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5o weit es auch die INaschincnweberei gebracht hat, so sind dc>ch bis
jetzt alle versnche vergeblich gewesen, die unier dem Namen „Smyrna-
texxiche" bekannten orientalischen Anüxftexxiche aus maschinellem wege
nachzuahmen; wenigstens waren es entweder keine eigentlichen ge-
kniixften Texxiche, welche unter diesem Namen anf den Markt kamen,
oder die maschinellen Linrichtnngen sür solche in der Tcchnik den alten
entsprechenden produkte sind noch zn komxlizirt, als daß sic cincn
kaufmännischen Lrfolg gegenüber der soliden bsandarbeit verbürgtcn.
Line sehr wesentliche Ergänzung des vortrags besiand in der
Aufstellnng cines kleinen Iacquard-Stuhls aus dem Besitze der
Technischcn ksochschnle und in den zahlreichen Proben von textilen
Arbeiten; zu letzteren hatte die Firma I. Lbner L Lie. hier eine
Reihe der entzückendsten Nkuster ihrer jdaramentengewebe ansgestellt
(darunter u. A. einen Silberstoff im jdrcise von zoo Nk. xer Meter),
während kqoflieferant L. Bernheimer wie für alle ähnlichen Ge-
legenheiten, so auch für diesen vortrag den Saal mit den verschieden-
artigsten gewebten nnd geknüpften Teppichen rc. ausgcstattet hatte.
Die dritte Wochenversammlnng, am ig. November,
brachte eincn vortrag über Ragusa, von kferrn E. v. Berlepsch.
Mehr als früher hat sich die Reiselnst der Aünstler in den letzten
Iahren der dalmatinischen Kllste zugewandt, nnd daß an derselben
sehr viel landschaftliche und architektonische Schönheiten zu finden sind,
die den Maler und Architekten zum Besnche reizen, das konnte der
Vortragende um so eher darlegcn, als er denselben dnrch einc große
Zahl meist von ihm selbst aufgenommener Photograxhien zu illn-
striren in der Lcrge war. Ragusa, in der Nähe der ehemaligen, bei
einem Lrdbeben untergegangenen griechischen Lolonie Exidaurns,
deren Trümmer man bei klarer See noch anf dem Meeresgrund ge-
wahren soll, hat sich, wie die meisten Städte der dalmatinischen Aüste,
aus griechisch-italischer Anltur herausentwickelt; das nmgcbende Land
ganz allein war bis vor Aurzem slawisch, bis in neuester Zeit durch
die Lrrichtung slawischer Schulen auch in den Städten die alte italische
Aultur auf den Aussterbc-Ltat gesetzt wurde. Lin ganz zusammen-
gedrängtes Geschichtsbild der etwa t2vo Iahre lang selbständigen Stadt
nnd eine Beschreibnng des allgemeinen Landschaftsbildes und der Sce-
fahrt zwischen den Inseln dahin leiteten die Beschreibnkig der Stadt
nnd ihrer Bauten rc. ein. Unter den lctztern, welche natnrgemäß sehr
viele Anklänge an gleichzeitige venetianerbanten aufweisen, zcichnen
sich die zahlreichen, freilich meist halbzerstörten villcn, sodann der
Rektorenxalast, der Palast Bizarri, der Dom und andcre Airchen aus.
von hervorragendem lVerth ist der Airchenschatz des Domes, in
welchem wahre jderlen der Goldschmiedekunst ausbewahrt sind, darunter
— wohl die schönsten Stücke — eine Taufkanne und Becken, die bis-
her als italienische Arbeiten ausgegeben wurden, — dein Anscheine
nach aber das Nürnberger Beschauzeichen tragen. Trotz häufiger und
schwerer kseimsuchung durch Lrdbeben besitzt die Stadt doch noch in
Alosterhöfen, Portalbauten, Brunnen, zahlreiche herrliche Denkmale
ans der gothischen und Rcnaissance-jderiode; charakteristisch fllr die
Stellung, welche die Stadt in der Lntwicklung der kjumanität ein-
niinint, ist es, daß sie schon im Iahre Sxitälcr nach dem System
der Arankenabsonderung besaß, daß sie schon damals die Verbrennung
aller an ansteckenden Arankheiten Verstorbenen anordncte, daß sie schon
tjSS gegen den Sklavenhandel energisch einschritt u. s. w. Ulit dem
Aufhören der selbständigen Rexublik Ragusa im Anfang unsres Iahr-
hunderts nahm auch die Blüthe der Stadt ein jähes Lnde, und der
Zerfall der alten stolzen rnaAone Sxiäauro-AuAusea» geht mit dem
Ueberhandnehmen der Slawen Hand in bfand.
Zur Ausstellung gelangten an diesem Abend n. A. ein Lck-
schrank, ausgeführt von j). Bertenbreiter (Bilöhauerarbeit von
L. Bösmiller,) — eiu Schrank aus Lichenholz (ital. Frührenaissance)
von V. Fritzsche, — ein von Frln. Braun gemalter Aaminschirm,
— cin in kfolz gcbrannter Windschirm von Frau v. Gebsattel, —
eine xrächtige dnrchbrochene Tischdecke von Lrln. Lossow.
Die weihnachtsausstellung des vereius ist am tu. Dezember dem
jdublikum geöffnet und am gleichen Tage bereits vormittags mit dem
Besuche S. k. kfoheit des Prinz-Regenten beehrt worden; über die An-
ordnnng derselben ic. werden wir in nnserer nächsten Nnmmer berichten.
Ueber die aus das prcisausschrciben des vcreins (vcrgl. S. t-xs)
cingelanfenen Lntwürfe hat das Preisgericht sein klrtheil gefällt;
die Ansstellnng derselben mußtc mit Rücksicht auf die Weihnachts-
ansstellung anf die Zeit vom -t. bis ?. Iannar tLyo hinansgeschoben
werden.
KlmstgkwerK-Lerkink
Kunstgewerbevereme.
verein siir deutschcs Irunftgewerbe zu Berlin. Der „verein
für dentsches Aunstgewerbe" beging am 2 7. November sein zwölftes
Stiftungsfest in den gesammten oberen Räumen des Architektenhauses.
Bei dem Festmahl, an wclchem etwa 200 jdersoncn theilnahmen,
waren alle Tafeln mit Aufsätzen, Trinkgeschirren und Blumcn reich
dekorirt. Ls toastete n. A. Geheimer Hofrath Schröer anf den
Aaiser, Regierungsbaumeister Iaffd auf die Gästc, Amtsrichter
vr. Böringuier anf den verein. Der Abend, der durch Gesänge nnd
Solovorträge jeder Art belebt wurde, verlief in schönster lveise und
schloß mit einem geschmackvoll arrangirten Ball. An Festgaben brachte
Banmeister Iaffä eine humoristische Festkarte (welche Or. Jessen
erläuterte) nnd Nlaler lhochlehnert einen hübschen Speisezettel, bcidcs
in Lichtdrnck ausgeführt von P. Schahl. v. ^V.
Lunstgelverbe-Vcrein zu Damburg. Durch das oxfcrwillige
Lntgegenkommen einiger Bürger und dnrch einen Zuschuß aus der
Aasse dcs Aunstgewcrbe-Vereins ist es gclungen, zwölf lllitgliedrr des
vereins mit Stipendien zn einer Reise nach der jdariser lveltausftellung
anszusteuern. Nlan hat zu den Stipendiaten solche hiesige Aunsthand-
werker ausgewählt, welche sich auf der kjamburger Ausstellung besonders
hervorgethan haben und von welchen man hoffen dllrfte, daß unser vater-
städtisches Aunstgewerbe durch einen Besnch der jdariser Iveltausstellnng
einen größtmöglichsten Nutzen haben würde. Ls ist in Aussicht ge-
nommen, daß die den verschiedenen Aunstgewerken entnoinmenen Ab-
gesandten durch Vorträge im verein von ihren Beobachtnngen und
Lrfahrungen lNittheilung machen werden. A. bl.
Der Allgcmciiie Iiunstgewerbc-Vercin in Paris hat im ver-
gangenen Iahr eine Sumine von Nr. zu Lrwerbungen für
scin Nluseum ausgegeben. Diese Summe vertheilt sich auf folgende
jdosten: 57,2Zg kr. cm. für verschiedene älterc kunstgewerbliche
Gegenstände, H0,00o Nr. für Ankäufe aus dcr Gouxil'schen Sammlung,
18,000 Nr. für ein Täfelwerk aus Lyon, -I,l2ö kr. für verschiedene
modcrne Gegcnsiäude. (Bayer. Gew.-Zeit.)
Dic Debung dcs Landwerks in dcn lliedcrlandcii. vor Aurzem
sind in den Niederlanden mehrere vereine zusammeugetreten, um ge-
meiusam an der lhcbung des nationalen lhandwerks mitzuwirkcn. Ls
soll dies einmal durch Linrichtuug von Fachklassen und Abendschulen,
anderseits durch häufigere jdreisausschreibeu versucht werden. Die vou
der vercinigung eingesetzte Zeutralkommission zur Beförderung von
Wettbewerbungen für lhandwerker in den Niederlanden
hat gegenwärtig ihr erstes Preisausschreiben (an Niederläuder) er-
lassen, das auch in Deutschlaud eiuige Beachtung verdienen dürfto.
Ls werden zunächst zehn Aufgaben gestellt, für deren beste Lösungen
ohne Unterschied je ein Preis von -10 Gulden und eine Prämie von
20 Gulden zncrkannt werdcn. Es werden u. A. verlangt Lntwllrfe
für eiue transxortable hölzerne Sitzbauk in ein vestibül, ein Damen-
arbeitstisch, ein schmiedeisernes Aushängschild, Beschlag einer Ziminer-
thür, eiue dreiarmige kupferne Aroue für Gas und elektrisches Licht,
ein silberner Preisbecher mit Inschriftschild. Ulit der Ausstelluug dec
eingehenden Lntwürfc sollen zugleich auch beliebige audere Arbeitcn
und Zcichnungen jeder Art ausgestellt werden, vou denen die Aom-
mission etwa als vorbilder geeignete ankaufen zu wollen erklärt hat.
v. >V.