26 6VIII. Das Leben der ferrarestschen Maler
noch nach jener Zeit, er war ein geübter Meister, wie in
Neapel viele Werke seiner Hand kund thun, welche mit
vieler Fertigkeit doch ohne gute Zeichnung ausgeführt sind.
Don Pedro di Toledo, Marchese von Villafranca, damals
Vice-König von Neapel, ließ ihn ein Marmorgrabmal für
sich und seine Gemahlin arbeiten, Giovanni schmückte es
durch eine unendliche Menge Bilder, worin er die Siege
darstellte, welche jener Herr über die Türken erkämpft hatte;
viele Statuen sind außerdem einzeln darauf vertheilt, und
mit großem Fleiß ausgeführt. Es sollte dieß Grabmal
nach Spanien gebracht werden; weil es aber zu Lebzeiten
des Marchese nicht geschah, blieb es in Neapel.^) Gio-
vanni starb mit siebzig Jahren und wurde 1558 in Neapel
begraben.
Fast in derselben Zeit, als der Himmel der Stadt
Ferrara oder vielmehr der ganzen Welt den göttlichen Lodo-
vico Ariosto schenkte, wurde an demselben Orte der Maler
Dosso Dos,-, Dosso geboren. War er auch unter Malern nicht, was
Ariost unter den Dichtern, so leistete er doch genug in der
Kunst, um seine Werke in Ferrara sehr werth gehalten zu
Die Werke deiner Hand entstehn;
Aus Furcht sie möchten ihm am Ende ganz entgehn,
Entriß er dir und ihnen schnell das Leben.)
(Aus der ersten Ausgabe.)
2°) Dieß Grabmal ist noch jetzt in der Kirche S. Giacomo zu sehen.
2?) Dosso Dossi und dessen Bruder Battista stammten der Angabe Scan-
nelli's zufolge aus Dosso unweit Ferrara- In der Ausgabe von i55o
beginnt das Leben der Dossi mit nachstehender Einleitung: „Wiewohl
die Malerei durch Linien Gestalt gewinnen und sich als eine wortlose
Poesie geltend machen kann, so bleiben doch Malerei und Dichtkunst
stets durch eine Kluft von einander geschieden; denn jene ist stumm,
diese redet; allein der Pinsel kann, was die Feder ausgesprochen, so-
weit der Gegenstand es zuläßt, durch Stellung, Geberden :c. wieder-
geben und ausdrücken. Deßhalb fügte es ein günstiges Geschick daß
zu Ferrara gleichzeitig mit dem göttlichen Dichter Lodovico Ariosto
noch nach jener Zeit, er war ein geübter Meister, wie in
Neapel viele Werke seiner Hand kund thun, welche mit
vieler Fertigkeit doch ohne gute Zeichnung ausgeführt sind.
Don Pedro di Toledo, Marchese von Villafranca, damals
Vice-König von Neapel, ließ ihn ein Marmorgrabmal für
sich und seine Gemahlin arbeiten, Giovanni schmückte es
durch eine unendliche Menge Bilder, worin er die Siege
darstellte, welche jener Herr über die Türken erkämpft hatte;
viele Statuen sind außerdem einzeln darauf vertheilt, und
mit großem Fleiß ausgeführt. Es sollte dieß Grabmal
nach Spanien gebracht werden; weil es aber zu Lebzeiten
des Marchese nicht geschah, blieb es in Neapel.^) Gio-
vanni starb mit siebzig Jahren und wurde 1558 in Neapel
begraben.
Fast in derselben Zeit, als der Himmel der Stadt
Ferrara oder vielmehr der ganzen Welt den göttlichen Lodo-
vico Ariosto schenkte, wurde an demselben Orte der Maler
Dosso Dos,-, Dosso geboren. War er auch unter Malern nicht, was
Ariost unter den Dichtern, so leistete er doch genug in der
Kunst, um seine Werke in Ferrara sehr werth gehalten zu
Die Werke deiner Hand entstehn;
Aus Furcht sie möchten ihm am Ende ganz entgehn,
Entriß er dir und ihnen schnell das Leben.)
(Aus der ersten Ausgabe.)
2°) Dieß Grabmal ist noch jetzt in der Kirche S. Giacomo zu sehen.
2?) Dosso Dossi und dessen Bruder Battista stammten der Angabe Scan-
nelli's zufolge aus Dosso unweit Ferrara- In der Ausgabe von i55o
beginnt das Leben der Dossi mit nachstehender Einleitung: „Wiewohl
die Malerei durch Linien Gestalt gewinnen und sich als eine wortlose
Poesie geltend machen kann, so bleiben doch Malerei und Dichtkunst
stets durch eine Kluft von einander geschieden; denn jene ist stumm,
diese redet; allein der Pinsel kann, was die Feder ausgesprochen, so-
weit der Gegenstand es zuläßt, durch Stellung, Geberden :c. wieder-
geben und ausdrücken. Deßhalb fügte es ein günstiges Geschick daß
zu Ferrara gleichzeitig mit dem göttlichen Dichter Lodovico Ariosto