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Hooch, Pieter de; Valentiner, Wilhelm Reinhold [Hrsg.]
Pieter de Hooch: des Meisters Gemälde in 180 Abbildungen : mit einem Anhang über die Genremaler um Pieter de Hooch und die Kunst Hendrik van der Burchs — Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben, Band 35: Stuttgart, Berlin, Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1929

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Genremaler um Pieter de Hooch
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https://doi.org/10.11588/diglit.57089#0033
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Genremaler um Pieter de Hooch

PlETER de Hooch hat, wie es scheint, keine eigentlichen Schüler gehabt, aber
seine Motive und sein Stil haben einen nicht geringen Einfluß auf die zeitgenös-
sische Genremalerei ausgeübt, wie es sich nicht anders bei einer so ansprechen-
den und malerisch reizvollen Kunst erwarten läßt. Freilich, ebensosehr wie sich
das Charakteristische der Kunst Pieter de Hoochs aus dem Zusammenfluß der
verschiedensten Stilelemente erklärt, so formte sich bei den ihm verwandten
Künstlern aus der Einwirkung seiner Kunst meist nur eine Seite ihres Wesens,
und die anderen Seiten berührten sich wieder mit anderen Meistern oder waren
ihnen originell. Sicher auch spielte der Meister, der für viele holländische Maler
zur lebenspendenden Kraft wurde, Rembrandt, eine entscheidende Rolle bei der
Ausbildung der Genremalerei im Stile Pieter de Hoochs. Die häuslich bürger-
liche Atmosphäre, die Rembrandt um die Mitte der vierziger Jahre des 17. Jahr-
hunderts seinen Interieurs gab, wurde bald von seinen Schülern nachgeahmt,
und wenn seine Kunst zu geistig war, um reale Genreszenen in sich zu be-
greifen, so war die Beschäftigung mit Bildern des Alltags um so leichter für die
Schüler, als ihnen die Fähigkeit zum Übertragen des Gesehenen in eine höhere
Atmosphäre mangelte. Daß es sehr wahrscheinlich Rembrandt selbst war, der
einfacher begabte Naturen unter seinen Schülern auf das dankbare Gebiet der
Genremalerei hinwies, können wir aus manchen seiner Zeichnungen, die Vor-
lagen für seine Schüler wurden, ersehen.
Unter den Schülern gehören vor allem Nicolaes Maes, Samuel van Hoogstraten
und Gerbrandt van den Eeckhout zu den Vermittlern zwischen dem Stil Rem-
brandts und dem der Genremaler um Pieter de Hooch. Und dies nicht allein,
soweit die Interieurmalerei in Frage kommt, sondern auch für die Motive im
Freien, wie sie bei Pieter de Hooch und seinen Nachahmern beliebt waren: etwa
für die Gesellschaftsszenen auf der Terrasse, oder für die Gartenbilder mit ihren
geregelten Anlagen, denen ein paar zerstreute Figuren eingefügt sind. Auf das
Gartenbild mit zwei Porträtfiguren von Hoogstraten (S. 179 oben) wurde bereits
hingewiesen; während es auf der einen Seite in den Lichtkontrasten und in der
pastosen Technik die Herkunft von Rembrandt deutlich verrät, leitet es ande-
rerseits zu Pieter de Hoochs Gartenszenen über, von denen die frühesten erst
wesentlich später entstanden sind. Hoogstratens Kunst berührt sich auch später

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