wetteifer fördcrte ihre Unabhängigkeit und ihr Wissen.
Um von ihrem in eine ferne Bergangenheit zurückgreifenden Leden
einen Begriff zu geben, mill ich uur einen itirer Vertretcr nennen,
und zwar gerade, weil er keiner bestimmten Akademic angehörte.
Jch spreche von jenem Manne der nordtschen Renaissance, welcher, m
Holland gedoren. gebildct in Löwen, Puris, England imd schließlich
in Basel, sich von keiner Universität, von keiner Akademie fesseln
lassen wollte, weit er sich bcwußt war, daß er ein viel größeres Ge-
biet sein ncnnen durfte und daß er einer vtel umfangreicheren Diöcese
angehörte, der Philosophie. Dies sind die Uuiversitäten und Akade-
mieen, dcren Glückwünschr ich der Universität Heideldcrg enlbiete. —
Glückliche Ruperlo-Carola! Gegründet im 14. J.ihrhmidert,
wurde sie nach vielen Wechselfällen reformiert im 14. um> wiederher-
gestellt in> 18. Jatirhundert durch wiederholle Akte einer hoiien Auto-
ritüt, wclche sich stets gezeigt hat und sick noch hcute bcwührt, als eine
hochherzige Beschützerin. So oft, meine Herren, bat sie an der Spitze
des geistigen Fortschritts gestanden. immer aber auf der Höhe des-
selben! Und so ist deim ihre Laufbahn bis heute eine glünzende ge-
blieben. Es wiirds zu weit führeu, nieine Herren, ihre jüngsten
Rnhmesthateu aufzuzählen. Das Jnstitm würde es mir jedoch nicht
verzeiben. weun ich nicht diejenigen mtter Jhnen ncnnen würde, welche
in feinen Listen verzeichnet stehen als freie und korrespondierende
Mitglieder, den Geschichrsschreiber der Philosophie d.r Alten, dcn ich
iiickit nennen will, weil Sie alle an ihn denken, und die Herren
Buiisen, Helmholtz und Kirchhoff, deren bewmidernngs-
würdige Entdeckungen nicht nur Jhrer Universität, sondern
unserer ganzen Epvchs zur Ehre geretchen. Und sehen Sie
nicht, meine Herren, gleich mir, iil dem Eifer. mit welckem
die berühmtesten Körperschaften der civilisierten Nationen Jhrcr
Einladung Folge geleistet, einen erncuertcn Beweis dafür, daß die ge-
lehrten unb die schönen Wissenschafteu den besondern Vorzug genießen.
Borkommnisse und die Festigung der Position Tiszas wird, wie die
„Wiener Allg. Ztg." aus Pcsth meldet, für eine vollständige gehalte«.
Man huldigt dem Monarchen wegen seiner Ritterlichkeit, wslche schwer«
Mißverständniffe im Keime erstickt und drohende Gefahren abgewendet
habe und bezeichnet andererscits die Kuudgebung als den höchsteu
Triumph der staatsmämiischen Kunst Tiszas. Jn Ungarn werde»
großartige Ovationen für den Kaiser vorbereitet.
Aus Rom ist in Pa ris Pater Favier, Präfekt der Lazaristen»
mission in Peking, eingctroffen, hat mit Cbarmes, Dircktor der po-
litischen Abteilung des Ministeriums des Äußeren, mehrere Unte»
redungen gehabt und auch um eine Audienz bei Grevy in Mont-sous-
Baudrey nachgesuckt. Der „Temps" bleibt bei der Behauptung, daß
die Verhandlungen zwischen der römischcu Kurie uud der französische»
Regicrung über dcn Charakter der diplomatischen Vertretung deS
heiligen Stuhies in Peking noch fortdauerten und voraussicht«
lich auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen würden.
JnBrüssel haben sich die maßgebendenBehörden über dieFrage»
ob die auf den 1b. August, den nächstcn Sonntag, ausgeschriebene gro ße
socialistische Kundgebung gestattet werden soll oder nicht, wie
bereits erwähnt, dahin entschieden, daß der Kundgebnng nichts in de»
Weg gelegt werden soll, falls sich der Zug einen Weg aussucht. der
nicht am königlicheu Palais vorbeiführt, unter desscn Fenstern d»
Socialisten demoiistriercn wollten. Außerdem sind militärische Maß-
nahmen zur Verhütung von Gewaltthaten getrofsen.
Die besonderc Kommission, die in Nußland unter dem Vorsitze
des Gehilfen des Ministers des Junern Senators Plehwe vor ciniger
Zeit zu dem Zwecke eingesetzt wurde, um die Rechte der ausländischen
Unterthanen auf Jmmobilienbesitz in Rußland festzustellen, beabsichtigt
unter anderem, wie dcr „Swet" mitteilt, mit der Wicdereröffnung
ihrer Sitzungen im Herbste an die Ausarbeilung der Maßregeln z»
gehen, durch die das Zuströmen der Deutschen in das Weichsel-
gebiet gemindert und die Verhältnisse derjenigen von ihnen, die
in der lctzten Zcit tn den ruffischen Unterthanenverband getreten sind,
ncu georduct werden sollen.
Ein Petersburger Brief der „Pol. Korr." tritt jenen Kombi-
nationen entgegen, welche der Uberbringung eines HaudschreibenS
des Zars an den Sultan durch Herrn v. Nelidow eine bssondere
polttische Bedeutung beilegen. Dieser Vorgang bedeute nichts anderes,
als die Erwiderung eines Courtoisieaktes des Sultans, der anläßlich
des Ausenthaltes des Kaisers Alexander III. in Livadia Edhem Pascha
dahin entsendet hatte, um dem Zar die fremrdschaftlichen Gesinmmge»
des Sultans auszudrücken und vcrschiedene Geschenke zu überreichen.
Der Zar hat die Rückkchr des Herrn v. Nelidow nach Konstantinopel
benutzt, um dem Sultan seinen Dank für jenen Akt der Höflichkeit
zum Ausvrucke bringen zu laffen. Was die gegenwärtigen Beziehungen
zwischen Rußland und der Türkei betreffe, so hätten dieselben keine»
anderen Charakter als dcn einfacher Korrektheit.
Die Maroniten in Tripolis in Syrien haben an den Papst
Leo LIII. eine telegraphische Depcsche gerichtet, in welcher sie desse«
Schutz gegen ihre fortgesetzte Bedrückung erbitten.
Jn dem nordamerikanisch - mexikanischen Streitfall
wird berichtet, daß bei dem mexikamschcn Obergericht von Chibuahua
Berufung eingelegt ist gegen die Verurteilung Mr. Cutlings zu emem
Jahre Zuchthaus und zur Zahluug einer Geldbuße von 600 Dollars.
Es heißt, daß Mr. Bayard zum letztenmal die mexikanische Regieruug
aufgefordert hat, Cutting freizugeben. Wahrscheinlich wird die Ang»
legenheit einem internationalen Schiedsgericht vorgelegt werden.
Mittlerweile dauert die kriegerische Aufregung an der mexikanische»
Grenze ungeschwächt fort.
keine Grenzen zu kennen? Ja. meine Herren, sic crhsben sich aufS
glücklichste über sich setbst hinaus zu jeuen erhabenen. friedlichen und
idealen Regionen, wo alle Wahrheiten, überall verkannt, sich erkennen
mid wo die großen Genien aller Nationen sich begrüßen u»d sich die
Hände reichen. Möge in diesem Sinne die Umversität Hcidelberg
auch in Zukunft so btühen, wie sie cs dank ihrer Jahrhunderte wäi».
renden Hingabe an die Wissenschasten verdient hat- Jch habe nur
noch, meme Herren, dem Herrn Rektor, den Bertretern der Umver!»
täten uad Akademieen zu danken, welche so gütig waren, mich zn
ihrem Sprecher zu erwählen. Sie, meine Herren, huben die Gesahr,
welche in diesem delikaten Auftrag lag. aus dem Wege geräumt. Was
d e mir zu teil gewordene Ehre anbelangt, so glaube ich in Jhrem
Simie zu handeln, wenn ich dieselbe voll und ganz als dem Jnstitut
metues teuern und heißgeliebten Vaterlandes, dem Jnstitut de Frauce.
erwiescn betrachte.
sDas Bier, das in Heidelbergf während der Jubiläumsfest-
lichksiten verabreicht wurde, hat auch den Beifall der anwesende»
Franzosen gefuuven. Dem Berichterstatter des „Figaro" Herrn
Pierre Giffard scheint es famos geschmeckt zu haben, denn dcrselb«
begimtt seiuen Bericht vom 5. mit den Worteu: „Trinken hcißt hier
die Parole, nochmals trjnken, immerzu trinken! Jn meinem Leben
habe ich nicht so viel getrunken. Aber dieses Bier vcrdient auch g»
trmiken zu werden. Wahrhaftlg, es hat keine üblen Folgcn. Frei vo»
der Behandlung mit Alkohol, welcher die PariserHändler das dortige
Bier unterwerfen, um es zum Versand geeigneter zu mache», ist dieses
hier gesund und verwirrt das Hirn nicht eher als bis man zum
zwölften Schopven kommt. Das ist die Zahl, üver die ich vo»
sichtigerweise nicht hinausgehe; aber ich schäme mich fast, das zu
gestehen." Äbrigens hat Giffard auch über den histvrische»
Festzug wie über den ganzen Verlauf der Festwocke sehr entzückt
geschrieben- Sein letzter Äericht schließt mit folgenden Worlen:
„Auffallend war die vollendete Vornehmheit der jungen Männer
und jungen Mädchen, welche um die Ehre gewetteifert hatten,
bei dem im dvppelten Sinne des Wortcs historischen Festzuge mitzu-
wirken. Die Damen waren anmutig, und viele vou ihnen wayre
Schönheiten... . Jch habe nach besteii Krästen über dtese glänzende
Woche berichtet, in wetcher die den Wissenschaften geweihten Huldi-
gungen sich mengten mit dem lärmenden Gaudeamus-Gesang der
Jugend in den lieben Kneipen. Das alles liegt außerhalb unserer
französischen Gewohnheiten, aber es giebt eben außer uns noch Leute
auf dieser Eedenwelt. So'.che Veranstaltungen mahnen uns, das nicht
zu vergesseu.... Was mir bei dieseu volkslümlichen Festcn besonders
aufgefallen ist, das ist die vollkommsne Regelmäßigkeit, mit der sich
alles dem Programm entsprechend vollzieht, ohne Anstoß, ohne Ve»
letzung unv namsntlich ohne Lärm. Hunderttausend Personen, welche
ein Fest feiern, hätten bei uns das ganze Land betäubt. Hier geht
alles methodisch und vhne Gsschrei vor sich. Bci den kleinsten Einzel-